CIO-Agenda

Die wichtigsten IT-Trends 2017 von Forrester

12.12.2016 von Pascal Matzke
Wenn CIOs 2017 eine bi-modale Strategie verfolgen, werden sie die Unwucht der zwei Geschwindigkeiten zu spüren bekommen. CIOs werden sich wieder einmal als Meister des Wandels bewähren müssen.
  • Für CIOs stellt sich die Frage nach Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter. Das wird einen völlig neuen Skill-Mix in der IT-Organisation zur Folge haben.
  • Big Data ist 2016 etwas in den Hintergrund geraten. Dabei ist es weniger ein technisches Problem, Silostrukturen stehen dem Erfolg im Wege.
  • Mit den Hypethemen Künstliche Intelligenz, Artificial Intelligence und Blockchain sollten sich CIOs vertraut machen. Für größere Investitionen ist es allerdings auch 2017 noch zu früh.

2017 wird ein Jahr nachhaltiger Veränderungen werden. Angesichts der anhaltenden Volatilität der Finanzmärkte, politischer Unsicherheiten wie etwa den Brexit und sich rasch verändernde Anforderungen auf der Kundenseite, stellen sich die meisten Unternehmen auf ein weiteres Jahr des Wandels ein. Bereits jetzt prägen Unternehmensabspaltungen oder -aufkäufe, der Aufbau neuer Geschäftsbereiche - etwa im digitalen Umfeld -, sowie neue Innovationsökosysteme mit Partnern und Kunden die neue Unternehmenswelt.

Silostrukturen das größte Hindernis für unternehmerischen Erfolg

Die klassischen Silostrukturen innerhalb von Unternehmen und die häufig damit verbundene interne Abschottung gegenüber dem notwendigen Wandel werden zugleich als das größte Hindernis für den unternehmerischen Erfolg wahrgenommen.

Auch CIOs werden sich 2017 einmal mehr als Meister des Wandels bewähren müssen. Dabei nimmt zunächst der Druck hinsichtlich des Aufbaus neuer digitaler Geschäftsideen und Produktwelten zu. Technologien wie das Internet der Dinge/ Internet of Things (IoT), künstliche Intelligenz/ Artificial Intelligence (AI) oder virtuelle Welten/ Augmented Reality (AR) schaffen neue Brücken zwischen physikalischen und digitalen Welten.

Forrester Cloud-Prognosen für 2017
Prognose 1: Regionale Player ergänzen das Angebot der Cloud-Giganten
Auch AWS, Microsoft oder Google können nicht jede Kundenanforderung abdecken. Für kleinere regionale Cloud-Provider ergeben sich dadurch Chancen. Cloud-Nutzer sollten sie bei der Auswahl berücksichtigen.
Prognose 2: CIOs bringen Cloud-Kosten unter Kontrolle
2017 werden CIOs das Kosten-Management ihrer Cloud-Services besser in den Griff bekommen. Dabei helfen einschlägige Tools, etwa von AWS, Cloudability oder Cloudyn.
Prognose 3: Apps werden für den Cloud-Betrieb angepasst
Unternehmen sollten ihre Applikationen nicht einfach unverändert in die Wolke schieben, sondern sie für den Betrieb in der Public Cloud anpassen, empfiehlt Forrester.
Prognose 4: Hyperconverged Systems erleichtern Private-Cloud-Installationen
Forrester empfiehlt den Einsatz von Hyperconverged Systems für Private-Cloud-Szenarien insbesondere für neue Workloads, die eine rasche und automatisierte Skalierung der Infrastruktur erforderten.
Prognose 5: Container-Techniken drängen in die Cloud
Linux-Container werden 2017 Bestandteil jeder großen Public- oder Private-Cloud-Plattform sein, erwarten die Analysten.
Prognose 6: Enterprise-Anwendungen wandern in die Public Cloud
"Die Cloud ist der beste Ort, um aus Enterprise-Daten schnell Erkenntnisse zu gewinnen“, sagt Forrester-Analyst Dave Bartoletti. Schon jetzt hosten etliche Unternehmen auch Enterprise-Anwendungen in der Public Cloud. Dieser Trend werde sich 2017 verstärken.

Allerdings sind CIOs nicht nur gefordert, neue digitale Front-Ends zu unterstützen. Vielmehr zeichnet sich ab, dass ohne eine durchgreifende Veränderung des operationalen Back-Ends in der digitalen Wirtschaft kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist.

Zwei Szenarien für den CIO

Dabei ergeben sich 2017 für den CIO zwei mögliche Szenarien: Entweder gelingt es dem Unternehmen, seine internen Silostrukturen zu überwinden, und gleichzeitig die Altsysteme aus den Silos heraus im Kontext neuer kundenorientierter Prozessketten aufzustellen. Oder aber es werden die Altsysteme über einen längeren Zeitraum im Kontext der internen Siloprozesse einfach nur konsolidiert und rationalisiert. Das hilft möglicherweise Kosten zu sparen zu, bringt aber wenig bis nichts im Hinblick auf den notwendigen Wandel der Geschäftsmodelle.

