Strategien


Design Thinking

Das Ende von Help Desk und Schulungen

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Mittlerweile habe jedoch immerhin die Hälfte der deutschen Konzerne die Methode auf dem Schirm. Gemeinsame Projekte und Trainings für Studenten und Executives sollen die Innovationskraft verbessern, sagt Weinberg: "Wir geben eine Antwort auf den zunehmenden Veränderungsdruck, den alle Unternehmen und öffentlichen Institutionen spüren." Firmen könnten keine großen, langfristigen Strategien mehr entwickeln, da sie Produkte, Services und Geschäftsprozesse permanent wieder neu definieren müssten. "Design Thinking zielt darauf ab, eine Organisation neu aufzustellen und zu strukturieren."

Das Konzept setzt auf einen iterativen Prozess, doch geht es im Grunde um die Arbeits- und Innovationskultur im Unternehmen, sagt Weinberg: "Wir öffnen die Köpfe für vernetztes Denken." Statt um die Leistung und Kreativität von Einzelnen geht es um gemischte Teams, die Aktivierung beider Gehirnhälften, das Scheitern und nicht zuletzt um Räume, die ein Team im Design-Thinking-Prozess gezielt unterstützen. Hier finden sich Ruhezonen, bewegliche Stehtische und Whiteboards, Materialien, eine Werkstatt - "ein Kindergarten für Erwachsene". Das vertrage sich natürlich nicht mit dem normalen Arbeitsalltag, allein weil Lego und Playmobil als "Werkzeug" in den wenigsten Bestellsystemen eingepflegt sind.

Vor allem überkommene Denkstrukturen werden von Weinberg kritisiert, er nennt es "Brockhaus-Denken": "Unsere altmodischen Arbeits- und Denkstrukturen passen nicht mehr in eine vollständig vernetzte Welt, denn sie trennen, anstatt Gedanken zusammenzuführen." Schließlich würden die spannenden Momente und Innovationen nicht in den Schubladen, sondern an den Schnittstellen entstehen. "Der Innovationsschritt darf daher nicht Aufgabe einer Gruppe bleiben, die für Innovationen im Unternehmen zuständig ist", argumentiert der Leiter der D-School. Um dem Veränderungsdruck standhalten zu können, müsse sich jeder Mitarbeiter als Innovator sehen und sich kundenorientierter verhalten, als er es bislang gemacht hat - und bislang machen konnte.

Martin Hofmann - Die Wette zum Thema Design Thinking

"Ich wette, dass es in zehn Jahren in Unternehmen keine Systemschulungen, keine User-Manuals und keinen IT-Helpdesk mehr gibt", schrieb Volkswagen-CIO Martin Hofmann ins CIO-Jahrbuch 2013.

Das CIO Jahrbuch 2013: Neue Prognosen zur Zukunft der IT.
Das CIO Jahrbuch 2013: Neue Prognosen zur Zukunft der IT.
Foto: cio.de

CIO Hofmann hat sich viel vorgenommen bis 2023 - und sich keine Freunde im eigenen Servicedesk gemacht. Nutzer hingegen dürfte die Aussicht freuen, eines Tages mit Programmen zu arbeiten, die intuitiv bedienbar sind. Es genüge nicht mehr, so Hofmann, Hardware und Software zu designen: "Die große Herausforderung ist es, die gesamte User Experience dabei zu perfektionieren." An jedem Kontaktpunkt müssten zeitgemäße Anwendungen die Erwartungen des Anwenders zumindest erfüllen - möglichst sogar übertreffen. Dies sei bei Consumer-Produkten schon lange so, argumentiert der VW-CIO. "In der Business-IT setzt sich der Gedanke der kompromisslosen Nutzerorientierung erst nach und nach durch."

Unterstützung verspricht sich Hofmann auf diesem Weg durch die Methode des "Design Thinking" - ein relativ junger Ansatz, durch den der Innovationsprozess auch im Bereich "ernster" IT neu gestaltet werden soll. Mit der SAP AG als Anwender und ihrem Mitgründer Hasso Plattner als Hochschulförderer hat die Methode starke Unterstützer. Das Problem: Man kann Design Thinking nicht auf Knopfdruck installieren. Schließlich geht es auch darum, einen Kulturwandel in Organisationen herbeizuführen. Denn mit den alten Verfahren, so die Argumentation, würden sich in der vernetzten Welt keine erfolgreichen Produkte und Services mehr entwickeln und verkaufen lassen.

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