Kommentar

"SOA als Mogelpackung"

25.02.2008
Von Helmuth Gümbel
Große Anbieter erklären vollmundig, dass sie SOA bereits komplett in ihrem Bereich implementiert hätten. Die Realität sieht anders aus.

Im SOA-Markt bewegen sich vier Kategorien von Anbietern:

  1. Middleware-Anbieter (hier sind vor allem IBM und BEA zu nennen als "pure play"-Anbieter mit Fokussierung auf Middleware)

  2. Applications-Anbieter mit eigenem SOA-Middleware-Angebot (hier besonders SAP, Oracle und Microsoft)

  3. Applications-Anbieter, die Middleware anderer Anbieter nutzen (zum Beispiel Lawson)

  4. Systemintegratoren

Die ersten beiden Kategorien versuchen, Anwendungslandschaften zu prägen und damit Marktterritorium zu gewinnen oder zumindest zu sichern. Die anderen haben weniger strategische Ziele: Sie wollen bei Integrationsprojekten auf eine gute, verbreitete und preiswerte Grundlage zurückgreifen. Systemintegratoren lieben SOA, weil sie hier ein sehr dauerhaftes Betätigungfeld sehen. Einmal begonnen, können SOA-Projekte leicht zum Dauerbrenner werden, weil (wie bereits bei ERPERP beobachtet) daraus über immer neue Erweiterungen eine "unendliche Geschichte" werden kann. Genau danach hatten die Anbieter doch gesucht ... Alles zu ERP auf CIO.de

SOA nicht immer ein Enabler

SOA suggeriert die beliebige Kombination und Integration jeglicher Software. Da ist eigentlich kein Platz für Territorialkämpfe der Anbieter. Denn folgt man der SOA-Vision, dann muss alles so problemlos gehen wie ein Gespräch über zwei Telefonapparate unterschiedlicher Hersteller.

Anbieter preisen SOA als großen Kostensenker, Vereinfacher und vor allem als Enabler künftiger Geschäftsszenarien. Dies trifft nur eingeschränkt zu. SOA vereinfacht und senkt zwar die Kosten gegenüber üb-lichen Integrationsverfahren, die Produkte Punkt-zu-Punkt über eigens geschaffene Schnittstellen verbanden. Generell ist aber die beliebige Integration mit einer deutlichen Komplexitätssteigerung verbunden. Denn es ist schwierig, die so entstehenden Anwendungsnetze zu administrieren und so zu betreiben, dass der Anwender davon nichts merkt.

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