Experten für Logistik und Rechnungswesen gesucht

SAP-Berater immer noch stark gefragt

20.02.2008 von Nina Gut
SAP-Berater werden noch immer händeringend gesucht. Gerade Experten für Enterprise Ressource Planning (ERP), vor allem für Logistik und Rechnungswesen, stehen hoch im Kurs. Fast jeder zweite Arbeitgeber bevorzugt SAP-Experten, die sich in diesen betriebswirtschaftlichen Kernbereichen auskennen. Auch im Bereich Business Intelligence (BI) ist die Nachfrage hoch. Das ist das Ergebnis einer Marktstudie des Beraters Apentia Consulting.

Laut Apentia sind die Skills ganz unterschiedlich stark gefragt. Bei den Job-Offerten enfallen fast 20 Prozent auf die Logistik und 16 Prozent auf das Rechnungswesen. Dahinter folgen Business Intelligence mit elf, Personalwirtschaft mit fast sechs und Industry Solutions mit vier Porzent. Auf Customer Relationship Management (CRM) spezialisierte SAP-Experten werden von fünf Prozent der Firmen gesucht, fast vier Prozent brauchen erfahrene Financial-Experten.

Die Spezialisierung geht allerdings noch tiefer. Im Logistikbereich sind die Module Materialwirtschaft (28 Prozent) und Vertrieb (27 Prozent) stark, die Module Customer Service (vier Prozent) und Qualitäts-Management (drei Prozent) eher weniger gefragt. Arbeitgeber fürs Rechnungswesen favorisieren SAP-Experten mit großer Erfahrung in Finanzbuchhaltung (44 Prozent). Unternehmens-Controller werden selten gebraucht. Bei Basis-Themen haben Fachleute für ABAP, Java und Web Dynpro mit 65 Prozent die Nase vorn.

Allerdings reichen die skizzierten Modulkenntnisse allein nicht aus. Neben fachlichen Skills müssen SAP-Experten auch über Prozess- und Branchen-Kenntnisse verfügen. Laut Apentia wird auf Branchen-Wissen insbesondere in Banken und Versicherungen, aber auch bei Arbeitgebern im Bereich Retail, Utilities und Prozessindustrie Wert gelegt.

Personalsuche als Vorstandsaufgabe

Der Fachkräftebedarf hat inzwischen kritische Ausmaße erreicht. Laut Studie wollen die Unternehmen zum Teil bis zu 300 SAP-Berater einstellen. "Weil Kundenaufträge mangels Fachkräften nicht mehr ausgeführt werden können, ist die Personalsuche inzwischen Vorstandssache geworden", sagt Ralf Breitenfeldt von Apentia.

Einstiegschancen für Absolventen gestiegen

Als Folge des anhaltend hohen Fachkräftemangels sind auch die Chancen von Hochschulabsolventen gestiegen. Immer mehr Unternehmen bilden Einsteiger selbst aus oder richten Trainee- und MBA-Programme ein. Sehr gute Chancen ausrechnen können sich Nachwuchskräfte in Informatik, Wirtschaftsinformatik und BWL, die sich während des Studiums schwerpunktmäßig mit SAP befasst und entsprechende Praktika absolviert haben. Favorisiert werden jedoch nach wie vor SAP-Experten mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung, die neben fachlichen Skills und Branchen-Kenntnis auch persönlich überzeugen und team-fähig sind.

Wer sich für eine Karriere als SAP-Experte entscheidet, kann als Junior ein Zielgehalt von 40.000 bis 45.000 Euro im Jahr, mit modulspezifischen Kenntnissen sogar von 47.000 Euro erwarten. Nach zwei oder drei Jahren kann das Einkommen - je nach gesuchter Fachrichtung - bis auf 60.000 Euro steigen. Senior Consultants verdienen zwischen 55.000 und 80.000, Projektleiter zwischen 70.000 und 90.000 Euro.

Für Umsteiger sehen die Karriere-Chancen allerdings nicht gut aus. Auf Zertifizierungen legen die Arbeitgeber kaum Wert. Und in höherem Alter in die SAP-Beratung zu wechseln, ist laut Studie fast aussichtslos: "Trotz der strengen Auflagen des Allgemeinen Gleichstellungsgesetzes entscheiden sich Arbeitgeber vor allem für jüngere Bewerber", stellt Breitenfeldt fest.

München beliebtester Standort für SAP-Experten

Im Vergleich zum Vorjahr hat der Anteil der festangestellten SAP-Experten zugenommen. Aktuell sind drei Viertel (2007: 70 Prozent) der SAP-Experten angestellt, ein Viertel (2007: 30 Prozent) ist freiberuflich tätig. Der Frauenanteil liegt bei 17 Prozent. Die meisten SAP-Experten arbeiten in Nordrhein-Westfalen (fast ein Viertel), knapp gefolgt von Bayern, Hessen und Baden-Württemberg. Unter den Metropolen ist München mit nahezu zwölf Prozent klare Nummer eins vor Frankfurt, Hamburg und Stuttgart. Am SAP-Standort Walldorf sind fast drei Prozent der SAP-Fachleute beschäftigt. Die Bereitschaft zum Umziehen ist unter SAP-Experten nicht sonderlich ausgeprägt. Kein Wunder bei dem großen Job-Angebot.

Allerdings orientieren sich immer mehr SAP-Berater beruflich in die Schweiz. Das Nachbarland lockt nicht nur mit höheren Gehältern, sondern bietet nach Einschätzung der SAP-Experten auch ein attraktiveres Steuersystem und eine bessere Altersabsicherung.

In der Marktstudie "Apentia Index" bezieht sich Apentia auf eine statistische Auswertung von rund 16.000 Datensätzen aus beruflichen Profilen von SAP-Experten sowie Anforderungsprofilen von Unternehmen.