Transformation & Digitalisierung

Ökonomie 4.0 und Collaboration nicht ignorieren



Dr. Winfried Felser ist Preisträger des Bundeswettbewerbs Multimedia von 1999 und seit 2000 Betreiber der Competence Site, einem Kompetenz-Netzwerk mit mehreren Tausend Experten aus Wissenschaft und Praxis zu den Themenbereich Management, IT und Technik.
Dieser Beitrag stellt klar, wie sich Ökonomie und Wertschöpfung in Richtung "4.0" und "Collaboration" wandeln. CIOs sollten die Transformation in diese Richtung verinnerlichen und unterstützen.

CIOs sollten sich dringend mit der Idee der kollaborativen Netzwerk-Ökonomie beziehungswiese der Ökonomie 4.0 beschäftigen. Denn Ökonomie 4.0 und CollaborationCollaboration stellen für den CIO relevante AAA-Themen dar, repräsentieren sie doch, jenseits der gewachsenen Alt-IT, die agile Zukunft von Unternehmen. Diese Bereiche als CIO zu vernachlässigen, ist sowohl für das Unternehmen, als auch den CIO selbst zukunftsgefährdend: Die Innovationslücke die dieses Unternehmen und sein CIO hinterlassen, werden unter Umständen von anderen CXOs (CDOs, CMOs, CTOs, etc.) geschlossen. Gartner propagiert die bimodale IT, was aber im Worst Case bedeuten kann, dass die agile Zukunft jenseits des CIO abläuft. Deshalb sollten sich CIOs nicht zu schnell auf die Alt-IT reduzieren lassen, während sich Fachseiten und Chief Digital Officers um die Zukunft kümmern. Alles zu Collaboration auf CIO.de

Collaboration und Ökonomie 4.0 sind Themen, mit denen sich CIOs dringend auseinandersetzen sollten.
Collaboration und Ökonomie 4.0 sind Themen, mit denen sich CIOs dringend auseinandersetzen sollten.
Foto: alphaspirit - shutterstock.com

Verschiedene Studien der letzten Zeit kommen ebenfalls zu dem Schluss, dass CIOs die Themen Ökonomie 4.0 und Collaboration dringend auf dem Zettel haben sollten. Etwa die Studie der Telekom und der Universität St. Gallen, die die Megatrends digitaler Arbeit beleuchtet. Auch IDC hat bereits davor gewarnt, dass CIOs für die Unternehmenstransformation an Bedeutung verlieren könnten, wenn sie diese Themen außen vor lassen. Eine Studie der Aberdeen Group und Redshift Research kommt darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass kollaborative Unternehmen die erfolgreicheren Unternehmen sind.

Doch was genau ist mit den Begriffen "Ökonomie 4.0" und "Collaboration" eigentlich gemeint? Und warum sind diese Themen für CIOs obligatorisch? Letztere Frage lässt sich gleich dreifach beantworten:

  1. Der CIO muss die zukünftige Ökonomie 4.0 unterstützen;

  2. Der CIO muss selbst zum Kollaborateur in dieser neuen Ökonomie werden;

  3. Der CIO muss die Architektur seiner Systeme auf Collaboration ausrichten.

Ökonomie 4.0: Agile Collaboration im Netzwerk

Das Thema Industrie 4.0 - und damit auch Ökonomie 4.0 und die digitale Transformation - ist kein technisches und dennoch von enormer Bedeutung für CIOs. Das mag so manchen IT-Entscheider, der sich über Protokolle und Cloud-Varianten definiert, überraschen. Allerdings ist die Technik nur ein - wenn auch der entscheidende - Enabler. Wer Ökonomie 4.0 auf IoT-Technologien reduziert, verkennt den notwendigen ökonomischen Wandel, der der eigentliche Treiber dieses Themas ist.

Ökonomie und Wertschöpfung werden sich in den Denk- und Gestaltungsmustern paradigmatisch weiterentwickeln müssen, um den neuen Anforderungen - und insbesondere der Agilität - gerecht zu werden: Silos lösen sich auf, alte Konzepte weichen offeneren und agileren wie Networking und Collaboration, wo aus einem Produkt eine gemeinsame, kollaborative Wertschöpfung von Unternehmen und Kunden entsteht und Teams übergreifend zusammenarbeiten.

Mit anderen Worten: Ökonomie 4.0 meint nicht eine Hightech-Ökonomie, sondern eine neue, agile und kollaborative Netzwerk-Ökonomie. Dieses neue Paradigma nutzt die Stärke innovativer Technologie. Diese ist aber kein Selbstzweck. Vor allem dürfen CIOs die zwei wichtigsten Player nicht vergessen: den Kunden und den Mitarbeiter. Denn diese definieren und realisieren den neuen Wert - dementsprechend gilt es, sie zu empoweren.

Mehr Wertschöpfung durch Collaboration

Am Ende geht es zum einen darum, dass Unternehmen nach außen für und mit den Kunden immer besser, individueller und agiler kollaborieren, um damit eine höhere Wertschöpfung realisieren und im Wettbewerb bestehen zu können. Dafür schafft der CIO die Basis. Segment of One, Smarter Service, Customer Experience - diese Aufzählung ließe sich beliebig in die Länge ziehen. Ohne bessere technologische Unterstützung wird sich die neue Komplexität nicht meistern lassen. Wo Lücken in einer idealen Customer-Journey bestehen, Touchpoints oder Services nicht überzeugen oder zu nicht optimaler User Experience führen, besteht ein Problem. Der Kunde definiert dabei, was - und was nicht - von Wert ist.

