SAP S/4HANA im Anmarsch

Die Digitalisierungsstrategie von Brose

06.02.2018 von Rolf Röwekamp
Die Basis für die Digitalisierung beim Automobilzulieferer Brose ist gelegt. Gruppenweit gibt es ein zentrales SAP-System und einheitliche Prozesse. Schon seit Langem leben IT und Fachbereiche einen intensiven Mitarbeiteraustausch. IT ist zum Kernthema des Business geworden. Heute laufen mehr als 80 Digitalisierungsprojekte.
  • Rund 30 Prozent der Mitarbeiter aus der IT-Abteilung kommen aus den Fachbereichen
  • Für die weltweit 60 Standorte gibt es zentrales SAP-System mit zentralen Prozessen. Die Basisarbeiten für die Digitalisierung sind abgeschlossen.
  • Weltweite Prozessänderungen können jetzt fast auf Knopfdruck durchgeführt werden.
  • Im Digitalisierungsboard wird nach klaren Regeln und Kriterien über Digitalprojekte entschieden.
Christian Ley, CIO bei Brose: "Wir müssen raus aus der Situation, dass wir über verschiedene Buzzwords mit gefährlichem Halbwissen diskutieren."

Die Frachtlogistik war für CIO Christian Ley ein Anreiz zu zeigen, was die IT alles leisten kann. Gebietsspediteure und externe Dienstleister hatten Lieferungen unter Kontrolle, so dass der Automobilzulieferer mit Hauptsitz in Coburg wenig Einfluss auf die Steuerung hatte. Durchgängige Prozesse gab es nicht.

Das änderte sich dann im Lauf dieses Jahres, nachdem die IT ein neues Transport-Management-System entwickelte und im Konzern implementierte. Weil das Fracht-Management nun einmal eng mit den Geschäftsprozessen zusammenhängt, hat es eine kritische Bedeutung für das Business. Also musste das Projekt schnell, aber mit größter Sorgfalt zum Abschluss gebracht werden.

Dass die Entwicklung und Einführung binnen elf Monaten gelang, lag an Mut, Engagement und besten Voraussetzungen. Denn die notwendigen Basisarbeiten der IT waren abgeschlossen, das ERP-System vereinheitlicht, eine HANA-Plattform verfügbar und die Prozesskompetenz in der IT ausgeprägt. "Bei diesem Projekt haben wir gemerkt, wie wichtig es ist, dass unser ERP-System an allen Standorten gleich funktioniert und mit den gleichen Stammdaten arbeitet", sagt der CIO.

Für eine extrem schnelle Umsetzung war es für Ley zudem entscheidend, konsequent auf agile Methoden wie Scrum und Design Thinking zu setzen. Dass ein junger IT-Projektleiter dieses wichtigen Vorhabens schon nach kurzer Zeit im Unternehmen eine große Verantwortung und viel Gestaltungsfreiraum bekam, ist bei Brose keine Seltenheit.

Inzwischen managt Brose mit der Lösung rund 300 Lieferanten in Europa selbst. Ab Januar 2018 will das Unternehmen alle Standorte in der EU versorgen und rund 400 Lieferanten in Eigenregie steuern. Das Ergebnis: Die Kosten pro Frachtauftrag sinken, und Brose kann die Logistik auch in Zukunft komplett eigenständig optimieren.

Für SAP S/4HANA gut vorbereitet

Ende der 1990er Jahre hatte der Hersteller von mecha­tronischen Systemen für Türen, Sitze und Elektromotoren damit begonnen, SAP konzernweit einzuführen. Die ERP-Lösung ist das Trägerschiff des Unternehmens, darauf läuft fast alles: Produktionssteuerung, Vertrieb, Materialwirtschaft, Einkauf, Qualität, Änderungswesen, Rechnungswesen und HR. Rund 500 Prozesse deckt das System im Konzern ab.

"An allen 60 Standorten weltweit gibt es nur ein SAP-System, wodurch wir wenige Schnittstellen haben und weltweit eine Fachsprache sprechen", sagt Ley. Technologisch ist das System zudem fit: Für die anstehende S/4HANA-Umstellung ließ Ley das System einem Benchmark unterziehen. Das System zeigte Bestnoten und wurde auf Platz eins von 300 Installationen eingestuft.

