Crime as a Service

Digitalisierung bei Kriminellen

03.11.2016

"Auf der einen Seite haben Sie die Ingenieure, die die Schadsoftware schreiben, aber nicht selbst anwenden. Das können - speziell in Osteuropa - legitime Firmen sein", sagt Schneider. "Das Programmieren von Schadsoftware ist zunächst einmal nicht strafbar. Die eigentlichen Cyber-KriminellenCyber-Kriminellen, die das große Geld verdienen, sind weit weg von der technischen Seite." Alles zu Security auf CIO.de

Abgesehen von der Cyberkriminalität im ursprünglichen Sinn - Computerviren und Spähattacken in Netz - gibt es heute nahezu kein kriminelles Geschäft mehr, bei dem das Internet keine Rolle spielt. Für Verbrecher ist das Netz ein Vertriebskanal. "Drogen, Waffen, gefälschte Dokumente, Kinderpornografie - das ist alles in Untergrundforen erhältlich", sagt der Cyber-Cop.

So kaufte der Münchner Amokläufer die Glock-Pistole, mit der er im Juli neun Menschen erschoss, im Internet. "Ein Teil der Alltags- und Kleinkriminalität ist ins Internet abgewandert", sagt Schneider. "Das Risiko, mit sechs Tüten Cannabis an der Straßenecke erwischt zu werden, ist höher, als wenn Sie Drogen in einem Internetforum verkaufen."

Digitalisierung für die Mafia keine Kernkompetenz

Und noch eine Parallele zwischen legalen Unternehmen und der Welt des Verbrechens ist zu beobachten: Traditionelle Branchen sind in Sachen Digitalisierung eher langsam. Das gilt offenbar auch für Verbrecherorganisationen mit langer Historie wie die sizilianische Mafia. In der traditionellen organisierten Kriminalität von Beginn an genutzt worden seien die Methoden der Geheimhaltung und Verschlüsselung, die das Internet bietet, sagt der Cyber-Ermittler. Aber ansonsten sei die Mafia bislang wohl nicht auf digitale Geschäftsmodelle umgestiegen: "Das ist keine Kernkompetenz."

Berührungspunkte zwischen alteingesessenen Mafiosi und digitalen Newcomern aber gibt es durchaus. "Die ursprüngliche Verbindung zwischen Cyber-Kriminellen und organisierter Kriminalität ist die Geldwäsche", meint Trend-Micro-Experte Schneider. "Wenn Sie illegale Gewinne säubern wollen, brauchen Sie dafür Hilfe."

Eine Mafia 4.0 gibt es zumindest bislang offenkundig nicht. Doch da Unter- und Oberwelt in ähnlicher Weise vom digitalen Wandel erfasst werden, erwarten manche Fachleute, dass auch traditionelle Banden ins eigentliche Digitalgeschäft einsteigen. "Was die organisierte Kriminalität betrifft, so haben wir derzeit keine Erkenntnisse, die für eine enge Zusammenarbeit mit Profihackern sprechen", sagt George. "Hiermit dürfte aber in Zukunft zu rechnen sein." (dpa/rs)

Zur Startseite