Christine Hohmann-Dennhardt

Daimler-Vorstandsfrau soll VW-Rechtsressort leiten

18.10.2015
Ein eigenes Ressort für "Integrität und Recht" im Top-Management: VW hofft, auch mit dieser Strukturveränderung künftig Affären wie dem Abgas-Skandal vorbeugen zu können. Den Job bekommt keine Unbekannte.

Der krisengeschüttelte VW-Konzern holt im Kampf gegen die Abgas-Affäre die Daimler-Vorstandsfrau Christine Hohmann-Dennhardt in seine eigene Führungsetage. Der Konkurrent aus Stuttgart habe dem Wunsch entsprochen und entlasse die ehemalige Bundesverfassungsrichterin frühzeitig aus ihrem bis Februar 2017 laufenden Vertrag, teilten die beiden Autobauer am Freitag zeitgleich mit. Hohmann-Dennhardt wechselt zum 1. Januar nächsten Jahres in den Vorstand der Volkswagen AGVolkswagen AG - als erste Frau in der Konzerngeschichte. Top-500-Firmenprofil für Volkswagen AG

Die Juristin Christine Hohmann-Dennhardt wechselt von Daimler zu Volkswagen.
Die Juristin Christine Hohmann-Dennhardt wechselt von Daimler zu Volkswagen.
Foto: Daimler AG

Die 65 Jahre alte promovierte Juristin soll Europas größtem Autobauer helfen, den Skandal um manipulierte Abgaswerte von Dieselmotoren zu bewältigen. Die Wolfsburger hatten die Schaffung eines neuen Ressorts für ComplianceCompliance (Integrität und Recht) nach Informationen aus Konzernkreisen bereits ins Auge gefasst. Alles zu Compliance auf CIO.de

Neben ihrer Funktion als Richterin am Bundesverfassungsgericht war Hohmann-Dennhardt auch hessische Justizministerin für die SPD.

"Wir freuen uns, dass wir Frau Dr. Hohmann-Dennhardt für diese verantwortungsvolle Aufgabe gewinnen konnten und auf ihre herausragende Fachkompetenz und Erfahrung bauen können", sagte VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch einer Mitteilung zufolge.

In den vergangenen Wochen hatten sich die Hinweise darauf verdichtet, dass VW das Thema auf höchster Ebene ansiedeln will. Die Schaffung eines entsprechenden Vorstandsressorts als Konsequenz aus dem Diesel-Skandal sei "der nächste logische Schritt", hieß es in Kreisen des Unternehmens, wie der Rechercheverbund von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR berichtete.

Zwar hatte Volkswagen - auch als Lehre aus anderen Affären wie den Lustreisen von Betriebsräten auf Firmenkosten - den Kampf gegen Regelverstöße schon seit längerem als wichtige Unternehmensfunktion erkannt. In Person von Frank Fabian gab es im Konzern seit 2001 einen sogenannten Compliance Officer. Eine Aufwertung des Postens in den Vorstand könne aber durchaus eine große Außenwirkung haben, hieß es aus dem Unternehmen. Siemens und DaimlerDaimler hatten bei großen Schmiergeldfällen ähnlich reagiert, um die Behörden milde zu stimmen. (dpa/rs) Top-500-Firmenprofil für Daimler

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