Aber auch Video- und Telefonsysteme sowie das Windows-Umfeld hat die IT zentralisiert. Gemeinsame Strukturen, Daten und Prozesse laufen innerhalb einer einheitlichen IT-Architektur. "Diese Vereinheitlichung der Systeme war eine Voraussetzung für die Digitalisierung, die nun geschaffen ist", bilanziert Ley.

Jetzt habe Brose ganz neue Möglichkeiten, die Geschwindigkeit zu erhöhen und die Komplexität einzudämmen. Denn auf Basis der einheitlichen Grundlage lassen sich Systeme schneller integrieren. "Wir können eine Prozessänderung weltweit quasi auf Knopfdruck umsetzen", sagt Ley. Dass es funktioniert, habe zuletzt die Einführung des Transport-Management-Systems gezeigt.

SAP kann auch flexibel und agil sein

Doch widerspricht nicht solch ein mächtiges System dem Wunsch, schnell und flexibel agieren zu können? SAP-Systeme stehen ja nicht unbedingt im Ruf, besonders agil zu sein. Für CIO Ley ist das allenfalls ein theoretisches Problem. Es komme darauf an, das Template besonders gut zu durchdenken und zu bauen.

Thomas Spangler - Geschäftsführer Technik, Brose: "Inzwischen ist IT als Werkzeug für Geschäftsprozesse zum Kernthema geworden, auch in den Köpfen hat sich das verankert."
Foto: Brose

Das zentrale standardisierte System bedürfe allerdings ständig größter Aufmerksamkeit: "Wir brauchen einen maximalen Anspruch an Sorgfalt und Agilität, um kleine Änderungen schnell vornehmen und Ausfallzeiten minimieren zu können."

Darüber hinaus muss das System dem starken Wachstum des Autozulieferers standhalten. Erwirtschaftete Brose Anfang der 90er Jahre einen Umsatz von 400 Millionen Euro, so werden es 2017 voraussichtlich 6,4 Milliarden Euro sein. Bis zum Jahr 2020 sollen die Einnahmen auf acht Milliarden Euro steigen, mit Hilfe von Akquisitionen wären sogar zehn Milliarden Euro möglich, so die Prognosen von Brose.

Die IT-Organisation allein hätte allerdings wohl weder das ERP-System zentralisieren und standardisieren noch das Transport-Management-System so schnell einführen können. "Dafür braucht man Leute, die das Geschäft verstehen", fasst Ley kurz und knapp zusammen. Davon seien die Verantwortlichen schon zum Start des SAP-Projekts überzeugt gewesen. "Wir haben bewusst die stärksten Mitarbeiter zum Thema Prozessorganisation aus den Fachbereichen herausgezogen", blickt der CIO zurück. Diese Leute hätten nicht nur das Geschäft und die Abläufe gekannt, sondern auch die nötige IT-Affinität mitgebracht.

Mitarbeiter wecheseln fließend zwischen Fachbereich zur IT

Einige Fachbereiche waren laut Ley nicht begeistert davon, ihre besten Mitarbeiter für ein solches Projekt abzustellen. Doch schnell habe man gelernt, dass das Unternehmen von einem solchen Schritt profitieren könne. Noch heute arbeiteten einige der ehemaligen Fachbereichsspezialisten in der IT. Andere gingen wieder zurück in ihren Fachbereich, wo sie heute jedoch meistens eine andere Position einnehmen.

Durch die gesammelten Erfahrungen haben sie sich weiterentwickelt, so dass sie nun oft eine globale, verantwortungsvollere Stellung einnehmen. Aktuell kommt ein erheblicher Anteil der Mitarbeiter in der IT-Abteilung aus den Fachbereichen. "Uns ist ziemlich schnell klar geworden, was für ein wichtiges Asset dieser interne Austausch für das Unternehmen ist", hält Ley fest.

