CIO Auf- und Aussteiger


Rolf Parschau, GEA AG

Mutiger Zentralisierer

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Ist eine Organisation dezentral aufgestellt wie der Bochumer Anlagenbauer GEA AG, braucht der CIO gute Argumente, um die Verantwortlichen von einer IT-Standardisierung zu überzeugen. Rolf Parschau setzt die Vorgaben der IT weltweit weitgehend geräuschlos um - im Anschluss an einen radikalen Konzernumbau, nachdem GEA die Macht von MG Technologies übernommen hat.

Anfang Dezember 2004 packten die Mitarbeiter des Technologiekonzerns MG Technologies aus Frankfurt am Main ihre Sachen und zogen nach Bochum. Nach dem Verkauf der Chemiesparte und einem harten Konsolidierungskurs trägt die Konzerntochter GEA AG jetzt größtenteils zum Umsatz bei. Wie der neue Konzern heißen wird, dessen Kern der Anlagenbauer GEA bilden soll, ist noch unklar. Sicher ist, dass Bochum der neue Hauptsitz der traditionsreichen Metallgesellschaft wird. Und dass ein unbelasteter Name für einen Neuanfang sorgen soll. "Das Unternehmen hat sich jetzt auf Engineering und Spezialmaschinenbau fokussiert", sagt GEA-CIO Rolf Parschau - auf das langjährige Kerngeschäft der Konzerntochter.

Parschau ist ein Kind des Ruhrgebiets. "Ich habe in Dortmund Informatik studiert - als einer der ersten Jahrgänge überhaupt", sagt der 48-jährige. Während des Uni-Studiums arbeitete er in der Nähe bei Softwarefirmen als Programmierer: "Ich bin in vielen Firmen herumgekommen." Über verschiedene Stationen als Softwareentwickler und IT-Leiter kam er 1997 zur Westfalia Separator, einer Geschäftseinheit der GEA-Gruppe im westfälischen Oelde. "Dort wurde SAPSAP im großen Stil eingeführt, ich sollte das Projekt managen, das nicht so rund lief", sagt Parschau. "Jede Menge Berater waren involviert, die sich mehr mit sich selbst beschäftigten, anstatt das Projekt voranzubringen." Alles zu SAP auf CIO.de

Mit dem erfolgreichen Abschluss des Großprojekts hatte sich der Bochumer zwei Jahre später für den IT-Chef-Posten bei der GEA qualifiziert. MG Technologies hatte GEA gerade gekauft, woraufhin die CIO-Funktion geschaffen wurde. Der Individualismus im "Unternehmen der Unternehmer", so der Geschäftsbericht, hat Parschau das Leben schwer gemacht. Als Säulen der GEA-Kultur ebenfalls ausgewiesen: Dezentralität und Unternehmertum. "Nur langsam setzte sich die Einsicht durch, dass die GEA in manchen Bereichen einen eher zentralistischen Ansatz braucht", so Parschau. "Ich habe bei einer ersten Bestandsaufnahme festgestellt, dass wir überall Geld verschenken, weil wir unsere Masse nicht richtig genutzt haben".

Die Geschäftsbereiche waren unabhängig. Das Thema Synergien stand nicht auf der Tagesordnung. "Wenn die Geschäftsführer gute Ergebnisse abgeliefert haben, hat ihnen keiner reingeredet", so Parschau. "Es hat gedauert, bis ich allen klar machen konnte, dass es kaum was bringt, wenn sie sich selbst darum kümmern, welche PCs und Software sie einsetzen."

Zusätzlich gründete die GEA im Jahr 2000 mit der GEA IT Service GmbH eine eigene Servicegesellschaft mit 50 Mitarbeitern, die vornehmlich die Vorgabe hatte, eine schwarze Null zu schreiben; Kostenvorteile werden an die Kunden weiter gegeben. Parschau: "In die Gesellschaft haben wir nach und nach den Bereich IT-Infrastruktur der GEA-Unternehmen eingebracht." Sein Angebot an die lokalen Geschäftsführer: "Wir erledigen für dich den bisherigen Service mit einem 15-prozentigen Kostenvorteil." Das habe nicht nur die Kaufleute überzeugt, sondern gleichzeitig auch den Druck auf die eigene Gesellschaft erhöht, die versprochenen Synergien auch wirklich zu erschließen.

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