Healthcare IT


KI für Pflege und Fitness

Intelligente Gesundheitsvorsorge

Diana Heinrichs ist CEO und Gründerin von Lindera. Mit ihrem Team entwickelt sie KI-basierte 3D-Bewegungsanalysen für Gesundheits- und Fitnessanwendungen.
Während die Politik noch über die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz im Gesundheitswesen philosophiert, ist die Realität bereits weiter. In Medizin und Pflege zeigt die KI bereits heute ihr Potenzial.
KI-Systeme können im Gesundheitssystem bei Prävention, Diagnose und Therapie unterstützen.
KI-Systeme können im Gesundheitssystem bei Prävention, Diagnose und Therapie unterstützen.
Foto: Lindera

Künstliche IntelligenzKünstliche Intelligenz, so das Bundesministerium für Gesundheit "kann die Versorgung von Patientinnen und Patienten verbessern ..., kann Ärztinnen und Ärzten helfen, schneller eine Diagnose zu stellen... Zudem können durch künstliche Intelligenz Therapien individueller auf Patientinnen und Patienten abgestimmt werden." Doch über das Stadium des "Können" ist die moderne Medizin - Stichwort E-Health - bereits deutlich hinaus. So stecken datengespeiste Algorithmen in immer mehr Geräten sowieGesundheitslösungen und werden immer häufiger eingesetzt. Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

Dabei helfen die KI-Systeme Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften nicht nur bei administrativen und organisatorischen Aufgaben. Vielmehr unterstützen sie längst auch bei der Prävention, Diagnose und Therapie. Die Beispiele reichen dabei von der Krebserkennung, der Beatmung bei Lungenkrankheiten bis hin zur Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen wie etwa aktuell in der Coronakrise. Algorithmen und Daten helfen also nicht nur dabei, bessere Diagnosen zu stellen, sondern sorgen auch dafür, dass sich Pflegekräfte langfristig auf ihre emotionalen und menschlichen Stärken konzentrieren können.

Für die Analysten von PwC ist deshalb Künstliche Intelligenz schon heute "die Schlüsseltechnologie der Zukunft - gerade im Bereich Gesundheit". Sie helfe nicht nur bei der Erkennung von Krankheiten und der Versorgung der Menschen, sondern entlaste die Gesundheitssysteme allein in Europa in den kommenden zehn Jahren um einen dreistelligen Milliardenbetrag. Bei ihrer Einschätzung sind sich die Analysten mit vielen Entscheiderinnen und Entscheidern aus dem GesundheitswesenGesundheitswesen einig, so das Ergebnis einer PwC-Studie: 64 Prozent der Befragten erkennen bereits die Veränderungskraft von KI, auch wenn erst 30 Prozent konkrete Schritte dazu eingeleitet haben. Alles zu Healthcare IT auf CIO.de

Datenarbeit ist gesundheitsfördernd

Wie immer hängt der Einsatz von KI auch im Gesundheitswesen an der Verfüg- und Nutzbarkeit von Daten. Sie zu gewinnen, ist zugleich eine technologische wie regulatorische Herausforderung. Bei der technologischen Arbeit ist KI schon ein Teil der Lösung: So arbeitet zum Beispiel das Bielefelder Startup Semalytix daran, über die selbst entwickelte Plattform "Pharos" Gesundheitsdaten aus sozialen Netzwerken, Foren und weiteren Online-Quellen zu sammeln, um bisher unbekannte Krankheitsverläufe zu entdecken und Nebenwirkungen besser zu verstehen. Dabei verfolgt das junge Unternehmen einen eher ungewöhnlichen Ansatz. Es sammelt keine Patientendaten, sondern wertet für seine Sammlung Texte, die von den Patientinnen und Patienten selbst verfasst wurden, mit Algorithmen aus.