Die Voraussetzung dafür ist eine Neuorganisation im Inneren: Agile und Scrum, aber vor allem auch kollaborative Plattformen wie Social-ERP-Systeme stellen keine Boni dar, sondern sind essentiell wenn es darum geht, die neue (äußere) Komplexität im Inneren meistern zu können. Ashbys Law sagt nichts anderes, als dass die Komplexität der Außenwelt eine entsprechende Komplexitätsfähigkeit im Inneren erfordert. Wer weiterhin Silos, Hierarchien, trägen Prozessen oder anderen Repräsentanten der alten Ökonomie 1.0 verhaftet bleibt, wird die Komplexität die der Markt erfordert kaum leisten können.

Darum ist Collaboration für CIOs essentiell

Bessere Performance ist einer der wichtigsten Gründe, warum Collaboration für CIOs ein entscheidendes Thema sein sollte. Nur wenn Unternehmen ihre bisherige Wertschöpfungs-Logik unter Collaboration-Gesichtspunkten neu denken, können sie im Netzwerk nach innen und außen eine bessere Performance erreichen. Die IT-Landschaft - insbesondere das ERP als integrative Prozess- und Informations-Plattform - und angeschlossene Systeme müssen dies funktional und architektonisch unterstützen.

Mit dem Thema Social ERP als kollaborative Plattform haben sich Redshift Research und die Aberdeen Group in ihrer Studie für den ERP-Anbieter Epicor beschäftigt. Die Befragung von 1.500 Fachleuten aus der Wirtschaft hat folgende Ergebnisse zu Tage gefördert:

  • 50 Prozent der Befragten betonen, dass ein Social ERP (als kollaborative Plattform) für die Kommunikation mit Kunden und Zulieferern besonders nützlich ist.

  • Dennoch glauben nur zehn Prozent der Studienteilnehmer, dass real existierende ERP-Systeme soziale Medien in hohem Maße nutzen können. Hier klafft also eine schmerzhafte Lücke zwischen Notwendigkeit und Realität. Neue Kunden dürften so nicht zu gewinnen sein.

  • Wenn in Unternehmen ein Social ERP vorhanden ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit zweieinhalb mal so hoch, dass Abteilungen und Unternehmensbereiche auch wirklich von einer neuen Qualität der Echtzeit-Kooperation profitieren. Ganze 75 Prozent der Unternehmen mit entsprechenden Systemen sprechen von einer voll integrierten Kundensicht, während Unternehmen ohne eine derartige Plattform nur 28 Prozent schaffen.

  • 41 Prozent der Mitarbeiter von Unternehmen mit Social-ERP-Plattformen übertreffen ihre Leistungsvorgaben. Durch Collaboration können also sowohl Kundenzufriedenheit, als auch Gewinne gesteigert werden.

  • 50 Prozent der Best-In-Class-Anwender setzen bereits entsprechende Lösungen ein oder planen sie. Bei den Zauderern beträgt der Anteil hingegen nur knapp über 30 Prozent.

  • Wenn Social ERP-Lösungen gegeben sind, dann gelingt Collaboration in 75 Prozent aller Fälle. Ansonsten beträgt die Erfolgsquote magere 30 Prozent.

  • Social-ERP-Unternehmen liegen in allen Performance-Kennzahlen deutlich über den Non-Social-ERP-Unternehmen. Während 22 Prozent der Social-ERP-Unternehmen ihre Profitabilität in den letzten beiden Jahren gesteigert haben, gelang das nur 8 Prozent der Non-Social-ERP-Unternehmen.

Der CIO und die neue Wertschöpfung

Woher kommt die Produktivität konkret? "Kollaboration und Social Enterprise sorgen für Veränderungen in Organisationen, indem sie Effizienz und Innovationen durch die Bündelung von Wissen aus sozialer Vernetzung fördern", so Herman Stehlik, Regional Vice President für Epicor Software in Zentraleuropa. "Dies beschleunigt Entscheidungen und die Umsetzung von Lösungen, sorgt für erhöhten Kundenservice und ermöglicht neue Wege für verbesserte Reaktionsfähigkeit und Agilität - zentrale Aspekte für messbare Wettbewerbsvorteile."

Auch andere ERP-Anbieter setzen auf die Collaboration-Karte - insbesondere die Integration von Collaboration in Geschäftsprozesse. Für SAP ist SAP Jam beispielsweise die "Kommunikations-Plattform im Unternehmen, auf der sich Kunden, Partner und Mitarbeiter über Anwendungs- und Prozessfragen austauschen, aktuelle Informationen erhalten und mit Experten in Kontakt treten können". Es wird also immer deutlicher, dass kollaborative Inseln keine Lösung sind. Deswegen sind Standalone-Plattformen auch nur bedingt dazu geeignet, den paradigmatischen Shift der Wertschöpfung zu unterstützen.

Wenn CIOs die kollaborative, netzwerkbasierte Neuausrichtung der Ökonomie 4.0 und die neudefinierte Wertschöpfung ignorieren und nicht aktiv unterstützen, gefährden sie die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens - und nebenbei auch noch die eigene Rolle im Unternehmen.

Zur Startseite