Haltlose Verdächtigungen, rigorose Kontrollen, persönliche Gängelei

Wenn die Geschäftsreise zum Horrortrip wird

10.11.2008
Von Claus G. Schmalholz und Anne Preissner

Zulässig sind allenfalls kleine Tricks, um den zeitaufwendigen Sonderkontrollen zu entgehen. BCG-Berater Koehler empfiehlt Deutschen, die üblicherweise ohne Visum in die USA oder nach Kanada einreisen dürfen, an der Immigration Control grundsätzlich die Worte "Work" sowie "Client in this country" zu vermeiden. "Meetings" oder "Convention" seien dagegen unverfänglich genug, um ohne Schwierigkeiten ins Land zu gelangen.

Verstopfte Flughäfen

Alle Tricks helfen jedoch nichts, wenn die Maschine nicht rechtzeitig kommt. Ein Grund dafür: zu wenige Piloten, Fluglotsen und Mechaniker. Nach Angaben der Association of European Airlines (AEA) starten die Flugzeuge im innereuropäischen Verkehr immer unpünktlicher. Der Anteil der Flüge, die um mehr als 15 Minuten verspätet abhoben, stieg binnen eines Jahres von 20,5 auf 22,4 Prozent. Der größte Zeitfresser ist London Heathrow, dort landet fast jedes zweite Flugzeug außerplanmäßig, durchschnittlich 47 Minuten zu spät.

Der Mangel an Fachpersonal ist zumindest ein Teil der Erklärung für die vielen Verspätungen und Flugausfälle, unter denen Vielreisende besonders beim Umsteigen zu leiden haben. Die Wut der Wartenden richtet sich in solchen Fällen gern auf die Flugsicherung, die im vermeintlich notorisch überlasteten Luftraum die Luftstraßen nicht optimal nutzt und Flugzeuge scheinbar willkürlich in die Warteschleife beordert.

Tatsächlich sind aber nicht die Luftstraßen verstopft, sondern die Flughäfen, sagt BCG-Experte Koehler. Weil sich die Airlines weltweit zu Netzwerken verbündeten, werden große Umsteigeflughäfen wie London Heathrow und Frankfurt/Main täglich in Wellen angeflogen. Am Frankfurter Flughafen ist zwischen 7.30 Uhr und 8.30 Uhr sowie zwischen 17 Uhr und 18 Uhr am meisten Betrieb. "Wer diese Wellen vermeiden kann, spart viel Zeit", empfiehlt Koehler.

Damit Tausende Fluggäste aus aller Herren Länder zu dieser Stunde ins Flugzeug der Partner-Airline umsteigen können, müssen möglichst viele Maschinen am Boden stehen. Die Folge ist eine chronische Überlastung bei der Abfertigung von Flugzeugen zu diesen Spitzenzeiten. Wer als Geschäftsreisender das Pech hat, in einer jener Maschinen zu sitzen, die in diesem Dominospiel der Pünktlichkeit am Ende der Schlange stehen, hat verloren.

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