Retail IT


Projektmanagement

Kommentar zum gestoppten SAP-Projekt bei Otto

Stephanie Borgert ist Business Coach und Trainerin bei ihrem Unternehmen DenkSystem mit Sitz in Münster.

Einfache und chaotische Projektelemente

Weil wir gerade schon dabei sind, komplex von kompliziert zu unterscheiden, schauen wir doch auch noch auf zwei weitere Kontexte, die uns in jedem Großprojekt begegnen. Einfach und chaotisch. Beide werden im CIO-Artikel ebenfalls angesprochen: "Der Schaden für Otto, der durch den Stopp des Projektes entsteht, soll sich im zweistelligen Millionenbereich bewegen" und "der interne IT-Dienstleister GTP wird sich neu aufstellen müssen".

Das Scheitern von P4P kostet x Euro, das ist schön einfach. Es gibt genau eine Ursache-Wirkungs-Relation, die ist nachvollziehbar und für alle erklärbar. Das einfache Umfeld zeichnet sich genau dadurch aus. Dazu gehören in einem Projekt beispielsweise Verträge, Verfahrensanweisungen und - das obere Management. Jeder, der schon einmal Projekt orientiert gearbeitet hat, kennt die Berichtswege und -richtlinien "nach oben".

Es wird reported über Ampeln, in wenigen 'Management-tauglichen' Folien, Informationen werden verdichtet, bis auch der letzte Rest Komplexität atomisiert ist. "Oversimplification" ist die latente Gefahr an dieser Stelle. Eventuell war auch das ein Problem bei Otto. Wenn das Management eine einfache Welt vorgesetzt bekommt, wird es die Komplexität nicht einschätzen können und auch keine "anderen" Methoden im Management als gerechtfertigt ansehen.

Chaos braucht stringente und diktatorische Führung

Die Vermutung liegt nahe, dass GTP im Moment in einer Krise steckt. Das Umfeld für den IT-Dienstleister könnte gerade chaotisch sein. Im Chaos herrschen keinerlei nachvollziehbare Wirkzusammenhänge mehr, auch nicht retrospektiv. Projekte kennen diesen Kontext als Krise, wenn beispielsweise massive Einschnitte bei den Ressourcen gemacht werden, der Markt plötzlich Neuerungen hervorbringt oder das eigene Unternehmen mit einem Mitbewerber fusioniert.

Für eine Phase, die besser kurz sein sollte, gibt es keine gültigen Regeln und Leitplanken, an denen sich die Menschen orientieren können. Im Chaos ist stringente und geradezu diktatorische FührungFührung nötig, um das System zu stabilisieren und es weiter (oder wieder) arbeitsfähig zu machen. Alles zu Führung auf CIO.de

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