Strategien


Outsourcing einmal anders

Es menschelt beim Vertragsabschluss

07.11.2005

Auf Grund des hohen Zeitdrucks beginnt der Customer Center Leiter des Outsourcingpartners bereits mit der Aufnahme der Ist-Situation der zu übernehmenden EDV-Landschaft: Betriebssystem-Versionen, Handbücher, Wartungsverträge und Lizenzen müssen gesammelt werden, es werden Zeitpläne für die Übernahme der operativen Verantwortung erstellt, und dies erfordert von den demotivierten bisherigen IT-Mitarbeitern Überstunden, weil halt viele Dinge doch nicht so lückenlos dokumentiert sind, wie sie es eigentlich sein sollten. Ein Vertrag besteht immer noch nicht.

Der CIO hat unterdessen eine neue Stelle in Aussicht und verhandelt mit der Unternehmensleitung über sein vorzeitiges Vertragsende. Es wird auch eine Einigung erzielt, aber unter der Maßgabe, dass der CIO noch den Outsourcing-Vertrag unter Dach und Fach bringt. Die Rechtsabteilung hat unterdessen den Gerichtsort geklärt und in dem Vertragstext verankert, es wurde eine Inflationsausgleichsklausel eingefügt und damit wird der Vertrag dann allmählich unterschriftsreif. Weil noch verschiedene Resturlaube auf beiden Seiten genommen werden müssen, verschiebt sich die letzte Abstimmungsrunde bis kurz vor den Abschied des CIO.

Jetzt kommt ein Vertrag zustande und der geneigte Leser mag sich ausmalen, welche Regelungen bzgl. Systemverfügbarkeit, maximaler Ausfallzeiten, schwerwiegender Mengengerüstverschiebungen, Wegfall einzelner Geschäftsbereiche etc. in diesem Vertrag „zukunftssicher“ verankert wurden.

Wenn ein Outsourcingvertrag zwischen zwei Unternehmen mit zwei Rechtsabteilungen auf z.B. zehn Jahre fest abgeschlossen wurde, dann ist ein solcher Vertrag bindend und eine tief greifende Veränderung eines solchen Vertrages ist nur unter großen Mühen und mit hohen Abstandszahlungen möglich.

Das Alles wäre vermeidbar gewesen, hätte das outsourcende Unternehmen rechtzeitig einen externen Dritten geholt, der sich mit der oben beschriebenen, überwiegend menschlich bedingten, Problematik auskennt und der ein solches Projekt unabhängig von eigenen Zukunftsängsten im Sinne einer realistischen Zielsetzung zu einem erfolgreichen Abschluss bringt.

Dr. Eberhard Groetschel,
Senior Management Berater
@-yet GmbH
Schloß Eicherhof
42799 Leichlingen

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