Bundesagentur verpasst Partnern Maulkorb

Hartz IV lässt der IT wenig Luft

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Unübliche Rahmenbedingungen

Schon der Start des Projekts im Frühjahr dieses Jahres verlief eher unüblich. "Normalerweise beginnt man so ein Projekt damit, dass die Rahmenbedingungen festlegt werden," heißt es aus einem der beteiligten Unternehmen. Statt dessen musste seit Frühjahr zunächst ins Blaue hinein vorgearbeitet werden, der endgültige Rahmen wurde erst Mitte des Jahres gesteckt.

Mittlerweile liegt die Schulungsversion der Software vor. Damit werden nun Trainer eingewiesen. Diese werden später die Anwender in den Ämtern unterweisen.

In einem zweiten Schritt soll bis Oktober das Erfassungssystem fertiggestellt sein. Die endgültige Version, das Produktivsystem, steht für November an.

Es gibt keinen Puffer für das Projekt

Der Zeitplan ist äußerst knapp bemessen, wie auch die Bundesagentur selbst einräumt. "Es gibt für das gesamte Projekt keinen Puffer," sagte ein Pressesprecher. Auch interne Abläufe verzögern das Prozedere. Die Beschaffung fehlender Hardware etwa erweist sich als potenzielles Risiko. Als staatliche Behörde muss die Bundesagentur ihren Bedarf europaweit ausschreiben – das kostet Zeit.

Zuletzt müssen auch die Antragsteller mitspielen. Sie müssen ihre ausgefüllten Fragebögen rechtzeitig zurücksenden, um auch im Januar ihr Geld bekommen zu können. Agentur-Mitarbeiter sowie Angestellte des Telekom-Unternehmens Vivento müssen die Daten schließlich per Hand in das System eingeben. "Wenn die Bögen erst im November kommen, dann ist es ausgeschlossen, dass die Auszahlung bis Januar berechnet werden kann", heißt es aus einem der Partnerunternehmen.

Bei der Bundesagentur sorgt man sich darüber wenig: Man habe den Kommunen ein Software-Tool geliefert, das den Sachbearbeiter alarmiert, wenn ein Fragebogen nach vier Wochen noch nicht zurückgesandt wurde. "Immerhin liegt es im Interesse der Antragsteller, die Bögen so schnell wie möglich zurückzugeben."

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