Daimler, Hella, Infineon, Osram

Neuer LED-Scheinwerfer soll Nachtfahrt sicherer machen

08.10.2016
Halogen oder Xenon, LED oder Laser - Autofahrer haben beim Licht heute eine breite Auswahl. Die Branche ist sich aber einig, wohin die Reise geht. Ein deutscher Forschungsverbund hat jetzt einen neuen Scheinwerfer gebaut, der Nachtfahrten bald viel sicherer machen soll.

Die Tage werden kürzer, und so mancher Autofahrer wünscht sich im Herbst und Winter mehr Licht auf der Straße. Tatsächlich ist das Unfallrisiko nachts 80 Prozent höher als tagsüber, so der Deutsche Verkehrssicherheitsrat. Als leuchtende Alternative zur günstigen Halogenlampe bietet die Autoindustrie Xenon-, LED- und Laserlicht an. Jetzt haben Fraunhofer-InstituteFraunhofer-Institute und die Unternehmen DaimlerDaimler, HellaHella, InfineonInfineon, OsramOsram zusammen ein neues Autolicht entwickelt, das deutlich mehr Sicherheit bringen soll. Top-500-Firmenprofil für Daimler Top-500-Firmenprofil für Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. Top-500-Firmenprofil für Hella Top-500-Firmenprofil für Infineon Top-500-Firmenprofil für Osram

Der beste heute verfügbare LED-Scheinwerfer enthält 84 LED-Lichter. Der neue enthält 3072 LED-Lichtpunkte, von denen jeder einzeln automatisch angesteuert, aus- und eingeschaltet wird. So kann künftig mit Fernlicht die gesamte Straße voll ausgeleuchtet werden, selbst wenn ein Auto direkt vorausfährt und ein Auto entgegenkommt. Niemand wird mehr geblendet. Denn die neue, "intelligente" LED-Technik nimmt die Rückspiegel des vorausfahrenden Autos und die Köpfe der entgegenkommenden Autoinsassen vom Lichtstrahl aus.

Die Entwicklung des neuen Scheinwerfers wurde vom Bundesforschungsministerium gefördert. Die Projektpartner - die Fraunhofer-Gesellschaft, die Chip- und Lampenhersteller Infineon, Osram und Hella und der Autobauer Daimler - sprachen bei der Vorstellung von einer "Revolution" - Osram-Technikvorstand Stefan Kampmann verglich sie mit dem Übergang von der Videokassette zur DVD.

Standard heute ist die Halogenlampe im Auto. Sie wird von den meisten Autoherstellern als Serienausrüstung eingebaut, auch in der Oberklasse. Mercedes-Lichttechnikchef Jörg Moisel sagte: "Halogen wird es lange geben, gerade im preissensiblen Segment."

Xenon-Licht ist heller, aber teurer. "Die Zukunft gehört LED-Scheinwerfern", sagt ADAC-Lichtexperte Burkhard Böttcher. "Xenon ist out." Denn das Vorschaltgerät sei groß, das System erschütterungsanfällig.

LED-Licht leuchtet heller und weiter, verbraucht weniger Strom und fällt bei einer Fahrt durch ein Schlagloch auch nicht aus. Zudem kann ein Scheinwerfer mit vielen LED-Lichtpunkten die Fahrbahn optimal ausleuchten, ohne andere zu blenden. "Zum Beispiel ein Auto, das schräg vorbeifährt", sagt Böttcher. Eine Kamera in der Frontscheibe, Infrarotsensoren und das Navi erkennen, wo ein Fußgänger, ein Radfahrer, ein Reh am Straßenrand unterwegs ist, wo eine Kurve kommt oder ein Kreisverkehr. Die Lichtstrahlen werden entsprechend angepasst. "Das Auto wird ein Computer auf vier Rädern", sagt der ADAC-Experte.

Aktueller Stand der LED-Technik: Adaptiver LED-Scheinwerfer in einem BMW 5er. In Verbindung mit einem Fernlichtassistenten wird das Fernlicht ständig auf die Fahrsituation angepasst.
Aktueller Stand der LED-Technik: Adaptiver LED-Scheinwerfer in einem BMW 5er. In Verbindung mit einem Fernlichtassistenten wird das Fernlicht ständig auf die Fahrsituation angepasst.
Foto: Rene Schmöl

Heutige LED-Scheinwerfer wie zum Beispiel in einem BMW 5er Touring können auch schon grobe Bereiche - zum Beispiel die Gegenfahrbahn - vom Fernlicht aussparen. Aber das LED-Licht gibt es meist nur gegen hohen Aufpreis oder im Rahmen eines ganzen Lichtpakets.

Noch teurer ist Laserlicht - gerade für den Deutschen Zukunftspreis nominiert. Die Reichweite des hellen Laserspots ist mit 600 Metern doppelt so groß wie die des LED-Fernlichts, "da wird die Nacht zum Tag", sagt Böttcher. Das hilft bei hohem Tempo auf der Autobahn. Der Laser kann keine Konturen vom Lichtstrahl ausnehmen, nur mechanisch wegschwenken. "Und ich kann den Kurvenverlauf kaum noch nachvollziehen", sagt Böttcher.

Eher für das Design sind organische Leuchtdioden, OLEDs, eine Zukunftshoffnung. Aber OLEDs eignen sich nicht für Scheinwerfer und sind zudem sehr teuer. So könnte die Zukunft tatsächlich dem intelligenten LED-Scheinwerfer gehören. Branchenanalysten erwarten, dass 2020 weltweit jedes fünfte Neufahrzeug damit ausgerüstet wird. Der Markt für LED-Bauteile in Autoscheinwerfern dürfte damit von heute 350 Millionen auf gut 570 Millionen Dollar steigen.

Von dem Kuchen erhoffen sich Osram und Infineon ein schönes Stück. Einen Chip von der Größe eines Fingernagels mit 1024 einzeln steuerbaren Lichtpunkten zu bauen, sei nicht ganz einfach gewesen, berichten die Projektpartner. Die Elektronik-Steuerung ist jetzt in den Chip integriert. Eine Pionierleistung, sagte Osram-Vorstand Kampmann: "Ich sehe nirgendwo eine vergleichbare Technik." Und der Scheinwerfer werde bezahlbar sein. In vier Jahren sollen die ersten AutosAutos damit ausgerüstet werden: "Ende des Jahrzehnt ist es realistisch, dass die Technologie auf der Straße ist." (dpa/rs) Top-Firmen der Branche Automobil

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