Dem pflichtet Thomas Spangler bei: "Wir kommen in Diskussionen viel schneller zum Punkt: Was braucht die Fachseite, und kann die IT liefern? Wir erkennen die Machbarkeit schneller." Als Geschäftsführer Technik und stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung verantwortet Spangler in der Brose Gruppe weltweit die Zentralbereiche Entwicklung, Produktion und Qualität sowie Logistik und Werke.

Unternehmensfakten und IT-Kennzahlen von Brose.
Foto: cio.de

"Für den Geschäftsbetrieb ist IT eine Kernfunktion geworden"

Er sei ein klassischer User, habe nichts mit IT zu tun und besitze auch kein Mitspracherecht bei IT-Entscheidungen. Doch eines sei Spangler klar geworden: "Bei mir hat sich in den vergangenen Jahren die Notwendigkeit ganz tief eingegraben, Prozesse IT-seitig so smart wie möglich umzusetzen." IT sei auch ein zentraler Faktor beim Abwägen von Chancen und Risiken: "Für den Geschäftsbetrieb ist IT eine Kernfunktion geworden." Heute treffen sich Ley und Spangler alle zwei Monate. "Ich will aus erster Hand erfahren, in welcher Richtung der CIO denkt", begründet Spangler. "Die Grenzen zwischen IT und Fachbereichen lösen sich komplett auf."

An anderer Stelle brechen noch mehr Silos auf, wenn sich bei Brose beispielsweise die bisher getrennt voneinander laufenden Bereiche Produktion und Entwicklung immer enger verzahnen. Nach einer organisatorischen Änderung arbeiten jetzt Fertigungsplaner und Produkt­entwickler Hand in Hand, so dass der Lebenszyklus eines Produkts viel eher beginnt und Erfahrungen aus der Produktion frühzeitig in die Entwicklung einfließen. "In der Serienproduktion kann man in der Branche kaum noch etwas verändern", sagt Spangler. "Aber vor dem Start of Production lässt sich noch sehr viel verbessern."

IT-Organisation angepasst

Die IT-Organisation hat diese Entwicklung längst angenommen. So nahmen im Shopfloor-Bereich die Verbindungspunkte zwischen Produktionssteuerungs-Systemen und Entwicklung, Simulation und Sensorik massiv zu. Deswegen hat Ley vor zwei Jahren seine Organisa­tion angepasst und die von ihm geleitete Produktions-IT an Engineering und Simulation angehängt. "IT-Organisation und IT-Strategie folgen exakt dem, was wir für das Geschäft brauchen", betont Ley. Seitdem gibt es für die Entwicklung und Produktion auf der IT-Seite nur einen dezidierten Ansprechpartner, was die Arbeit für Spangler deutlich vereinfacht.

Eingangsbereich des neuen Firmensitzes in Bamberg.
Foto: Brose

Verbessert hat sich die Zusammenarbeit auch innerhalb der IT, seit CIO Ley und die IT-Abteilung im März 2016 in den neuen Standort in Bamberg eingezogen sind. Seither sitzt die zuvor verteilte IT zentral an einem Ort zusammen, was die Abläufe deutlich vereinfacht und beschleunigt hat. Im Jahr 2013 hatte Ley den dritten Platz bei der Wahl zum "CIO des Jahres" in der Kategorie Großunternehmen mit dem Projekt "Next Generation Workplace" gewonnen.

Neues Digitalisierungsboard

Nachdem die Zentralisierung abgeschlossen ist und die Organisation angepasst wurde, geht es jetzt mit der weiteren Digitalisierung der Brose Gruppe voran. In einem Digitalisierungsboard treffen sich Führungskräfte aus IT und Fachbereichen, um die geschäftlichen Ziele mit den technologischen Möglichkeiten abzugleichen. Als wichtigste Treiber im Markt hat Brose autonomes Fahren, Elektrifizierung sowie Automatisierung und den Ausbau des China-Geschäfts identifiziert.

