Healthcare IT


Kritik an mangelndem Datenschutz reißt nicht ab

Ärzte weiter gegen elektronische Gesundheitskarte

18.06.2008
Von Nicolas Zeitler

Die elektronische Gesundheitskarte soll mit einer Reihe von Funktionen ausgestattet sein, die zum Teil verpflichtend, zum Teil freiwillig für den Bürger sind. Grundsätzlich sollen auf der mit einem Lichtbild des Inhabers ausgestatteten Karte Verwaltungsdaten gespeichert werden, neben Name und Geburtsdatum des Patienten auch dessen Versichertenstatus für die Abrechnung.

Keine Papierrezepte mehr

Weitere Pflichtfunktion wird das elektronische Rezept sein. Es soll die nach Angaben des Ministeriums bisher jährlich mehr als 700 Millionen Papierrezepte vollständig ersetzen.

Als freiwillige Funktionen der Gesundheitskarte sind die Anlage eines Notfalldatensatzes und einer Arzneimitteldokumentation möglich. Letztere soll einem Arzt etwa zeigen, welche Medikamente sein Patient bereits verordnet bekommen hat. Doppelverordnungen oder auch Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Arzneimitteln will man so ausschließen. Auch die aus Datenschutzgründen kritisierte elektronische Patientenakte (EPA) soll eine freiwillig nutzbare Funktion der Gesundheitskarte sein.

Projekt mit Verzögerungen

Bis die elektronische Gesundheitskarte bei allen 80 Millionen Versicherten in Deutschland im Einsatz ist, dürfte indes noch einige Zeit vergehen. Erstmals angekündigt hatte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) das Projekt im Jahr 2003. Anlaufen sollte es 2006. Auseinandersetzungen zwischen Krankenkassen, Ärzten und Apothekern über Organisation und technische Umsetzung verzögerten das Projekt jedoch.

Derzeit befindet sich die neue Karte in mehreren Regionen Deutschlands im Test. Reibungslos verlaufen die Versuche nicht. So setzten die Testärzte in der Region Flensburg in Schleswig-Holstein Ende März die Erprobung der freiwilligen Anwendungen aus. Der Test scheiterte an der für die Nutzung etwa der EPA nötigen Eingabe einer Geheimnummer. Gerade die darauf angewiesene Gruppe von Menschen sei "in der Realität nicht in der Lage, adäquat und zeitgerecht eine Pin in eine Tastatur einzugeben" oder sich diese zu merken, teilten die Projektleiter mit.

Zur Startseite