Saarbrücker Informatiker kann Nadeldrucker abhören

Lauschangriff am Kontoauszugsdrucker

02.06.2009
Von Nicolas Zeitler

Texte bis zu 74 Prozent zu entschlüsseln

Herzstück Ihres Versuchs ist die Software, die aus Druckergeräuschen Wörter erkennt. Wie muss ich sie vorbereiten und wie groß ist ihre Trefferquote?

Ich muss das Tool einmal für jeden Druckertyp einlernen. Dazu haben wir je 1000 bis 1500 Wörter ausgedruckt. Die Klangdatei haben wir in Stücke zerschnitten und dem Tool eingespielt.

Schon mit einem Standardwortschatz von 1000 bis 1500 häufig verwendeten Wörtern lassen sich mehr als 65 Prozent eines Textes richtig entschlüsseln. Das haben wir mit Ausschnitten aus einem Linux-Handbuch, einem politischen und einem Architektur-Fachtext getestet. Wenn ich dem Programm einen spezielleren Wortschatz antrainiere - wie für den Arzt-Fall die Rote Liste - bekomme ich höhere Quoten.

Ich kann sogar noch ein Programm darüber legen, das Sprachsemantik beherrscht. Das filtert unwahrscheinliche Wortkombinationen heraus. So erreiche ich in einem allgemeinen englischen Text nach unseren Versuchen bis zu 74 Prozent.

Welche Schlüsse ziehen Sie aus der Studie?

Zunächst hat mich überrascht, wie verbreitet Nadeldrucker noch sind, gerade in Arztpraxen - das ist ja der Wahnsinn und macht mir Angst. Eigentlich müsste man die Nadeldrucker abschaffen. Natürlich könnte man sagen, meine Vorstellungen sind paranoid. Aber die Vorbereitung für diese Art der Spionage kostet nicht viel Geld. Und schon wenn das nur einer macht, sind die Folgen schwerwiegend.

Michael Backes ist Lehrstuhlinhaber für Kryptographie und Sicherheit an der Universität des Saarlandes und leitet eine Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für Softwaresysteme in Saarbrücken. Der erst 30-Jährige hat einen der weltweit ausgeschriebenen "Faculty Awards 2008" von IBM erhalten. Mit der Auszeichnung fördert das Unternehmen herausragende wissenschaftliche Arbeiten in der Informationstechnologie. Der mit 20.000 Dollar dotierte Preis wurde Backes dieser Tage offiziell verliehen.

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