CIO des Jahres 2022 - Großunternehmen - Finalist

Stada-CIO Günthör setzt auf bessere Daten und Analyse

18.10.2022 von Horst Ellermann
Datengestützt bessere Entscheidungen treffen: Das ist jetzt möglich durch den Global Data Hub, den CIO Tobias Günthör beim Pharmakonzern Stada einführte.
Für sein Projekt "One Stada" belohnt die Jury vom CIO des Jahres 2022 CIO Tobias Günthör mit einem Platz unter den Finalisten, Kategorie Großunternehmen.
Foto: STADA Corporate Communications

Mitarbeitende des Arzneimittel-Herstellers Stada (Grippostad, Curazink etc.) sollen vier Werte hochhalten: Integrity, Agility, Entrepreneurship und "One-Stada". Letzteres braucht Erklärung - und IT.

Die ersten drei Werte sind selbsterklärend: Edel sei der Mensch (also ethisch motiviert, Stada nennt das "Integrity"), hilfreich (heißt bei Stada "Entrepreneurship" - jeder Einzelne soll Wachstum und Wert schaffen) und gut ("jeder Einzelne führt mit Flexibilität und Entschlossenheit" oder kurz: "agil"). Aber wofür steht "One-Stada"?

One Stada

Tobias Günthör, seit April 2021 CIO der Stada Arzneimittel AG, erklärt: "One-Stada meint, dass jeder Einzelne von uns im besten Interesse des Unternehmens als Ganzes und nicht nur seiner Geschäftseinheit handelt." Angesichts der jüngsten Geschichte des 125 Jahre alten Unternehmens ist das kein No-Brainer: Die Private-Equity-Gesellschaften Bain und Cinven haben 2017 bei Stada die Mehrheit übernommen.

Es folgten aufreibende Jahre, die nicht ohne Veränderungen im IT-Personalbereich stattgefunden haben. Inzwischen ist der Hersteller von Generika, Spezialpharmazeutika und Consumer Healthcare durch Zukäufe auf 3,2 Mrd. Euro und über 800 Millionen Euro Profit gewachsen - mit den üblichen Folgen für die IT.

Stada mit Stammsitz in Bad Vilbel beschäftigt 12.520 Mitarbeiter (300 davon in der IT) und verzeichnete 2021 einen Umsatz von 3,25 Milliarden Euro.
Foto: STADA Corporate Communications

Um die (sehr agile) Go-to-Market Struktur zu unterstützten, hat Stada neue Gesellschaften teilweise nur unvollständig in die IT-Landschaft integriert. Das IT-Team betreibt inzwischen mehr als 500 Legacy Applikationen und mehrere ERP Plattformen. Günthörs Ansatz ist jetzt, Harmonie durch unternehmensweite Daten und Analyse zu erzeugen. "Speziell die Werte Agility und Entrepreneurship helfen dabei unserem modularen Architekturansatz", sagt der CIO: "Das ist die Kultur, die wir vorantreiben wollen."

Projekt: Bringing Data to the People

Klassisches Reporting basierte bislang auf fünf SAP BW Systemen und unzähligen lokalen MS SQL Servern. "Self-Service war unbekannt", sagt Günthör. Das Team habe deshalb in einem ersten Schritt einen "Data-Lake" geschaffen, in dem jetzt mehr als 12.500 Stada-Mitarbeitende aus mehr als 20 Ländern nach Informationen fischen können. Um "brain to the table" zu bekommen, haben die ITler 200 Mitarbeitende geschult, selbstständig analytische Datenflüsse zu bauen. "Wir haben mit MS Azure und dem Data Warehouse Snowflake vollständig auf die Cloud gesetzt", ergänzt Günthör. "Kritisch ist dabei die Übergangszeit, in der on-premise Anwendungen und die Cloud-Welt koexistieren"

Natürlich ist es beim modularen Architekturansatz nicht mit zwei Anbietern getan. Günthör nennt für sein Datenprojekt weitere IT-Produkte:

