Cloud, Recruiting, KI

Fachkräftemangel bremst neue Technologien aus

28.01.2019 von Christiane Pütter
Künstliche Intelligenz wäre in Unternehmen weiterverbreitet, wenn es genug qualifizierte Mitarbeiter gäbe. Dagegen hält Cloud Computing in Unternehmen starken Einzug. So lauten zwei Ergebnisse des European Technology Index 2018 der Anwaltskanzlei DLA Piper.
  • Die Skalierbarkeit der Cloud gilt den meisten Unternehmen als der größte Vorteil.
  • Karrierepläne und Trainings halten Unternehmen für die besten Mittel, für die Weiterqualifizierung ihrer Mitarbeiter.
  • Für AI-Projekte mangelt es Unternehmen ganz besonders an Fachkräften.
  • Blockchain-Technologie verstärkt die Fachkräftesorgen nochmals

Digitalisierung ist keine Reise mit einem definierbaren Ziel, sondern ein ständiger Prozess. Diese Erkenntnis setzt sich bei europäischen Entscheidern durch. Das erklärt jedenfalls die internationale Anwaltskanzlei DLA Piper in ihrem "European Technology Index 2018". Dieser beinhaltet acht Punkte.

Der größte Vorteil von Cloud Computing liegt für Unternehmen in der Skalierbarkeit.
Foto: DLA Piper

DLA Piper beziffert den aktuellen Index auf 54 Zähler, also exakt so hoch wie 2016. Die Anwälte wollen das jedoch nicht als Stagnation verstanden wissen. Vielmehr erreichen einige der ehemals "aufkommenden" Technologien mittlerweile eine massenhafte Adaption, so ihre Interpretation. Der Index basiert auf Angaben von 350 Entscheidern aus Europa.

Die acht Punkte sind folgende: Cloud Computing, Recruitment/Mitarbeiterbindung, Cybersecurity, Artificial Intelligence (AI), digitale Transformation, FinTechs sowie Big Data/Analytics und politischer Kontext.

Auf drei dieser Trends soll hier näher eingegangen werden.

1. Cloud Computing

"Wir sind in eine neue Phase der Cloud-Adaption eingetreten: die Enterprise Cloud." So kommentiert Kit Burden, Partner und Global Co-Head des Technologiesektors bei DLA Piper, die Ergebnisse. Unternehmen haben sich an die Cloud gewöhnt, Vor- und Nachteile sind bekannt. Als größte Vorteile gelten die Skalierbarkeit der Systeme (51 Prozent der Nennungen), Konnektivität (38 Prozent) und Kostensenkung (33 Prozent). Nachteile sehen die Befragten bei Sicherheit und Datenschutz (47 Prozent), Kosten (43 Prozent) und im Finden erfahrener Vendoren (37 Prozent).

Unternehmen nennen verschiedene Ansatzpunkte zur Steigerung der Mitarbeiterbindung.
Foto: DLA Piper

2. Recruitment/Mitarbeiterbindung

Der Fachkräftemangel und die daraus resultierenden Fragen rund um Neueinstellungen und Mitarbeiterbindung bleiben einer der wichtigsten Aspekte bei der Digitalisierung. 2018 ist Blockchain hinzugekommen, für die es noch zu wenig qualifizierte Mitarbeiter gibt.

Als wichtigste Einflussgrößen auf Neueinstellung nennen die Befragten die Flexibilität des Arbeitsmarktes (62 Prozent), die Mobilität der Angestellten (56 Prozent) und Bildung (47 Prozent). DLA Piper hat außerdem erfragt, was Unternehmen tun können, um die Qualität der Belegschaft zu steigern. Die Studienteilnehmer nennen berufliche Trainings (56 Prozent), Company Sponsorship (45 Prozent) und wiederum Bildung (38 Prozent). Als beste Methoden der Mitarbeiterbildung gelten Karrierepläne (59 Prozent), Schulungen (48 Prozent) und Verbesserungen bei der Work-Life-Balance (41 Prozent).

Der Tech Index zeigt im Vergleich zu 2016, wie die Vorbehalte gegen die Nutzung von Künstlicher Intelligenz sinken.
Foto: DLA Piper

3. Artificial Intelligence (AI)

Die Akzeptanz für Künstliche Intelligenz (KI) steigt und die Vorbehalte nehmen ab, so die These von DLA Piper. Dennoch bremsen verschiedene Faktoren die Nutzung von KI-Systemen, und zwar vor allem der Mangel an qualifizierten Fachkräften (52 Prozent) und die erforderlichen Investitionen (46 Prozent). Mangelnde Akzeptanz wegen der Angst vor möglichem Arbeitsplatzabbau nennen dagegen "nur" noch 36 Prozent der Befragten - 2016 waren es mit 47 Prozent deutlich mehr.

