Strategien


Design Thinking

Das Ende von Help Desk und Schulungen

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

"Phase der Synthese"

Falk Uebernickel Assistenzprofessor für Informations-Management an der Universität St. Gallen: "Wir haben den Innovationsbereich von Produkten auf Dienstleistungen, Geschäftsmodelle und -prozesse ausgeweitet."
Falk Uebernickel Assistenzprofessor für Informations-Management an der Universität St. Gallen: "Wir haben den Innovationsbereich von Produkten auf Dienstleistungen, Geschäftsmodelle und -prozesse ausgeweitet."
Foto: Universität St. Gallen

Design Thinking wurde seit den 1990er-Jahren entscheidend von der Design- und Innovationsagentur Ideo geprägt. "Gestalten und Denken sollten keine Gegensätze sein", sagt Anne Pascual, Design Director bei Ideo in München. Schon frühzeitig in den Phasen der Inspiration und Entdeckung werde beim Design Thinking immer wieder nachgedacht, zurückgestellt und die Perspektive gewechselt. Schließlich sei es nicht damit getan, den Nutzer zu befragen und seine Antworten direkt in Produkte zu gießen: "Wir brauchen eine Phase der Synthese, in der die Bedürfnisse aller Beteiligten interpretiert werden."

Auf die Enterprise-IT übertragen bedeutet dies für Pascual etwa intuitiv bedienbare und selbsterklärende Interfaces: "Die Barrieren müssen abgebaut werden." Produkte wie das iPad hätten schnell zu einer starken Veränderung der mentalen Modelle von Anwendern geführt, die nun erwarten, dass auch ihre beruflichen Applikationen einfach zu nutzen sind. "Das stellt natürlich hohe Anforderungen an die IT-Departments." Design Thinking könne dabei helfen, einen neuen Anfang zu finden - etwas, das es noch nicht gegeben hat oder dessen erfolgreiche Umsetzung bislang unmöglich war. Der Fokus liegt dabei im Zentrum der drei Faktoren Kundenbedürfnis, Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit.

"Unternehmen werden es sich in Zukunft nicht mehr leisten können, die Bedürfnisse ihrer Nutzer zu vernachlässigen" - auch Cornelia Horsch geht davon aus, "dass sich zunehmend Produkte und Services durchsetzen, die sich durch bedienungsfreundliche und selbsterklärende Interfaces auszeichnen". Die Leiterin des Internationalen Design Zentrums Berlin (IDZ) bezeichnet Design Thinking als "wunderbare Methode, innerhalb kurzer Zeit und in gemischten Teams neue Lösungsansätze und innovative Ideen zu entwickeln". Zwar könne sie nicht die Arbeit eines Designers oder einer Designerin ersetzen, aber die "Loslösung von festgefahrenen Denkmustern" bewirken.

Horsch zufolge spiele die Ästhetik unserer alltäglichen Umgebung eine große Rolle, aber gutes Design sei kein Selbstzweck - wie und in welchem Zusammenhang wird das Objekt genutzt, welche Eigenheiten und Gewohnheiten haben die Menschen, was wird intuitiv verstanden? "Gutes Design geht immer vom Menschen aus - egal ob es sich dabei um einen Stuhl, eine Software oder einen Fahrkartenautomaten handelt", sagt die IDZ-Leiterin. Zentrale Herausforderung in der Produktentwicklung sei die Kooperation zwischen Designern (Schnittstelle zum User) und Entwicklern (technische Umsetzung): "Nur wenn beide Seiten frühzeitig zusammenarbeiten und sich Form und Inhalt in enger Abstimmung entwickeln, läuft der Prozess rund."

Das ist auch ein Ziel von Falk UebernickelFalk Uebernickel, Assistenzprofessor für Informations-Management an der Universität St. Gallen. Hier kommen seit 2005 Betriebswirte und Ingenieure, Studenten und Unternehmen durch Design Thinking zusammen. "Wir haben den Innovationsbereich von Produkten auf Dienstleistungen, Geschäftsmodelle und Geschäftsprozesse ausgeweitet", sagt Uebernickel. Zentrales Element sei der Mensch in Verbindung mit der allgegenwärtigen IT: "Dadurch drehen sich Lieferketten um - statt schlicht ein Produkt vorgesetzt zu bekommen, steht der Mensch mit seinen Geräten künftig am Anfang und liefert Informationen für die Unternehmensprozesse." Profil von Falk Uebernickel im CIO-Netzwerk

Zur Startseite