  1. Databricks für Big Data Management Framework

  2. Qlik für Daten Integration

  3. Power BI and Tableau für Daten Visualisierung

  4. Alteryxs als Daten Aufbereitungs-Tool

  5. SAP Analytics und S4/Hana BW zum Konsolidieren der Finanzdaten

  6. Gitlab für Source Code Management

  7. MS Office für Kollaboration and Knowledge Management

  8. MS Azure Devops für Backlog Management

  9. Automation Anywhere für Workflow Automation

  10. Diverse ERP, CRM, Regulations-Plattformen und externe Datenquellen als Source Systeme

Die Liste dieses Daten-Projekts mit einem zweistelligen Millionen-Budget zeigt: Die Zeit der monolithischen Anbieter ist vorbei - bei Stada auf alle Fälle. Vielleicht sogar für die ganze Pharma-Branche: "Im regulatorischen Bereich finden Sie gar nicht die großen Vendoren", sagt Günthör. Bleibt also die Aufgabe, viele IT-Jobs selbst zu erledigen. Stada hat dafür ein Nearshore-Center in Belgrad. Aber damit will er sich nicht schmücken, sagt der CIO. Da habe er auf der Weitsicht seiner Vorgänger aufgebaut. (kf)

Die Top CIOs der Chemie- und Pharma-Branche
Markus Schümmelfeder
Seit April 2018 ist Markus Schümmelfeder neuer CIO des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim in Ingelheim am Rhein. Er war zuvor Corporate Vice President IT im Unternehmen. Schümmelfeder berichtet an seinen Vorgänger im CIO-Amt, den CFO Michael Schmelmer.
Martin Richtberg
Seit 1. Januar 2022 bekleidet Martin Richtberg die Position des Senior Vice President Information Technology, CIO und CDO von Wacker Chemie. Zuletzt war er dort Leiter des globalen Project-Engineering.
Annette Hamann
Annette Hamann ist seit 2020 CIO bei der Hamburger Beiersdorf AG. Ihre Vorgängerin Barbara Saunier ist im Ruhestand.
Dirk Ramhorst
Seit dem 1. Mai 2022 ist Dirk Ramhorst, ehemaliger IT-Chef von Wacker Chemie, CIO beim Spezialchemiekonzern Evonik. Seine Vorgängerin Bettina Uhlich ging in den Vorruhestand.
Michael Nilles
Henkel hat Michael Nilles am 1. Oktober 2019 zum Chief Digital & Information Officer (CDIO) ernannt. Er berichtet direkt an Carsten Knobel, CEO von Henkel. In seiner Position ist Nilles für die Bereiche Digital, IT, Geschäftsprozessmanagement und Corporate Venture Capital verantwortlich.
Abel Archundia-Pineda
Abel Archundia-Pineda ist seit Mai 2017 Head of IT Business Partnering Pharmaceuticals bei Bayer im Geschäftsbereich Pharma bei Bayer. Zuvor war er Head of IT for Novartis Technical Operations and Global CIO der Sandoz Division, Novartis AG.
Michael Jud
Michael Jud ist seit April 2017 Leiter IT beim Pharmahersteller InfectoPharm Arzneimittel und Consilium GmbH in Heppenheim im südlichen Hessen. Jud kommt vom Anlagenbauer Schenck Process in Darmstadt. Er berichtet bei seinem Arbeitgeber an den kaufmännischen Geschäftsführer. Neben dem Fokus-Thema IT-Sicherheit baut der gelernte Diplom Ingenieur SAP weiter aus und unterstützt das internationale Wachstum von InfectoPharm.
Alessandro de Luca
Alessandro de Luca war bisher Interims-Group CIO beim Pharmakonzern Merck. Der Konzern hat sich entschieden, de Luca dauerhaft in dieser Position zu beschäftigen.
Hermann Schuster
Seit 1. September 2021 ist Hermann Schuster Head of Information Technology bei der Lanxess AG. Er folgt auf Kai Finke. In seiner neuen Position will Schuster im Chemiekonzern ein Konzept für den Modern Workplace umsetzen und sich auf Cybersicherheit konzentrieren. Daneben steht der Rollout eines SAP S/4 Hana-Templates auf seiner Agenda. Schuster berichtet an den Lanxess-Finanzvorstand Michael Pontzen.
Bijoy Sagar
Bijoy Sagar ist ab Juni 2020 neuer Leiter IT und Digitale Transformation der Bayer AG. Er löst den bisherigen CIO und CEO der IT-Tochter Bayer Business Services (BBS) ab, der seine Konzernkarriere beendet. Die BBS wird aufgelöst. Sagar soll die Digitalisierung des Pharmakonzerns vorantreiben und die begonnene Neuaufstellung der IT ans Ziel führen. Er berichtet an den Finanzvorstand Wolfgang Nickl.