In einer Gesamtbetrachtung spricht DLA Piper von einem Ende der "Wildwest-Ära" in der IT. Mit anderen Worten: Entscheider sind im Umgang mit der Technologie gereift.

Künstliche Intelligenz - ein Ratgeber
KI im Unternehmen und Personalmanagement
Künstliche Intelligenz (KI) birgt ein enormes Potenzial für Unternehmen, zum Beispiel beim Einsatz im Personalmanagement. Joachim Skura, Thought Leader Human Capital Management bei Oracle, nennt Vorteile der KI sowie wichtige Faktoren, die bei der Planung sowie Nutzung zu beachten sind.
Kooperation der Führungskräfte
Da die KI-Technologie heute alle Unternehmensebenen durchdringt, müssen HR-Verantwortliche mit den anderen Führungskräften zusammenarbeiten, um Automatisierungsstrategien für die einzelnen Teams zu entwickeln.
Intelligenz kombinieren
KI muss zu einem Umdenken in Bezug auf die Belegschaft führen: Es geht nicht mehr nur darum, Mitarbeiter einzustellen. Vielmehr müssen menschliche und künstliche Intelligenz kombiniert werden, um die Produktivität zu maximieren.
Sinnvolle Prozessautomatisierung
Ein ganz wesentlicher Aspekt der Nutzung von KI ist, das Streben nach mehr Effizienz in Relation zu den tatsächlichen Möglichkeiten zu setzen. Nur weil sich ein Prozess automatisieren lässt, heißt das noch lange nicht, dass man das auch tun sollte. Das gilt auch im Personalwesen.
Keine Big-Brother-Atmosphäre schaffen
KI kann für die Sicherheit des Unternehmens sehr hilfreich sein. Viele Betriebe nutzen KI-Technik, um Anwendungen, Systeme und Infrastruktur ständig zu überwachen und anomales Verhalten in Echtzeit zu erkennen und zu bewerten. Hier sollten Unternehmen aber unbedingt darauf achten, dass keine „Big-Brother-Atmosphäre“ geschaffen wird. Der Personalabteilung kommt dabei eine wichtige Rolle zu.
Daten und Technik ausschöpfen
KI sollte bei Einstellungs- und Besetzungsplänen zur Anwendung kommen. Der Grund: Es gilt, kontextbezogene Daten und Technologien auszuschöpfen, um Probleme wie hohe Fluktuationsraten in Angriff zu nehmen, Mitarbeiter besser zu verstehen und den vorhandenen Pool an Talenten effektiver zu nutzen. Nur so lässt sich Arbeit intelligenter, angenehmer und kollaborativer gestalten – und letztendlich auch wertschöpfender.
KI im Recruiting nutzen
Künstliche Intelligenz wird derzeit auch im Recruiting immer wichtiger. Recruiter nutzen KI, um herauszufinden, welche Skills das Unternehmen aktuell benötigt, und wo passende Kandidaten zu finden sind.
Bewerbungsmanagement automatisieren
Mit Hilfe von KI lassen sich zeitaufwendige Aufgaben wie das manuelle Screening von Lebensläufen und Bewerber-Pools automatisieren.
Candidate Experience aufbauen
Leistungsstarke und integrierte KI-Funktionen sowie klare Abläufe helfen, im Personalmanagement eine benutzerfreundliche und personalisierte Candidate Experience vom Erstkontakt bis hin zur Einstellung und Eingliederung zu schaffen.
Mehr Effizienz durch Machine Learning
Modernste Machine-Learning-Anwendungen unterstützen das Personalwesen, die Time-to-Hire zu verkürzen, indem sie proaktiv eine Vorauswahl der geeignetsten Kandidaten treffen und Empfehlungen geben.
Chatbots einsetzen
Ein Chatbot kann eine Datenquelle sein, mit deren Hilfe Unternehmen mehr über ihre Mitarbeiter erfahren. Machine-Learning-Analysen von Fragen und Gesprächen können einzigartige und bisher nicht mögliche Einblicke liefern. So lassen sich zugrundeliegende Probleme aufdecken – und das vielleicht noch, bevor sich der Mitarbeiter dieser überhaupt bewusst ist.