CIOs, die so einer bi-modalen Strategie folgen, werden 2017 die Unwucht der zwei Geschwindigkeiten bei der Veränderung von Front-End und Back-End-Systemen zu spüren bekommen, und so nur schwer die Balance zwischen verschiedenen Business-Anforderungen halten können. Benötigt wird vielmehr eine ganzheitliche Strategie, welche die Geschwindigkeiten bei den verschiedenen Veränderungen anpasst und nach gleichen Erfolgskriterien - wie etwa Wachstum und Kundennähe - ausrichtet.

Die auffälligsten Aufsteiger und größte Absteiger

Zwar steht die Digitalisierung als Thema für CIOs weiterhin an erster Stelle, jedoch hat die damit verbundene Suche nach qualifiziertem Personal in 2016 gewaltig an Bedeutung gewonnen. Im Zuge der immer grösser werdenden Projekte im Rahmen der digitalen Transformation ist der Bedarf an Fachkräften mit relevanter Expertise in Design Thinking, Customer Journey Mapping, Open Source und agile Entwicklungsmethoden förmlich explodiert.

IoT-Studie 2016
Key Findings
Die COMPUTERWOCHE-Studie "Internet of Things 2016" finden Sie in unserem Shop neben anderen Studien der IDG Research Services als PDF-Download.
Bedeutung von IoT
Derzeit bewerten nur 45 Prozent der Unternehmen die Relevanz des IoT als sehr hoch oder hoch, 28 Prozent als eher niedrig oder niedrig. Ganz anders sehen die Werte für die Zukunft aus. 72 Prozent der Unternehmen glauben, dass IoT innerhalb der nächsten drei Jahre für sie wichtig oder sehr wichtig wird. Nur noch sieben Prozent der Firmen stufen die künftige Bedeutung des IoT als eher niedrig oder niedrig ein.
IoT in der Praxis
Bis dato haben insgesamt nur rund 15 Prozent der befragten Unternehmen bereits IoT-Projekte produktiv umgesetzt oder zumindest abgeschlossen. Immerhin ein Fünftel der Firmen will in den nächsten 12 Monaten oder mittelfristig erste IoT-Projekte realisieren, 12 Prozent erarbeiten derzeit eine IoT-Strategie.
IoT ist noch kein Thema, weil...
Wesentliche Gründe für die (noch) abwartende Haltung vieler Firmen sind andere Prioritäten, mangelnde Relevanz oder ein fehlendes Geschäftsmodell. Auch fehlendes Know-how bei den Mitarbeitern oder zu hohe Kosten spielen eine Rolle.
Auswirkungen (1/3)
Fast 60 Prozent der Unternehmen sehen IoT als große Chance. Gleichzeitig verkennen fast 45 Prozent das disruptive Potenzial des IoT, wenn sie glauben, sie sein gut genug für die Herausforderungen positioniert.
Auswirkungen (2/3)
Zumindest 39 Prozent der befragten Entscheider glauben, dass IoT ihre Unternehmen sehr verändern wird. Ein Drittel der Firmen befürchtet, dass sie von Start-Ups mit IoT-Technik überholt oder grundsätzlich von der Entwicklung überrollt werden, wenn sie sich nicht auf das IoT einstellen.
Auswirkungen (3/3)
Knapp 20 Prozent glauben immer noch, dass das Thema IoT für ihr Unternehmen nicht relevant sei.
Was ist IoT?
Die meisten bisherigen Projekte fallen unter die Kategorie Industrie 4.0 mit Themen wie Vernetzte Produktion, Smart Supply Chain und Predictive Maintenance, gefolgt von den Schwerpunkten Smart Connected Products.
Der Nutzen von IoT
Durch die Vernetzung aller Prozessketten, der Erschließung neuer Geschäftsmodelle sowie Kostensenkungen erwarten die Unternehmen als positive Effekte durch IoT.
IoT-Projekte in der Praxis
Neben Kategorien wie Connected Industry und Smart Connected Products gewinnen künftig auch IoT-Projekte aus den Bereichen Gebäudemanagement (Smart Building) und Vernetzte Gesundheit (Connected Health) an Bedeutung.
IoT-Technologien
Als Enabling Technologies für IoT sehen die Entscheider vor allem Cloud Computing und Netz-Technologien wie 5G, Narrowband IoT etc.
IoT-Herausforderungen
Die meisten Unternehmen geben grundsätzliche Sicherheitsbedenken als größte Hürde für IoT-Projekte an, da sie das Internet of Things als neues Einfallstor für Angriffe sehen.
Herausforderungen beim ersten Projekt
Für 57 Prozent der Firmen stellte Security tatsächlich die größte Herausforderung bei ihrem ersten IoT-Projekt dar. Fast die Hälfte der Firmen hatte beim ersten Projekt Probleme mit der Integration von IoT-Devices wie Sensoren und Aktoren in die eigene IT-Infrastruktur.
Hemmnisse bei Projekten
Aber auch in der Komplexität sowie im Know-how der Mitarbeiter sehen zahlreiche Unternehmen Hemmnisse.
Do-it-yourself oder Partner?
Bei der Umsetzung der IoT-Projekte sind die Optionen gleich verteilt. 51 Prozent der Firmen haben ihre IoT-Lösung eigenständig entwickelt, 49 Prozent gemeinsam mit externen Partnern.
In- und Outsourcing
n jeweils knapp einem Drittel der Unternehmen ging die Initiative für das erste IoT-Projekt entweder vom CIO und der IT-Abteilung oder von der Geschäftsführung aus, letzteres vor allem bei den kleinen Unternehmen. In elf Prozent der Firmen war ein eigenes IoT-Team die treibende Kraft für die ersten IoT-Aktivitäten, etwas seltener der CTO oder Fachabteilungen wie Vertrieb, Entwicklung oder Produktion
Wahl des IoT-Partners
Bei der Wahl eines IoT-Anbieters legen die Unternehmen vor allem Wert auf technisches Know-how, Vertrauen in den Anbieter sowie Branchenkompetenz. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis steht hinter Prozess-Know-how überraschend nur an fünfter Stelle im Anforderungskatalog.
Den IoT-Erfolg messen
Ein Viertel der Unternehmen konnte bislang noch keinen Mehrwert wie höhere Effizienz, niedrigere Kosten oder höhere Umsätze feststellen. In zwei Prozent der Unternehmen sind die IoT-Projekte gescheitert. Erstaunlicherweise gibt es in fast einem Fünftel der Unternehmen überhaupt keine Erfolgsmessung.

