JÜRGEN MAIDL

IT und Motorblöcke – alles aus einem Guss

04.03.2002
Von Torsten Engelhardt

 Noch wird im Konzern viel mit Handgestricktem gearbeitet. Die selbst entwickelten Systeme und Programme sind zum Großteil älter als acht Jahre. „Es gab damals einfach nichts auf dem Markt, was einen vergleichbaren Nutzen gebracht hätte“, erinnert sich Maidl. Künftig allerdings sollen eigene Entwicklungen nur noch bei einem „nachhaltigen Wettbewerbsvorteil“ in Angriff genommen werden. Zwanzig bis dreißig Prozent des Gesamtvolumens werden das sein, so die Vision – vor allem in den Bereichen Planung und Steuerung der ProjekteProjekte sowie der Prozessdefinition, denn „da wollen wir auch in Zukunft nicht, dass Externe unsere Prozesse gestalten“, sagt Maidl. Alles zu Projekte auf CIO.de

 Beim größeren Teil des Kuchens jedoch will sich das Unternehmen stärker auf Standardlösungen konzentrieren. – nicht zuletzt, weil „wir Geld leichter beschaffen können als IT-Fachkräfte für eigene Lösungen“. Im Rahmen von Entwicklungspartnerschaften mit Software-Herstellern sollen deshalb die Ideen der Münchener in die jeweiligen Standards eingepflegt werden. Das gilt besonders für die Beziehungen zu den Zulieferern, das Supplier Relationship Management. „Wir wollen mühsame Abstimmungen zwischen unterschiedlichen Systemen ohne Standardschnittstellen vermeiden“, erklärt Maidl.

 Das Netz sei die Zukunft, die Lösung heiße E-Business. „Wir entwickeln keine eigenen Standards mehr, sondern setzen auf Weltstandards“, so der Informatiker. Für BMW bedeute das: durch größeren Wettbewerb unter den Zulieferern niedrigere Preise für die Einkäufer des Hauses. Der Datenaustausch zwischen Händlern, Zulieferern und Produktion via Internet soll so weit optimiert werden, dass sich ein Kunde noch vier Tage vor Produktionsbeginn (bisher zwanzig Tage) statt für die Stoffsitze von Zulieferer A für die Ledergarnitur des Herstellers B entscheiden kann. Rund 40000 solcher Änderungswünsche laufen bei BMW pro Jahr auf – nach der Bestellung. „Änderung heißt für uns oft Aufwertung“, verrät Maidl. Anders gesagt: Der unentschlossene Kunde neigt am Ende zu teureren Varianten.

 Pflichtverfügbarkeit: 24 mal 7 in der IT

 Handfeste Kostenersparnisse durch bessere und schnellere Prozesse spielen bei der weltweiten Vernetzung jedoch eine ebenso wichtige Rolle wie ein verbesserter Kundendienst. Am Ende sollen auch die Entwicklungszeiten für die neuen Modelle verkürzt werden; denn nur die lassen sich ohne Abschläge und Rabatte verkaufen. Für die IT bedeutet das, Prozesse wie Collaborative Engineering oder Supply Chain Management mit Car-Konfiguratoren, Ordering-Prozessen und Maschinenanwendungen zu vernetzen und den Externen „offene Stecker“ anzubieten.

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