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x86-Server statt Mainframe

Die Allianz wechselt auf Linux

Jens Dose ist Editor in Chief von CIO. Seine Kernthemen drehen sich rund um CIOs, ihre IT-Strategien und Digitalisierungsprojekte.
Deutschlands größter Versicherer hat seine Kernanwendungen samt Datenbank vom Großrechner auf Linux-basierte x86-Server übertragen. CTO Axel Schell und IT-Manager Sebastian Pongratz berichten, wie das klappte.
"Das war eines der risikoreichsten und schwierigsten Projekte meiner Karriere," sagt Axel Schell, CTO der Allianz Technology, über den Switch zu Linux.
"Das war eines der risikoreichsten und schwierigsten Projekte meiner Karriere," sagt Axel Schell, CTO der Allianz Technology, über den Switch zu Linux.
Foto: Allianz Technology

"Wir sind seit Ostern 2022 nicht mehr auf dem Mainframe. Das war eines der risikoreichsten und schwierigsten Projekte meiner Karriere," sagt Axel Schell, CTO der Allianz Technology, die sämtliche IT-Services weltweit für die Allianz GruppeAllianz Gruppe erbringt. Gemeint ist das Projekt "ABS goes Linux", in dem das gesamte Allianz Business System (ABS), also die IT-Kernanwendungen samt Datenbank in Deutschland, auf standardisierte x86-Server mit Linux-Betriebssystemen migriert wurden. Ein Novum in der Versicherungsbranche. Top-500-Firmenprofil für Allianz SE

Im Büro des Managers gibt es ein Dashboard. Darauf werden Echtzeitdaten etwa zur Datenbankverfügbarkeit, Anwendungsstabilität und verarbeiteten VersicherungsfällenVersicherungsfällen auf der neuen Infrastruktur angezeigt. "So funktioniert Transparenz heute. Alle sind immer auf dem aktuellen Stand und das bringt Geschwindigkeit in die Organisation," sagt Schell. Top-Firmen der Branche Versicherungen

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Zudem sorgt das Setup für Vertrauen bei den internen Kunden, ergänzt Sebastian Pongratz, Senior Executive in Schells Bereich und für die Umsetzung des Projekts verantwortlich: "Jeder User in den Geschäftsbereichen - nicht nur die IT - kann auf das Dashboard zugreifen und sehen, dass es funktioniert."

Kernanwendungen bisher auf dem Mainframe

ABS umfasst alle Kernanwendungen des Geschäfts der deutschen Konzerngesellschaften. Darin sind die gesamten Bestände der Region konsolidiert. Pongratz: "Es ist die zentrale Kundenplattform, in der über 30 Millionen Verträge verwaltet werden, und der Kern des deutschen IT-Ökosystems. Dazu gehören alle Schnittstellen zur Sachbearbeitung sowie zu Kunden- und Vertriebsportalen."

Wenn ABS nicht funktionierten, könnten auch der Vertrieb, die Makler, der Innendienst und der Web-Bereich nicht arbeiten. Das gelte für alle Lines of Business mit Kranken-, Sach- und Lebensversicherungen.

Raus aus der Abhängigkeit

"Wir konnten mit dem Mainframe zwar von den Innovationszyklen der Hersteller profitieren, waren damit aber auch von ihnen abhängig," so Pongratz. Es fehlte an Skalierbarkeit sowie der Basis für neue Plattformen oder Programmiersprachen. Cloud-native Anwendungen anzubinden oder agil zu entwickeln, sei kaum möglich gewesen.

"Eine der größten Linux-basierten DB2-Datenbanken, die es gibt, lässt sich nur als Ganzes migrieren," berichtet Sebastian Pongratz, Senior Executive bei der Allianz Technology und für das Projekt verantwortlich.
"Eine der größten Linux-basierten DB2-Datenbanken, die es gibt, lässt sich nur als Ganzes migrieren," berichtet Sebastian Pongratz, Senior Executive bei der Allianz Technology und für das Projekt verantwortlich.
Foto: Allianz Technology

Daher entschied sich die Allianz-IT Mitte 2019 für ein "Replatforming", also die bestehenden Systeme vom Großrechner in eine neue Umgebung zu hieven und entsprechend anzupassen. Damit sollte die IT weniger abhängig von Lieferanten sein und mehr technische Möglichkeiten bekommen.

Operation am offenen Herzen

"Wir haben in der Planung Optionen ausgelotet, das System in Scheiben auf die neue Plattform zu heben. Aber das Herzstück, eine der größten Linux-basierten DB2-Datenbanken, die es gibt, lässt sich nur als Ganzes migrieren," berichtet Pongratz. Um so eine "Operation am offenen Herzen" vorzubereiten, wählte Allianz Technology einen iterativen Ansatz.

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