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x86-Server statt Mainframe

Die Allianz wechselt auf Linux

Jens Dose ist Editor in Chief von CIO. Seine Kernthemen drehen sich rund um CIOs, ihre IT-Strategien und Digitalisierungsprojekte.

Auf die übergeordnete IT-Strategie zahlt das Projekt ebenfalls ein. Schell will auch Applikationen außerhalb von ABS konsolidieren und Legacy-Systeme abschalten: "Es ist zudem die Vorstufe für die Cloudifizierung der Umgebung. Wir haben einen sehr stabilen Betrieb erreicht und überlegen uns nun, ob und wie wir sie in die Cloud migrieren." Allerdings müssten dazu die gängigen Cloud-Hyperscaler erst noch passende Lösungen entwickeln, die die Performance-Anforderungen des Systems abbilden.

Die technischen Herausforderungen

"Neben der technischen Herausforderung war das auch ein großes People-Thema," berichtet Pongratz. In der Mainframe-Welt hatte die Allianz viel Know-how über die Applikationen aufgebaut, das essenziell für die Zielplattform war. Dieses Wissen musste erhalten bleiben.

Daher wurde das bestehende Team um Experten für die Zielplattform ergänzt. Die Kollegen aus der "alten Welt" wurden weitergebildet, um sie und ihre Expertise in die Linux-Umgebung mitzunehmen.

"Change-Management war ein großes Thema. DB2 auf dem Mainframe ist nicht DB2 auf x86," ergänzt Schell. Es gab Angst unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Jahrzehnte auf dem Mainframe gearbeitet hatten. "Wenn man das nicht gut managet, kann das ein Projekt torpedieren."

Daher wurde die Belegschaft früh im Projekt einbezogen. "Uns ist es gelungen, die ganze Organisation auf ein Ziel einzuschwören und klarzumachen, dass jede Person wichtig für die neue Welt sein wird," sagt Pongratz. Die Kollegen wurden in Schulungen oder gemeinsam mit internen und externen Experten weitergebildet.

Zudem wurden Führungskräfte wie Abteilungs- und Teamleiter für Teilprojekte verantwortlich gemacht. Pongratz: "So hatten sie nach dem Motto 'you build it, you run it' ein eigenes Interesse, ihre Mitarbeiter mitzunehmen." Schell ergänzt: "Das Projekt hat in der Allianz in Deutschland alle betroffen, weil jeder mit ABS arbeitet, das System hat 300 Schnittstellen."

In den Projektphasen hat es auch mal geknirscht, wie Pongratz einräumt "Man muss aufpassen, dass man auf Linux nicht den Mainframe nachbaut." Gewisse Mechanismen müssten zwar in die neue Welt überführt werden, funktionierten dort jedoch anders. Daher war es etwa in der Qualitätssicherung wichtig, zu prüfen, ob die Anwendungen Linux-nativ mit Blick auf die Cloud gebaut wurden und nicht nach Legacy-Prinzipien.

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