Im Fokus: Mobility-Markt

Shooting-Star Blackberry

07.02.2005

Diesmal kein Strohfeuer

Auch die Meta Group wittert den Aufschwung. Etwa die Hälfte der von ihr befragten 245 Unternehmen plant 2005 höhere Mobility-Budgets. Rund fünf Prozent aller IT-Ausgaben entfallen derzeit auf mobile Lösungen und Dienste, und heuer soll das Ausgabenvolumen in diesem Bereich um mehr als zehn Prozent steigen - interne Personalkosten eingeschlossen. Wolfram Funk, Senior Consultant der Meta Group, glaubt angesichts dieser Entwicklung nicht mehr an ein Strohfeuer. "Der Trend ist unaufhaltsam", sagt er. "Mobile Komponenten werden immer mehr zum festen Bestandteil moderner IT-Infrastrukturen."

Laut IDC ist der Anteil der Organisationen in Europa, die eine Mobility-Strategie verfolgen, in den vergangenen Jahren bereits leicht gestiegen. Aktuell liegt er bei knapp unter 40 Prozent. "Das ist definitiv ein gutes Zeichen", glaubt Rosie Secchi, Senior-Analystin bei IDC, warnt jedoch vor einem kommerziellen Selbstläufer. "Netzbetreiber, Systemintegratoren und Hardwarehersteller müssen noch eine Menge tun, um den Kunden den Mehrwert und Nutzen mobiler Anwendungen wirklich näher zu bringen."

Eine Aufgabe, die mit der Marktreife von UMTS nicht leichter wird. Einst teuer erkauft, dann lange überfällig, soll die Breitbandtechnologie endlich die Brücke zwischen Telefonie und Datentransfer schlagen. Die technischen Voraussetzungen sind geschaffen. Übertragungsraten von 384 Kilobit pro Sekunde werden bereits gemessen. Auch UMTS-Datenkarten für Notebooks sind keine Rarität mehr. 150 000 Stück haben die Hersteller Novatel Wireless und Lucent Technologies nach eigenen Angaben 2004 weltweit verkauft. Dreimal mehr, so schätzen Experten, als die restliche Konkurrenz. Angesichts dieser Entwicklung beginnen viele Firmen damit, sich um mobile Datendienste zu kümmern. Unternehmen mit flächendeckendem Kundendienst versprechen sich klare Vorteile vom breitbandigen Mobilfunk. Beispielsweise, weil sie die eigenen Servicetechniker schnell und unkompliziert selbst mit voluminösen Dokumenten wie Handbüchern versorgen könnten. "Mit UMTS", weiß Canons IT-Leiter Wagner, "würde sich das erheblich verbessern."

Von einer Kompaktlösung à la Blackberry darf er bislang allerdings nur träumen. "Die Anbieterlandschaft im Umfeld mobiler Lösungen ist derzeit sehr fragmentiert", sagt Wolfram Funk. Echte One-Stop-Shopping-Lösungen für alle Bedürfnisse der Anwenderunternehmen gebe es noch nicht. "Langfristig werden mobile Infrastrukturen jedoch immer stärker durch die großen Plattformanbieter geprägt sein."

Eine Welt ohne Festnetz

An die Spitze dieser Bewegung hat sich Nokia gesetzt. Als erster Hersteller von mobilen Endgeräten hat der Marktführer die Kluft zwischen sprach- und datenzentrierten Endgeräten geschlossen und damit sperrige Notebooks oder den parallelen Einsatz von Mobiltelefon und PDA überflüssig gemacht. Der Communicator 9500 verschickt und empfängt Daten sowohl über EDGE- als über WLAN-Netze. Um durchgängige Unternehmenslösungen vom Endgerät bis zum Anwendungsserver zu bieten, haben die Finnen zudem schlagkräftige Allianzen geschmiedet, vor allem mit IBM und deren Websphere-Produktfamilie. Beide Firmen haben angekündigt, in naher Zukunft "komfortabel verwaltbare, integrierte und getestete mobile Ende-zu-Ende-Lösungen für Firmenkunden" bereitzustellen.

Vielleicht könnte sich die Welt auch künftig ganz ohne Festnetzanschlüsse drehen. Auf der Isle of Man, der Mini-Insel im Ärmelkanal, werkeln der britische Netzbetreiber MMO2 und sein Ausrüster Lucent Technologies an dieser Vision. Bis Sommer 2005 wollen sie ein superschnelles UMTS-Netz, HSDPA-Netz genannt, installieren. Das Herunterladen von Filmen und Videos und der schnelle Abruf von E-Mails samt voluminöser Anhänge würde dann Wirklichkeit werden. "Bei diesem Projekt", prophezeit David Poticny, Europa-Chef von Lucent, "werden wir die Grenzen zwischen Sprach- und Datendiensten und zwischen Festnetz- und Mobilfunkwelt überwinden." Vorläufig bleibt das Ganze aber buchstäblich eine Insel-Lösung.

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