Martin Wiedenmann
Martin Wiedenmann ist seit Februar 2019 Head of Global IT/CIO der Atotech Group, einem weltweit agierenden Marktführer für Spezialchemie. Zuvor war er war seit Juli 2016 CIO bei Ledvance in München.
Andreas Becker
Andreas Becker ist seit April 2017 Vice President Information Technology/CIO beim Pharmakonzern Daiichi-Sankyo Europe in München. Im Oktober 2014 kam der Diplom-Kaufmann mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik & EDV als Head of IT Strategy & Service Delivery ins Unternehmen.
Sandeep Sen
Sandeep Sen ist CIO der Linde Group. In dieser Funktion hat er Büros in Singapur und München. Weltweit führt Sen rund 1.100 Mitarbeiter. Er kam 1993 zu Linde Indien (vormals BOC India). Zuvor war er in der IT auf dem Finance-Sektor tätig. Dabei arbeitete er sowohl in Indien als auch in Großbritannien.
Peter Buchmüller
Seit Mitte Juni 2017 ist Peter Buchmüller IT-Leiter der Aenova Group, einem pharmazeutischen Auftragshersteller mit Sitz in Starnberg bei München. Der genaue Titel lautet: Senior Vice President Corporate IT Aenova Group. Buchmüller wechselte von der Molkerei Meggle in Wasserburg, wo er zuvor als Leiter IT tätig war.
Berthold Kröger
Berthold Kröger hat im Juli 2015 die IT-Verantwortung bei der K+S AG in Kassel übernommen. Der neue Leiter Corporate IT berichtet an den Vorstand Thomas Nöcker. Der promovierte Informatiker hat sein Studium an der Universität-Gesamthochschule Paderborn absolviert. Er arbeitete danach mehr als drei Jahre im Forschungs- und Technologiezentrum der Deutschen Telekom und war später in verschiedenen Positionen bei der Hochtief AG und der Hochtief Solutions AG in Essen beschäftigt.
Alexander Bode
Im Juli 2014 hat Alexander Bode den CIO-Posten beim Farbenhersteller DAW SE angetreten. DAW (Deutsche Amphibolin-Werke) ist vor allem bekannt durch Farbenmarken wie Caparol und Alpina. Bode kommt vom Pharmahändler Celesio, wo er seit 2013 als Global Head of IT Governance tätig war. Davor arbeitete der Wirtschaftsinformatiker viele Jahre bei der Freudenberg-Gruppe, wo er auch seine berufliche Laufbahn 2002 begann. Zuletzt verantwortete er dort von 2008 bis 2013 als Director ERP Europe das SAP Competence Center von Freudenberg Sealing Technologies.
Torsten Müller
Seit November 2018 ist Torsten Müller Head of Information Technology (CIO) beim Pharma- und Laborzulieferer Sartorius AG mit Sitz in Göttingen. Zuvor war er Chief Digital Officer und Chief Information Officer sowie Mitglied der Geschäftsleitung der Versicherung Helvetia Deutschland in Frankfurt.
Stephan Heinelt
Stephan Heinelt ist seit September 2018 Group CIO beim Spezialchemiekonzern Altana AG mit Sitz in Wesel. Der Diplom-Wirtschaftsinformatiker Heinelt war zuletzt Leiter Service Management Global IT Services bei der Evonik Industries AG in Essen.
Martin Kinnegim
Martijn Kinnegim ist seit März 2019 CIO der STADA Arzneimittel AG mit Sitz im hessischen Bad Vilbel. Kinnegim arbeitete zuvor bei Jacobs Douwe Egberts (JDE). Dort war er als Global CIO tätig und leitete die Integration der Gesellschaften DE Masterblender 1753 und Mondelez International in den weltweit führenden Kaffeekonzern.
Walter Grüner
Walter Grüner ist seit Mai 2019 Head of Information Technology beim Chemie-Unternehmen Covestro in Leverkusen. Zuvor war Grüner seit 2013 als Group CIO bei der KION Group AG tätig, einem Anbieter von Gabelstapler und Lagertechnik.
Tobias Günthör
Der Pharmakonzern Stada hat mit Tobias Günthör seit Anfang April einen neuen IT-Chef. Der Titel des 53-Jährigen lautet CIO/Senior Vice President IT at Stada Group.
Carsten Priebs
Zum 01.01.2024 wurde Carsten Priebs zum Digitalchef der Biesterfeld AG berufen.