Die Top-CIOs der Automobil-Branche
Falko Morlock
Seit 1. September 2023 ist Falko Morlock CIO des schwäbischen Maschinen- und Anlagenbauers Dürr AG.
Alexander Buresch
Alexander Buresch ist seit Januar 2020 CIO des bayerischen Automobilkonzerns. Ein Foto des Managers hat BMW bislang noch nicht veröffentlicht. Der Wirtschaftswissenschaftler ist seit mehr als 20 Jahren für BMW tätig und war zuletzt Vice President Corporate Strategy and Planning.
Mattias Ulbrich
Mattias Ulbrich ist seit 1. September 2018 CIO beim Automobilbauer Porsche. Ulbrich übernahm die Verantwortung für die IT in der Produktion des VW-Konzerns. Zum 1. Februar 2012 hatte Ulbrich die IT-Verantwortung (CIO) bei der Audi AG übernommen.
Hauke Stars
Seit Februar 2022 ist Hauke Stars IT-Vorständin und Chief Information Officer bei Volkswagen.
Katrin Lehmann
Als CIO der Mercedes-Benz Group AG und der Mercedes-Benz AG verantwortet Katrin Lehmann die globale IT für alle Geschäftsbereiche, Marken und Märkte und berichtet direkt an den CEO.
Jürgen Sturm
Jürgen Sturm ist seit Januar 2015 Informatikleiter beim Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen. Sturm ist promovierter Ingenieur und kommt von der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH. Sturm war vor seiner BSH-Zeit zwischen 1999 und 2003 Bereichsleiter Organisation, Prozesse und Informationssysteme bei der Grundig AG.
Volker Schwarz
Der langjährige Rheinmetall-CIO Volker Schwarz ist seit Januar 2024 CIO beim Automobilzulieferer GKN Automotive.
Frank Loydl
CIO der Audi AG und damit Nachfolger des bisherigen CIO Mattias Ulbrich ist seit Februar 2018 Frank Loydl. Seit 2016 verantwortete er im Konzern die Software-Entwicklung. Ab 2009 war er bei T-Systems das Delivery Management für den Kunden Volkswagen AG zuständig. Diese Aufgabe übernahm Loydl 2013 schließlich direkt für den Automobilkonzern.
Sven Lorenz
Der langjährige Porsche-CIO Sven Lorenz ist Konzern-CPO bei Volkswagen. Bei der Kür zum CIO des Jahres 2006 schaffte es Sven Lorenz auf den zweiten Platz.
Martin Hofmann
Martin Hofmann tritt zum 1. Mai 2023 seinen neuen Posten als CTO und CIO bei Volta Trucks an. Zuvor war er drei Jahre als Senior Vice President bei Salesforce und über 19 Jahre bei Volkswagen, dort zuletzt als Group CIO.
Alexander Eisl
Der ehemalige MAN-Manager Alexander Eisl hat am 1. Oktober 2022 die Nachfolge von Skoda-CIO Klaus Blüm angetreten, der zu VW gewechselt ist.
Christian Eigler
Seit Januar 2016 ist Christian Eigler Continental Corporate CIO und trägt die Verantwortung für die IT bei Continental. Von Januar 2012 bis Dezember 2015 war Eigler Continental Automotive CIO. Elisabeth Hoeflich ging nach fast 30 Jahren im Unternehmen in den Ruhestand.
Michael Hilzinger
Michael Hilzinger ist seit Juli 2019 CIO beim Bremsen-Spezialisten Knorr-Bremse in München. Er war zuvor Group CIO beim Stahlhändler Klöckner in Duisburg.
Markus Bentele
Markus Bentele ist seit Januar 2017 Vice President Information Technology (VP)/Group CIO beim Automobilzulieferer Mahle International GmbH in Stuttgart. Zuvor war Bentele Corporate CIO der Rheinmetall AG.
Christian Ley
Christian Ley leitet seit 2006 den Bereich Informationssysteme Brose Gruppe. In dieser Funktion verantwortet er den Ausbau der IT-Lösungen im Kontext der Unternehmensstrategie. Ley begann 1995 als Diplom Betriebswirt (FH) als Trainee in der Brose Gruppe und wechselte anschließend als DV-Koordinator in die zentrale Anwendungsentwicklung. Dort übernahm er 1999 die Teamleitung für PPS- und QM-Systeme und anschließend die Leitung der Zentralabteilung „logistische Anwendungssysteme“. In dieser Funktion war er bis 2006 weltweit für zahlreiche SAP-Implementierungsprojekte verantwortlich.
André Wehner
Am 1. Juni 2021 hat André Wehner den CIO-Posten bei MAN Truck & Bus übernommen. Als IT-Chef verantwortet Wehner die weltweite IT des Nutzfahrzeugherstellers. Dazu zählen auch Produktionswerke, Logistikzentren und die eigenen Landesvertriebsgesellschaften. Sein Vorgänger Stephan Fingerling geht als Geschäftsführer zur Group IT Services GmbH, der IT-Tochter der Volkswagen Gruppe. Vor seinem Wechsel zum Münchner Nutzfahrzeughersteller war Wehner CDO bei Skoda Auto. In der neu geschaffenen Stelle kümmerte er sich dort seit 2016 um Unternehmensentwicklung und Digitalisierung.
Maik Krüger
