Globalisierung fordert Neugier der Mitarbeiter

Menschen machen den Unterschied

13.02.2008 von Andreas Schmitz
Sofern die IT-Struktur im Unternehmen steht, verlangt die Globalisierung vom CIO vor allem eines: Die Erkenntnis, dass IT ein "People Business" ist, und die IT-Mitarbeiter den Unterschied machen. Das ist das Fazit der internationalen Speaker auf den Hamburger IT-Strategietagen.
Globalisierung beginnt bei den Menschen.
Foto: MEV-Verlag

Nicht die Technik macht aus einem Konzern einen global agierenden Konzern, sondern die Menschen, die darin arbeiten. Jennifer Allerton, CIO von Roche Pharma in Basel, sieht in der IT ein "people business": "Sie müssen in einem anderen Land gearbeitet haben, um die kulturellen Unterschiede verstehen zu können", sagt Allerton, "das ist nötig, denn die Mitarbeiter arbeiten in globalen Teams zusammen, dazu braucht man die richtige Mentalität und Offenheit für andere Kulturen". Zudem hat Roche jetzt ein Framework für die Karriere aufgesetzt, in dem nicht nur die Manager-Karriere möglich wird, sondern auch jene im Projektmanagement und als Experte.

Alle sechs bis acht Jahre ändert sich das Geschäftsmodell in der Pharmabranche. "Die Mitarbeiter müssen sich auch ändern und die Manager müssen die Menschen in die Veränderungen mitnehmen", sagt Allerton, die entsprechende Weiterbildung anbietet, aber auch ständiges Lernen fordert. Mit 6 Prozent IT-Budget vom Umsatz des Konzerns hat sie eine komfortable Summe zur Verfügung, zwei Prozent mehr als der Durchschnitt der Branche.

Um global flexibel genug reagieren zu können, hat Allerton die dezentrale nach und nach in eine eher zentralere Struktur umgewandelt. Und sie nutzt dazu Standards, die schlicht nötig sind. "Es geht nicht, 18 verschiedene Versionen von SAP im Einsatz zu haben", so Allerton, Im Benchmark hat sie herausgefunden, dass diese vielen Versionen 46 Prozent mehr Kosten produziert haben. Auch Worte wie Serviceorientierung und Virtualisierung nennt Allerton, doch steht und fällt das Geschäft für sie an den Mitarbeitern: "Globalisierung heißt nicht Standardisierung".

Jeff Hutchinson über eine neue Generationen

Jeff Hutchinson mahnt, eine neue Generation der Mitarbeiter wahrzunehmen, die er "n-generation" nennt. Das steht für "network, now und nintendo", so der US-CIO des Joghurtherstellers Danone, der auch das Analystenhaus Gartner zitiert, welches diese neue Generation als "virtual generation" bezeichnet.

Auch die Rolle des CIO wird sich dadurch ändern. Der transformierende IT-Manager entsteht. Denn es ist nicht damit getan, Standards wie ein weltweit operierendes Data Center aufzusetzen, das IBM betreut, oder einen ERP-Standard zu definieren, der lokal entsprechend umgesetzt wird. Oder harmonisierte Master Data in die Business Center einzuführen - wie bei Danone geschehen. Um Innovationen auf den Weg zu bringen, rät der ehemalige Partner von Accenture, die Möglichkeiten der Kollaboration, des Social Networking und des Beziehungsmanagements zu nutzen. Sein Ziel ist es, die technischen Voraussetzungen zu schaffen, um die Menschen ideal miteinander zusammenarbeiten zu lassen (Stichworte Unified Messaging und Collaboration).

Patrick Naef, CIO bei der Emirates-Airline, musste IT-Strukturen erst entwickeln.

Vergleichsweise Entwicklungsland in Sachen IT ist die arabische Fluglinie Emirates aus Dubai. "Keine Standards, keine Strategie, komplett dezentralisiert", benennt CIO Patrick Naef die Kennzeichen der IT. Strukturen bilden, die richtigen IT-Leute finden und eine einheitliche zentrale Strategie schaffen, waren dann auch die ersten wichtigen Schritte in die Globalisierung für den CIO aus der Schweiz. Und zwar als Voraussetzung für eine Fluglinie, die vor einem enormen Wachstum steht. Derzeit fliegen die Emirates 99 Orte weltweit an, mit 114 Flugzeugen. 245 neue Flugzeuge haben die Araber für die Flotte bereits bestellt, darunter 58 vom neuen Fluggiganten A 380. Das zeigt die Wachstumserwartung des Flugkonzerns.

Ein Frachtabwicklungssystem Skychain ersetzt inzwischen schon unzählige Legacy-Anwendungen. Nur noch zwei PC-Typen sind im gesamten Konzern im Einsatz und ein neue Governance-Struktur schafft zudem neue und klarere Entscheidungswege, mit denen der Schweizer schon besser leben kann. Diese Maßnahmen waren nötig, um die Komplexität der ursprünglich völlig unübersichtlich gewordenen Prozesse im dezentralen Unternehmen zu beherrschen.

"people business"

Und auch Naef stellt sich die Schlüsselfrage: Wo bekomme ich die Mitarbeiter her, die für die 1.700 Mann starke IT arbeiten. In Dubai gibt es sie nicht. Indien ist immerhin in Reichweite und deswegen auch als Nearshore-Partner geschätzt. Und so wird auch die Rekrutierung neuer Mitarbeiter bei den Emirates die IT zum "people business".