Jobverlust auf Vorstandsebene

Manager auf Entzug

23.02.2009
Von Gisela Maria Freisinger

Der Abschied auf Raten ist das privilegierte Modell der Patriarchen. "Die vielen Aufsichtsratsmandate haben mir erlaubt, nicht aus dem Hochleistungssport in ein Pensionärsdasein zu wechseln, sondern über Jahre hinweg abzutrainieren. Das ist absolut gesundheitsbekömmlich", schildert Hilmar Kopper die eigenen Erfahrungen, sodass er dem Tag X entspannt entgegensehen konnte. Das glaubt man ihm sogar.

Der Fall Klaus Esser

Klaus Esser hat den Tag X nicht kommen sehen, sagt er. Zu beschäftigt mit den eigenen Plänen, die doch großartig waren. Wie jüngst auch bei Manfred Wennemer? Den Angriff und die Übernahme von Conti durch Schaeffler überlebte er nicht. Genauso wenig wie all die anderen durch Fusionen und Visionen ausgehebelten Have beens von Ron Sommer bis zu Jürgen Schrempp. Wie jeder Umschwung frisst auch die Globalisierung ihre Helden. Nur Ron Sommer ist nach seinem Sturz durch bedeutsame Aufsichtsratsmandate in der Riege der Machthaber geblieben.

Sucht man einen deutschen Topmanager, der rein äußerlich mit den Wirtschaftsbonzen einer Georg-Grosz-Karikatur nichts gemein hat, dann ist es Esser. Feingliedrig und zart gebaut, die Fernsehnation erinnert sich. Wie er mit der Pose des französischen Intellektuellen, den roten Schal nonchalant um den Hals geschlungen, geradezu symbolschwanger am Ufer des Rheins auch vor laufenden Kameras um Mannesmann kämpft.

Je länger die Show dauerte, umso mehr verstärkte sich beim Publikum der Eindruck, da sei ein eiskalter Zocker am Werk, der den Aktienkurs seines Unternehmens für den Conquistador in schwindelerregende Höhen treibt. Bis am Ende dann, aus bekannten Gründen, tatsächlich das Image des schamlosen Abzockers an Esser kleben blieb. Einer, mit dem die gesellschaftliche Aussöhnung nicht mehr möglich ist. Also doch ein Georg-Grosz-Charakter?

Sein Büro an der Düsseldorfer Kö gleicht einem Planquadrat Nüchternheit. Ein Holztisch, anthrazitfarbene Stühle, State-of-the-art-Projektionsanlage, nackte Wände, Fensterfront; die Klimaanlage sorgt für Unterkühlung. Der einzige Farbfleck hängt um seinen Hals - ein roter Schlips, auf dem graue Wellen tanzen.

Zur Startseite