Am 1. April trat Maik Krüger die Position des CIO bei Dräxlmaier an. Der studierte Wirtschaftsinformatiker war jahrelang in führenden IT-Positionen bei BMW tätig.
Sebastian Stoll
Seit 1. Juni 2021 ist Sebastian Stoll CIO und Group Vice President IT der FEV Gruppe. Er hat den Posten von Andreas Engels übernommen, der beim Kölner Compliance-Startup Kerberos eingestiegen ist. Stoll berichtet an CFO Jürgen Koopsingraven. Neben der Einführung von SAP S/4 Hana will Stoll die IT in die Cloud verlagern und die Security verbessern.
Saskia Kohlhaas
Saskia Kohlhaas ist seit November 2021 Senior Vice President Information Technology beim Engineering-Dienstleister der Automobilindustrie IAV.
Thomas Külpp
Seit August 2017 ist Thomas Külpp neuer CIO beim Autobauer Opel Automobile GmbH in Rüsselsheim. Zuvor war er bei Opel Director Sales & Marketing. Külpp hat Maschinenbau an der University of Applied Sciences in Wiesbaden studiert und als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Er arbeitet bereits seit 27 Jahren in verschiedenen Positionen bei Opel.
Marcus Claesson
Marcus Claesson ist CIO bei Daimler Truck. Er berichtet an den Vorstand für Finanzen und Controlling, Jochen Goetz. Darüber hinaus verantwortet Marcus Claesson die Connectivity Services innerhalb der Daimler Truck AG. Er ist seit 2017 im Unternehmen. Zuvor war Claesson CIO bei Electrolux AB.
Uwe Kühne
Uwe Kühne ist seit 2017 CIO bei GF Casting Solutions, einer Division des Georg Fischer Konzerns. Er fing 2004 bei der Georg Fischer Automobilguss GmbH als Systemanalytiker an und war zuletzt bis Ende 2016 als Head IT Operational Services bei GF Automotive für die Erbringung zentraler IT Infrastrukturleistungen verantwortlich. Auf seiner Agenda stehen die strategische Neuausrichtung der zentralen IT-Organisation, die Vorbereitung auf SAP S4/HANA, die Verlagerung zentraler IT Dienste in die Cloud sowie die Verbindung zwischen klassischer IT und Automations-Bereichen („i4.0“). GF Casting Solutions ist eine von drei Divisionen der Georg Fischer AG, ein börsennotiertes Unternehmen mit Hauptsitz in Schaffhausen, Schweiz. Das 1802 gegründete Industrieunternehmen betreibt in 33 Ländern 131 Gesellschaften, davon 51 Produktionsstätten.
Felix Willing
Felix Willing ist seit Januar 2018 Leiter des Bereichs Information Management beim Automobilzulieferer Hella GmbH & Co. KGaA im nordrhein-westfälischen Lippstadt. In dieser Position fungiert er zugleich als CIO für den globalen Hella Konzern. Zuletzt war er CIO beim Windturbinenbauer Nordex Acciona Windpower AG in Hamburg.
Bernd Süßmann
Bernd Süßmann ist seit September 2018 Head of Corporate IT bei der SAS Automotive in Karlsruhe, einem Joint Venture zwischen Continental and Faurecia. Er trägt dort die Gesamtverantwortung für die IT, führt dabei 80 Mitarbeiter und berichtet an den CFO des Unternehmens, Ekkehard Klautke.
Bernhard Pluhatsch
Bernhard Pluhatsch ist seit Oktober 2018 neuer Head of IT, Transmission Systems bei Magna Powertrain Transmission Systems (MPT TS) in Untergruppenbach bei Heilbronn. Er kommt von der Nürnberger Leoni AG, wo er von 2002 bis 2018 Vice President IT Infrastruktur war.
Michael Simon
Michael Simon (56) ist seit 1. Juli 2019 der Leiter Zentral IT und CIO der Volkswagen Retail Group. Er berichtet an die Geschäftsführung. Zuvor war der studierte Informatiker seit 2015 Leiter IT bei der Weiss Umwelttechnik GmbH. Insgesamt bringt er Erfahrung aus drei Jahrzehnten als Fach- und Führungskraft in der IT mit, unter anderem bei der Salzgitter AG Group.
Simon Blankenstein
Seit Oktober 2022 verantwortet Blankenstein als CIO die IT der Huf Group. Er berichtet an CFO Rainer Heupel. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört der weltweite Rollout von SAP S/4 HANA.
Tommy Andreasen
Nach der Fusion von MAN Diesel und MAN Turbo wurde Tommy Andreasen, vorher CIO von MAN Diesel, Anfang 2010 CIO der neu geschaffenen MAN Diesel & Turbo Gruppe. In den vergangenen 20 Jahren übernahm Tommy Andreasen innerhalb der MAN Diesel Gruppe verschiedene Management Positionen, schwerpunktmäßig im Bereich Finanzen und Controlling. Im Jahr 2000 wurde er Head of Information Technology bei MAN Diesel in Dänemark und entwickelte und führte eine neue IT-Strategie ein. 2006 wurde er dann CIO des gesamten MAN Diesel Konzerns.

