Online-Versandhändler

Amazon baut drei Logistikzentren in Polen

07.10.2013
Amazon und Verdi streiten erbittert über die Arbeitsbedingungen in den Logistikzentren des Online-Händlers in Deutschland. Jetzt kündigt Amazon den Aufbau von drei neuen Standorten in Polen an. Sie sollen zumindest anfangs vor allem Kunden von Amazon.de bedienen.

Der Online-Händler AmazonAmazon hat mitten in einem festgefahrenen Streit mit der Gewerkschaft Verdi drei große neue Logistikzentren in Polen angekündigt. Jedes solle binnen drei Jahren rund 2.000 Arbeiter sowie in Stoßzeiten jeweils 3.000 saisonale Beschäftigte haben, teilte Amazon am Montag mit. Zwei sollen bis August 2014 öffnen, das dritte Mitte 2015. Das Unternehmen betont, dass es nicht um eine Verlagerung von Logistik-Standorten aus Deutschland gehe. Alles zu Amazon auf CIO.de

Ziel sei der Ausbau des gesamten europäischen Geschäfts, betonte der für Europa zuständige Amazon-Manager Tim Collins. Polen sei wegen der günstigen geografischen Lage, der guten Anbindung und einer "großartigen Beschäftigten-Basis" ausgesucht worden, erklärte das Unternehmen. Zugleich werden die neuen Logistikzentren zunächst hauptsächlich Kunden von Amazon.de bedienen und erst später Nutzer von allen europäischen Websites.

Amazon betreibt insgesamt acht Versandzentren in Deutschland. Zuletzt wurde ein neues Lager in Brieselang bei Berlin angekündigt. Dort sollen über die nächsten drei Jahre 1000 dauerhafte und bis zu 2000 saisonale Stellen geschaffen werden. Die Logistik-Infrastruktur in Deutschland werde also auch ausgebaut, betonte Collins. "Wir haben keine Pläne, Standorte zu schließen oder zu verlagern."

Verdi fordert für die Beschäftigten bei Amazon einen Tarifvertrag nach den Konditionen des Einzel- und Versandhandels. Das US-Unternehmen orientiert sich dagegen nach eigenen Angaben an der Bezahlung in der Logistikbranche und lehnt die Aufnahme von Tarifverhandlungen ab. Der Konflikt schwelt seit Monaten. Zuletzt hatten mehrere hundert Amazon-Mitarbeiter im September in den Verteilerzentren in Leipzig und Bad Hersfeld zeitweise die Arbeit niedergelegt.

Die Gewerkschaft kündigte weitere Aktionen an. "Ich würde mich an Amazons Stelle nicht darauf verlassen, vor Weihnachten alle Kundenversprechen einhalten zu können", wir Verdi-Sekretär Heiner Reimann im neuen "Spiegel" zitiert. Man wolle dann zum Ausstand aufrufen, wenn es Amazon besonders wehtue.

Das Weihnachtsgeschäft ist ein Höhepunkt für Amazon. Jedes Jahr werden für diese Zeit weltweit zehntausende zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. In den USA sollen es in diesem Jahr 70.000 sein, in Deutschland rund 14.000. Nach dem vergangenen Weihnachtsgeschäft hatte es in Deutschland Vorwürfe gegeben, Amazon habe seine Saisonarbeiter schlecht behandelt. Das Unternehmen weist dies zurück.

Die polnische Zeitung "Puls Biznesu" hatte schon vor mehreren Tagen von den geplanten neuen Logistikzentren berichtet und geschrieben, Amazon wolle nach den Arbeitsniederlegungen in Deutschland einen Teil der Aktivitäten nach Osteuropa verlegen.

Jedes der drei neuen Logistik-Zentren in Polen solle eine Fläche von rund 13 Fußballfeldern haben, kündigte Amazon am Montag an. Eines der ersten Lager soll in der Nähe von Posen entstehen, die beiden restlichen bei Breslau. (dpa/rs)

Zur Startseite