Retail IT


Situation im Applikations- und Datenbank-Geschäft

Stärken und Herausforderungen von Oracle

17.07.2006
Oracle überraschte mit guten Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr, das am 31. Mai 2006 endete. Trotz der positiven Meldungen stehen Oracle aber noch weitere massive Änderungen bevor. Der Kampf im Applikationsgeschäft mit Microsoft und SAP wird hart und auch auf Datenbankseite wird Oracle von Microsoft, MySQL und IBM ganz schön in die Zange genommen. Kann sich das Unternehmen aus dieser Umklammerung erfolgreich befreien?

Oracle hat mit den neuen, vorläufigen Jahresgeschäftszahlen nicht nur die Finanzmärkte überrascht, sondern offenbar auch ein wenig sich selbst. Praktisch alle Bereiche sind im Plus: Anwendungssoftware und Datenbanksoftware - obwohl im Anwendungsbereich wegen der vielen Übernahmen die Transparenz fehlt. Die Rationalisierungseffekte sind offenbar größer als ursprünglich angenommen. Trotzdem muss das Unternehmen weiterhin auf der Hut sein. Die größten Herausforderungen stehen nämlich noch bevor. Ankündigungen zur weiteren Harmonisierung der heterogenen Anwendungssysteme reichen daher nicht mehr aus.

Beispielsweise erklärt OracleOracle gerade die CRMCRM Fusion Application zum Star des Tages. Der einzige Termin, der derzeit von Oracle wiederholt genannt wird, ist 2008. Dann sollen die neuen Fusion Applications am Markt verfügbar sein und parallel zu den bestehenden Produkten angeboten werden. Alles zu CRM auf CIO.de Alles zu Oracle auf CIO.de

Druck aus zwei Richtungen

„Oracle steht in zweierlei Hinsicht unter einem enormen Druck“, erklärt Rüdiger Spies, Executive Advisor bei der Experton Group: „Einerseits kämpft Oracle im Applikationsgeschäft zwischen MicrosoftMicrosoft und SAPSAP, anderseits ist Oracle im Datenbankgeschäft zwischen Microsoft und MySQL auf der einen und IBMIBM DB2 auf der anderen Seite eingekeilt“. Insgesamt also keine komfortable Situation. Aus diesem Grunde ist Oracle gezwungen, Einsparungspotentiale jeder Art zu nutzen. Deshalb bleibt es nach wie vor antistrategisch, alle bisherigen Plattformen weiterzuentwickeln und zu pflegen. Oracle muss nun allmählich, neben allen Ankündigungen, auch Taten folgen lassen. Allerdings kann Oracle im Linux Datenbankmarkt große Zuwächse verzeichnen. Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de

Oracle nutzt mit seiner Ankündigung, mit CRM Fusion Applications als Speerspitzen in die neue Fusion Applikationswelt starten zu wollen, die gleiche Applikationsstrategie wie Microsoft. Nachdem die Integration von Navision und Great Plains Code-Basen nicht trivial war, hat Microsoft begonnen, das CRM-Produkt neu zu entwickeln und es als Primärangebot für die neue Plattform voranzutreiben. Ein wesentlicher Punkt ist hier, dass Microsoft, trotz aller Handicaps, über die Integration in die Office-Plattform einen echten Trumpf in der Hand hat. Diese Karte kann Oracle nicht spielen, da Oracles Collaboration-Angebot nicht über eine ausreichende Installationsbasis verfügt.

Collaboration-Angebot schwer platzierbar

Angesichts der Aktivitäten, die GoogleGoogle entwickelt - das Google Spreadsheet als Vorbote weiterer Office-Angebote - dürfte Oracles Collaboration-Angebot in Zukunft noch schwerer zu platzieren sein. Andererseits argumentieren die zentralen Anwendungssystemhersteller SAP, Microsoft, aber auch IBM mit neuen Business-Intelligence-Lösungen, die den Wert der bisher getätigten Investitionen in Anwendungssysteme besser nutzbar machen sollen. Auch Oracle stößt in dieses Horn. Wie eine gemeinsam von SAP, Intel und HPHP entwickelte „BI Black Box“ diesen Markt verändern wird, gilt es zu beobachten. Es könnte hierdurch Druck auf Oracles Datenbank Lizenzeinnahmen in diesem Segment entstehen. Alles zu Google auf CIO.de Alles zu HP auf CIO.de

Trotzdem scheint die Strategie richtig zu sein, CRM als Primärangebot der neuen Architektur in den Vordergrund zu stellen. „Oracle muss hier einen Gewaltakt vollziehen“, erläutert Spies von der Experton Group. „Zum einen sind alle Systeme in eine Service Orientierte Architektur einzubringen, zum anderen muss Oracle die Integration der Teilapplikationen voranbringen. Zwar ergänzt sich beides, aber die Umsetzung wird große Ressourcen in Anspruch nehmen“.

„Kunden brauchen langfristige Architektur- und Funktionsplanungen, um ihre Bedürfnisse mit den Angeboten des Herstellers abgleichen zu können. Diese Lektion sollte Oracle allerdings von ihrem langjährigen Datenbankgeschäft im Großkundenbereich gelernt haben.
Trotz guter Jahresabschlusszahlen hat Oracle seine Übernahmeschmerzen noch lange nicht überwunden. Oracle wird sich daran messen lassen müssen, gegen seine Versprechen auch zu liefern. Anwender, die derzeit Oracle-Produkte kaufen, sollten ganz klare Bedingungen über Upgrades und Weiterentwicklungen in die Verträge aufnehmen,“ ergänzt Spies.

Andreas Voss, MBmedien GmbH
Quelle: Unterlagen der Experton Group

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