In Diskussionen unterzogen die 14 Mitglieder des Digitalisierungsgremiums alle eingebrachten Ideen aus dem Business einem Relevanzcheck und erstellten daraufhin den "Brose Digitalisierungsradar". Der ist wiederum unterteilt in sieben Prozesssektoren wie Einkauf, Entwicklung und Produktion, von denen jeweils mindestens ein Vertreter in dem Board sitzt.

Für jede dieser sieben Kernfunktionen leitete das Board Zielbilder ab, in denen genau beschrieben wird, wie sich Themen wie Supply-Chain-Management oder Collaboration bis zum Jahr 2020 und 2025 entwickeln könnten. Dabei hielten sie auch fest, welche Marktentwicklungen diese Annahmen rechtfertigen.

Anhand dieser Zielbilder entstehen nun Programme und Projekte. Während die IT schaut, ob diese Ziele mit Trends wie IoT, Analytics oder Machine Learning unterstützt werden können, folgen alle potenziellen Projekte auf Seiten der IT den definierten drei Grundthemen: Vernetzen, Automatisieren, Assistieren (im Sinne von Assistenzsysteme nutzen).

Als grundlegendes Kriterium für jedes vorgeschlagene Projekt gilt, welchen Mehrwert es dem Business liefert. Dabei prüft das Board drei Auswirkungen:

1. auf das Geschäftsmodell (Markt, Kunde, Produkt),

2. auf die Prozesseffizienz (Entwicklung, Produktion, Verwaltung),

3. auf die Führung und Zusammenarbeit (Führungsbilder, Fehlerkultur, agile Methoden).