Zwar bieten freiberufliche Netzwerke und unabhängige Beratungshäuser derzeit noch ausreichend Kapazitäten an, aber die Preise werden 2017 nochmals stärker ansteigen. Für viele CIOs stellt sich daher die Frage nach Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter, was in der Konsequenz einen völlig neuen Skill-Mix in der IT-Organisation zur Folge haben wird.

Sicherheit und Datenschutz im Mittelpunkt von Investitionen

Ebenfalls im Sog der Digitalisierung wesentlich an Bedeutung gewonnen haben die Themen Datensicherheit und Datenschutz. Während in der Vergangenheit die Diskussionen zur IT-Sicherheit vor allem von Ankündigungen geprägt waren, rücken Industrie 4.0, neue datenunterstützte Geschäftsmodelle und sensibilisierte Kunden die Datensicherheit und den Datenschutz verstärkt in den Mittelpunkt von Investitionsentscheidungen.

Wie sich in einigen Fällen in den vergangenen zwei Jahren (zum Beispiel Hackerangriffe auf Sony und die US-Supermarktkette Target) bereits gezeigt hat, kann Nachlässigkeit beim Datenschutz selbst einem Vorstandsvorsitzenden heute den Job kosten. Für CIOs bedeutet dies, dass Datensicherheit und Datenschutz elementare Bestandteile der digitalen Transformation darstellen.

Big Data rückte in den Hintergrund

Etwas in den Hintergrund geraten 2016 ist das Thema Big Data, nicht etwa weil das Management von komplexen Datenströmen weniger wichtig geworden wäre. Vielmehr hat sich gezeigt, dass es sich dabei weniger um ein technisches Problem als vielmehr um eine organisatorische Herausforderung handelt. Auch hier stehen die internen Silostrukturen dem Erfolg oftmals im Wege.

Für CIOs ist also nicht so sehr die Größe des Datenstroms entscheidend (Wie 'Big' ist 'Big Data'?), sondern die Fähigkeit aus den verschiedenen Quellen, Technologien und Organisationsstrukturen wirklich wertvolle Einsichten (Insights) zu ermitteln, und daraus die richtigen Konsequenzen und Aktionen abzuleiten.

Die größten Aufsteiger in den kommenden Jahren

Ein Thema, welches sich in 2016 bereits einen Spitzenplatz erorbert hat, ist die Diskussion rund um Künstliche Intelligenz (KI)/ Artificial Intelligence (AI). Vor allem auf der Businessebene erzeugt dieses Thema oftmals leuchtende Augen, bietet es doch - in der Theorie zumindest - vielfältige Möglichkeiten für die Verbesserung existierender Prozesse, als auch für die Entwicklung völlig neuer Geschäftsmodelle.

Einhergehend mit KI/ AI hat speziell auch das Thema Blockchain viele interessante Diskussionen - besonders innerhalb der Finanzbranche - ausgelöst. Allerdings sind bei der praktischen Umsetzung dieser Themen bislang nur vereinzelte Leuchtturmprojekte zu verzeichnen. CIOs sollten sich also mit diesen Themen vertraut machen; für größere Investitionen ist es allerdings auch in 2017 noch zu früh.

Die Top 10 Trends 2017

  1. Digitale Transformation

  2. Digitale Skills - neue Methoden, Prozesse und Personal

  3. Internet of Things (IoT)

  4. Datensicherheit

  5. Systems of Insights/ Businessarchitektur für Datenaustausch und -analyse

  6. Agile Anwendungsentwicklung

  7. Service Orchestrierung/ DevOps

  8. Open Source

  9. Konsolidierung von Altapplikationen und Rechenzentren

  10. Emerging Technologies: Artificial Intelligence, Augmented Reality, Blockchain