Wirtschaftssprache

Jetzt mal Klartext

08.10.2007
Von Helene Endres

Auch nicht unbedingt für höhere Weihen empfiehlt sich, wer sich sprachlich zu wenig von seinem Fachbereich lösen kann. Wie ein Controller eines süddeutschen Konzerns, der im Mitarbeitermagazin seine Engstirnigkeit demonstrierte. Auf die Frage, woran die Abteilung denn gerade arbeite, antwortete er: "Es wurde eine Prozesskostenbewertung durchgeführt, und wir machen Kostenplausibilisierungen durch den Einsatz von Schattenkalkulationen."

Dabei ist der eigentliche Sinn von Mitarbeitermagazinen ja, dass sich die Abteilungen näherkommen. Dass das nicht klappt, wenn die einen fachsprechen und die anderen mit englischen Managerphrasen auftrumpfen, haben erste Unternehmen erkannt. Auch dass es nicht die Kundenbindung fördert, wenn man sich zu sehr von der Sprache der Zielgruppe entfernt.

Deshalb gibt es bei Eon Westfalen Weser keine Hotline im Customer-Care-Center mehr. Auch über die Prozessoptimierung im Workflow wird nicht philosophiert, und Organizer oder Timer benutzt selbst der Vorstand nicht. Grund ist die Aktion "Unsere Sprache", die Mitarbeiter auffordert, ausschließlich klares und einfaches Deutsch zu sprechen und zu schreiben. Von englischen Titeln auf Visitenkarten bis Managerkauderwelsch in Briefen wurde alles rigoros getilgt.

Mit einem einfachen Ziel: Die Stromverkäufer wollten von ihren Kunden verstanden werden. Nach ersten Hemmungen, die sprachlichen Hüllen fallen zu lassen, sind alle begeistert. Denn mit den nackten Tatsachen lässt sich besser leben.

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