Positive Emotionen

Die etwas andere Stressbewältigung für Führungskräfte

28.12.2018
Von Maja Storch

2. Ziel erarbeiten

Da wir die rational gesteuerten Prozesse umgehen wollten, gaben wir absichtlich kein konkretes Verhaltensziel nach der Smart-Methode vor (Smart bedeutet: Ziele müssen spezifisch, messbar, anspruchsvoll, realistisch und terminiert sein). Stattdessen sollten die Probanden ein Haltungsziel aus der von ihnen gewählten Metapher ableiten. Darunter verstehen wir eine innere Einstellung, die für sie untrennbar mit dem gewählten Bild verknüpft ist. Für das Beispiel Löwe könnte das die Vorstellung sein, sich aufrecht und stolz wie ein König der Tiere zu fühlen. Ein dazu in Worte gefasstes Ziel hieße dann: "In mir wohnt die Löwenkraft."

3. Trainieren

Auf Basis dieses starken Bildes und des Haltungszieles galt es nun, ein neues neuronales Netz zu bilden, das in der Stress-Situation zuverlässig aktiviert wird. Dazu musste ein unbewusster Verarbeitungsmechanismus, eine Art persönlicher Autopilot, trainiert werden. Das geschah zum einen durch das sogenannte Priming. Diese Methode des unbewussten Lernens ist wissenschaftlich sehr gut auf ihre Wirksamkeit untersucht und auch in der Werbung bekannt. Priming heißt, dass Gehirn außerhalb der bewussten Wahrnehmung mit entsprechenden Informationen zu füttern, sodass das neu zu entwickelnde neuronale Netz ununterbrochen aktiv gehalten wird. Bislang wurde diese Methode aber noch nicht im Coaching eingesetzt.

Durch Priming werden neuronale Netze so entwickelt, dass sie immer leichter und zuverlässiger angesprochen werden können. Der Proband musste dazu in seiner Umgebung überall Erinnerungshilfen an "sein" Bild anbringen. Zum Beispiel in Form eines Löwenbildschirmschoners, eines Schlüsselanhängers in Löwenform, eines Löwenaufklebers auf Arbeitsmappen oder eines neuen Gemäldes im Büro. Sehr beliebt sind auch Passwörter und Pin-Codes, die in Zusammenhang mit dem persönlichen Haltungsziel stehen. Wichtig war, dass die Metapher Löwe so präsent wie möglich ist und zwar andauernd, den ganzen Tag über.

Zum anderen beinhaltet das Training das sogenannte Embodiment. Mithilfe mentalen Trainings und neu entwickelter Körperübungen lernten die Probanden, das Bild im wahrsten Sinne des Wortes zu verkörpern. Sie zerlegten ihr Auftreten in Mikroepisoden und arbeiteten daran, die von ihnen gewählte Metapher in Haltung, Mimik, Gestik und Sprechweise zu überführen.

4. Situationen vorbereiten

In einem letzten Schritt entwarfen die Probanden einen Plan, wie sie ihre neue Haltung in verschiedene Situationen ihres Alltags einbauen konnten. Dabei berücksichtigten sie sowohl relativ vorhersehbare Stress-Situationen (zum Beispiel schriftliche Prüfungen) als auch Situationen, die mit großer Ungewissheit behaftet waren (zum Beispiel Diskussionsrunden nach einem Vortrag).

Zur Startseite