Aktuell umfasst das Programm 86 Digitalisierungsprojekte. Wichtig ist für Technikchef Spangler, dass sich die Digitalisierungsprojekte auf alle sieben Bereiche gleichmäßig verteilen. Es dürfe nicht passieren, dass sich ein Fachbereich mit verspielten Extraprojekten durchsetze, während ein anderer noch mit Karteikarten arbeite. Für die richtige Verteilung sorgt das Board, was auch fast immer gelingt. Sollte es zu keinem Konsens kommen, greift eine strikte Governance, dann wird Top-down entschieden. Diese Governance verhindert auch, dass IT-Projekte vorbei an der zentralen IT umgesetzt werden.

Im März 2016 zog die IT-Abteilung in den neuen Firmensitz in Bamberg ein. Gearbeitet wird in Open-Space-Büros.
Foto: Brose

Die Diskussionen im Board können sich bis zu einer Entscheidung durchaus in die Länge ziehen, was aber gut investierte Zeit ist. "Wir stecken oft viel Energie in die Vorbereitung einer Prozessveränderung", erläutert Spangler. "Dafür sind wir anschließend in der Umsetzung deutlich schneller und stringenter." Durch die Standardisierung könne sich die IT in der Umsetzung des Baukastens bedienen, wodurch viel Zeit gewonnen werde. Das Gesamtprojekt dauert deshalb nicht länger als andere Vorhaben, nur gibt es danach nicht mehr so viel zu fixen, weil im Vorfeld schon vieles bedacht und abgewogen wurde.

IT-Häppchen für alle

Damit Geschäftsleiter, Führungskräfte und alle anderen Mitarbeiter sachkundig mitdiskutieren können, brauchen sie Wissen über die IT und Verständnis für die Möglichkeiten und Folgen der Digitalisierung. Deshalb hat CIO Ley begonnen, komplizierte IT-Themen wie "Was ist HANA?" "Was ist Cloud?" oder "Was ist Deep Learning?" in kleinen Häppchen aufbereitet zu präsentieren. Das "Tapas" genannte Programm bietet die IT in drei Formen an: für IT-Anwender als Hilfe zur Einarbeitung in neue Themen, für die breite Masse der Mitarbeiter in Form von Präsenzveranstaltungen und seit Neuestem für die Geschäftsführung.

Damit soll sich bei allen die Beurteilungskompetenz für Technologien erhöhen. Im Konzern sollen alle unter denselben Begriffen auch das Gleiche verstehen. "Wir müssen raus aus der Situation, dass wir über verschiedene Buzzwords mit gefährlichem Halbwissen diskutieren", mahnt Ley.

Nach "dummen" Fragen fallen die Hemmschwellen

Ein "Tapa" dauert 15 Minuten und wird meist virtuell abgehalten, wobei zehn Minuten auf einen Kurzvortrag entfallen und fünf Minuten auf Fragen. Die Tapas sind Pflichtveranstaltungen. "Sonst erreicht man keinen ausgeglichenen und wachsenden Wissensstand", begründet Ley. Sobald jemand eine vermeintlich "dumme" Frage gestellt hat, fallen die Hemmschwellen bei den anderen Mitarbeitern, die dann selbst anfangen zu fragen. "Inzwischen ist IT als Werkzeug für Geschäftsprozesse zum Kernthema geworden, auch in den Köpfen hat sich das verankert", hält Spangler fest.

Das wird auch sehr wichtig sein. Denn die Komplexität von Fahrzeugmodulen und Plattformen für technische Bauteile wird enorm zunehmen. Nachfrageströmungen werden sich schneller verändern, und Märkte dürften sich weiter aufsplitten in Fahrzeuge für autonomes Fahren, Shared-Fahrzeuge, E-Autos oder Verbrenner. Spangler ist sich sicher: "Ohne IT-Werkzeuge werden wir das nicht mehr beherrschen."

CIO Ley sieht dem rapiden digitalen Wandel gut vorbereitet entgegen: Die IT-Infrastruktur ist ausgebaut, die Geschäftsführung ist sich der Bedeutung der IT bewusst, Mitarbeiter können zwischen den Fachbereichen wechseln, und selbst neue junge Leute können Projekte übernehmen, so wie beim Transport-Management. "Das sind ideale Bedingen für einen CIO", sagt Ley.