Die KI-Plattform Pharos sammelt Gesundheitsdaten aus sozialen Netzwerken, Foren und anderen Online-Quellen.
Die KI-Plattform Pharos sammelt Gesundheitsdaten aus sozialen Netzwerken, Foren und anderen Online-Quellen.
Foto: Semalytix

Daten spielen beim KI-Einsatz immer eine entscheidende Rolle, denn sie sind die Basis für das Training von Algorithmen und für valide Analysen und Entscheidungshilfen. Die Geräte zum Erfassen dieser Daten sind, auch jenseits spezieller medizinischer Geräte, mittlerweile so verbreitet, dass das quasi nebenbei und ohne zusätzlichen Aufwand geschehen kann. Schließlich sind Smartphones, Smartwatches oder Fitness-Tracker mit Kameras und Sensoren ausgestattet. In der Regel haben sie eine dauerhafte Internetverbindung und eignen sich deshalb perfekt zur Datenerhebung. Das nutzen viele Apps für Prävention, Diagnose und Therapie - und viele Nutzer*innen schon heute zur Unterstützung ihrer persönlichen Fitness.

So messen smarte Geräte Schritte und erklommene Stufen, können Puls- und Blutdruck dokumentieren oder über die eingebaute Kamera Analysen von Körperhaltung und Bewegungsapparat vornehmen. Aus all diesen Daten lassen sich Tipps für Prävention oder Therapien ableiten. Wer sich die Keynotes der großen Technologiekonzerne anschaut, wird erkennen, dass sowohl Apple, als auch Microsoft, SAP oder Google, dem Feld Daten, KI und Gesundheit eine besondere Rolle in ihren Produkten einräumen.

Wer mag, kann seinem Smartphone auch händisch Daten anvertrauen, um Apps seine Schlaf-, Trink- und Essegewohnheiten, aber auch Körpertemperatur, Schmerzempfinden, Sexualverhalten oder Zykluswerte mitzuteilen. Dann können die mobilen Anwendungen Tipps zum Eisprung geben, zur richtigen Ernährung oder zum individuellen Fitness- oder Yoga-Programm. Fitness 2.0 sozusagen sind Apps, die nicht einfach nur Ratschläge geben, sondern - mithilfe von KI - über smartes Motion Tracking Echtzeit-Feedback in 3D ermöglichen.

Datenschutz ist unverzichtbar

Das Zusammenspiel von automatisch sowie händisch erhobenen und auf den Servern der Anbieter verwerteten persönlichen Daten ist gerade im Gesundheitsbereich nicht unproblematisch. Falls solche Daten in falsche Hände geraten, verletzt das die Privat- und Intimsphäre der Nutzer in einem besonders sensiblen Bereich und natürlich auch alle rechtlichen Vorschriften für den Schutz solcher Daten.

Das ist nicht nur vordergründig ein rechtliches Problem, sondern kann für die Akzeptanz und damit den Nutzen solcher Anwendungen fatale Folgen haben. Von den technischen Voraussetzungen für den Schutz solcher Daten abgesehen, sollte jeder Anbieter daher ein generisches Interesse daran haben, Daten sicher aufzubewahren und ausschließlich mit Zustimmung der Nutzerinnen und Nutzer sowie im Rahmen gesetzlicher Vorschriften, zum Beispiel der europäischen Datenschutzverordnung DSGVO, zu verwenden. Nur auf der Basis dieser hohen Standards ist es am Ende möglich, den Patientennutzen noch über den Datenschutz zu stellen.

Künstliche Intelligenz schafft die Voraussetzungen für eine individualisierte, patientenzentrierte und präventionsorientierte Gesundheitsversorgung. Sie trägt dazu bei, aus einer reaktiven eine präventive Medizin zu machen. Eine vorsorgende Medizin aber ist für eine Gesellschaft, in der die Menschen immer älter werden, gleichbedeutend mit Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit. KI als Teil der digitalen Transformation kann auch einen Beitrag dazu leisten, Pflegekräfte zu entlasten, weil zum Beispiel die aufwändige Dokumentation in Diagnose und Therapie in durchgehend digitalen Ketten wesentlich effizienter gestaltet werden kann. Das schafft neue und wertvolle Freiräume für die eigentlichen Therapien.

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