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Unicredit, AXA, Bayer Schering, P&G

Merger - vom Umgang mit Seifenblasen

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

"Gebührende Sorgfalt", wie die Bestandsaufnahme Due Diligence wörtlich übersetzt wird, sollte nach Meinung von Fusionsberatern wie Martina Jung mehr bedeuten, als dass eine Bestandaufnahme in den zu fusionierenden Unternehmen gemacht und Kosten, Nutzen, Potenziale und Risiken ermittelt werden. Die Unternehmensberaterin Jung aus Brüssel hat hierzu ein empfehlenswertes kleines Buch geschrieben: "Erst Sein, dann Haben. Der spirituelle Weg zu einer Unternehmensintegration" heißt es. Sie empfiehlt, Due Diligence auch auf die Menschen und die spezifischen Kulturen in den beiden Firmen auszuweiten.

Andreas Resch, Geschäftsführer Bayer Business Services: "Das ist bei uns Routine. Da gibt es eine Standardvogehensweise wie bei einem SAP-Release-Wechsel."
Andreas Resch, Geschäftsführer Bayer Business Services: "Das ist bei uns Routine. Da gibt es eine Standardvogehensweise wie bei einem SAP-Release-Wechsel."

Bei Schering überwog zunächst die Freude unter den Mitarbeitern, denn Bayer war bei Schering im Frühjahr 2006 mit einem Gebot von 17 Milliarden Euro als "Weißer Ritter" dem Konkurrenten Merck zuvorgekommen, der eine feindliche Übernahme plante. Die Pharma-Ehe von Bayer und Schering wird in Deutschland voraussichtlich 1.500, weltweit 6.100 Arbeitsplätze kosten, wie Bayer erst kürzlich bestätigte. Der Berliner Betriebsratsvorsitzende sprach von einem "bitteren Tag"; die Konzernleitung habe bei der Belegschaft viel Vertrauen verspielt. Die viel zitierten Synergien, mit denen der Sinn von Übernahmen begründet wird, bedeuten auch immer Stellenabbau. Auch wenn darüber kein CIO gerne redet.

Die "wirtschaftlichen Anpassungen" bezeichnet Rausch als "die eindeutig unangenehme Seite" seines Jobs. 600 Mitarbeiter soll die HVB in der IT in Deutschland abbauen. Die Anwendungslandschaft und die IT-Infrastruktur werden in Teilen auf das System der italienischen Großbank umgestellt. Im Zuge dieser Umstellung wurden zum 1. Mai 2006 zunächst die beiden Tochterunternehmen HVB Systems mit rund 1200 Mitarbeitern und HVB Info mit rund 600 Beschäftigten zur HVB Information Services verschmolzen. Gemeinsam mit den Kollegen Unicredit Global Information Services treibt das deutsche Team die IT-Integration voran. "Die beste Integration bekommen Sie dann hin, wenn Sie Teams sehr schnell mischen. In der Praxis können sie aber nicht die Hälfte der Mitarbeiter nach Italien schicken - oder umgekehrt."

Neben dem Abgang durch natürliche Fluktuation hat HVB Information Services den Stellenabbau in der IT mit einem Outsourcing-Modell intelligent zu lösen versucht: IBMIBM hat knapp 365 Mitarbeiter und damit einen Teil der Mannschaft übernommen. Für drei Jahre bekam Big Blue dafür eine Abnahmegarantie über bestimmte Leistungen. Rausch: "Wenn Sie das drei Jahre in der Schwebe gelassen hätten, wären das drei Jahre Unsicherheit gewesen, und die Key-Leute wären abgewandert." Weiterer Vorteil: Sollten ProjekteProjekte später als geplant abgeschlossen werden, kann die IT-Tochter der HVB über ihren Partner immer noch auf die bisherigen Mitarbeiter zugreifen. Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu Projekte auf CIO.de

Mitarbeiter bleiben immer über

Viele Fusionen aber scheitern, das ist zumindest der Eindruck der Öffentlichkeit. Nach einer aktuellen Studie von Ernst & Young nennen 85 Prozent der M&A-erfahrenen Unternehmen mangelndes Integrations- Management als Hauptgrund für fehlgeschlagene Firmenzusammenschlüsse. "Aus meiner Erfahrung werden die Integrationen von Menschen, Werten und Kulturen auf das Sträflichste vernachlässigt", sagt Unternehmensberaterin Jung.

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