Studie von Oliver Wyman

Die 4 wichtigsten Disziplinen der Digitalisierung

12.04.2017 von Christoph Lixenfeld
Digitalisierung klappt nur mit der richtigen Kultur, den richtigen Technologien, Methoden und Skills, so das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung.
  • Auffällig viele CIOs geben an, sich persönlich um die Digitalisierung zu kümmern.
  • Wichtigste Elemente der Unternehmenskultur sind vernetzte Kommunikation, bereichsübergreifendes Denken und das Auflösen von Hierarchie-Ebenen.
  • Führungskräfte bewerten die Kommunikation im Unternehmen grundsätzlich positiver als die Mitarbeiter.
  • Das Gros der Unternehmen beschäftigt sich bei der Digitalisierung intensiver mit Sicherheitsfragen als dies bei anderen Themen der Fall ist.
Kai Bender, Partner bei Oliver Wyman und Moderator Horst Ellermann auf den Hamburger IT-Strategietagen 2017.
Foto: Foto Vogt

Gut die Hälfte der befragten Studienteilnehmer rechnet damit, dass digitale Transformation eine große Herausforderung für sie darstellt, weil sie eine oder mehrere der vier Erfolgsvoraussetzungen Unternehmenskultur, richtige Technologien, Methoden und Skills nicht erfüllen. Bei der Gewichtung der vier Aspekte gibt es allerdings nur marginale Unterschiede.

So lautet ein Ergebnis der Studie "4 Digital. Die vier Disziplinen der Digitalisierung", die im Auftrag der Hamburger IT-Strategietage in Kooperation mit Oliver Wyman jetzt erschienen ist. Datengrundlage waren 313 qualifizierte Online-Interviews mit strategischen C-Level-Entscheidern der D-A-CH-Region.

Hier finden Sie weitere Informationen zur Studie "4 Digital. Die vier Disziplinen der Digitalisierung".

Insgesamt glauben nur zehn Prozent der Unternehmen, dass sie den Weg zur digitalen Transformation gut gerüstet antreten. Vorreiter sind die großen Unternehmen ab 10.000 Mitarbeitern mit 26 Prozent und Firmen mit 5.000 bis 10.000 Mitarbeitern (18 Prozent).

Blick man unter diesem Aspekt auf unterschiedliche Branchen, dann stehen Energie- und Wasserversorgung mit 32 sowie Chemie- und Pharma-Industrie mit 23 Prozent an der Spitze. Am anderen Ende der Skala befinden sich lediglich sechs Prozent der Befragten erst ganz am Anfang der Digitalisierung.

Flexibilisierung der IT und Dynamisierung der Kundenbeziehungen sind für Unternehmen mit Abstand die wichtigsten Digitalisierungsziele.
Foto: Oliver Wyman

Transformation nicht immer Chefsache

Lediglich in der Hälfte der Unternehmen ist die Geschäftsführung federführend für das Thema Digitalisierung verantwortlich. Auffällig hoch ist der Wert für CIOs selbst: Insgesamt 79 Prozent von ihnen geben an, sich persönlich um die Digitalisierung zu kümmern. In 49 Prozent der Fälle ist die IT zuständig, in 35 Prozent der befragten Firmen treiben Marketing oder Vertrieb die Digitalisierung voran.

Weniger als die Hälfte (43 Prozent) der Antwortenden gab an, ihr Unternehmen habe eine auf die Digitalisierungsziele abgestimmte Security-Strategie. Dieser Wert steigt mit der Größe des jeweiligen Unternehmens spürbar ab. Vorreiter bei der Implementierung einer solchen Strategie sind mit 70 Prozent Banken und Versicherungen. Ein Drittel der Unternehmen erarbeitet aktuelle eine entsprechende Strategie.

Das Gros der Firmen beschäftigt sich beim Thema Digitalisierung intensiver mit Sicherheitsfragen als dies bei anderen Themen der Fall ist. Vor allem CIOs (56 Prozent) und IT-Abteilungen (64 Prozent) bemühen sich darum, jene Fachabteilungen, die sich mit Digitalisierung beschäftigen (müssen), dann auch auf dem Feld der Security zu schulen.

Sicherheit ist eine Frage des Geldes

Und 41 der befragten Entscheider gaben an, den Adressatenkreis von Sicherheitsbemühungen auch auf externe Partner und Dienstleister auszudehnen, 17 Prozent beziehen sogar Endkunden mit ein.

In 41 Prozent der Unternehmen erschweren fehlende Budgets die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen. Dies gilt vor allem für kleine Firmen und für solche mit einem IT-Etat von weniger als einer Million Euro jährlich.

Bei den Digitalisierungshindernissen stehen mangelndes Bewusstsein für die anstehenden Herausforderungen und fehlendes Know-how an erster Stelle.
Foto: Oliver Wyman

Wie bei diesem Thema üblich, halten die Verantwortlichen mangelndes Risikobewusstsein und eine unzureichende Strategie für die größten Hürden. Außerdem gibt es in 24 Prozent der Unternehmen keinen dezidiert für Sicherheit im Zusammenhang mit Digitalisierung Verantwortlichen.

Unternehmenskultur

Eine offene und vernetzte Unternehmenskultur (Punkt 1 der vier Digitalisierungsvoraussetzungen) gilt als zentrale Voraussetzung für erfolgreiche Digitalisierung. Wichtigste Elemente sind dabei vernetzte Kommunikation, bereichsübergreifendes Denken und das Auflösen von Hierarchie-Ebenen.

Dort besteht nach eigenen Angaben bei den meisten Firmen Handlungsbedarf. Nach am besten aufgestellt sehen sich die Befragten bei der vernetzten Kommunikation, gefolgt von durchlässigen Hierarchien, Vernetzung und Flexibilität der Organisation. Als größte Baustellen werden Silodenken und eine unzureichende Fehlerkultur angesehen.

Wirklich bemerkenswert ist der Unterschied zwischen Führungsebene und Mitarbeitern: Chefs bewerten die Situation grundsätzlich positiver als die Angestellten. Zum Beispiel sagen 40 Prozent der CEOs und 43 Prozent der CIOs, ihr Unternehmen setze das Thema vernetzte Kommunikation gut bis sehr gut um. Von den Mitarbeitern der IT- und der Fachabteilungen sind dagegen nur 18 Prozent dieser Ansicht.

Richtige Technologien

Bei den gewählten Technologien (Punkt 2 der Voraussetzungen) sind am wichtigsten Künstliche Intelligenz, Virtual Reality, Sensorik und Robotik.

IT-Leiter als Innovatoren

In je 44 Prozent der Unternehmen (Mehrfachnennungen möglich) übernehmen Geschäftsführer oder IT-Leiter die Rolle des Innovators. Auffällig hoch sind die Werte für den Geschäftsführer auch bei den kleinen Unternehmen (64 Prozent).

In 36 Prozent der Unternehmen treibt der CIO/CTO neue Methoden voran. Weitere Treiber sind der CFO (13 Prozent), der Chief Digital Officer (12 Prozent) oder externer Berater (10 Prozent).

Eine weitere zentrale Frage war, woran sich die IT-Abteilungen bei Innovationen in Richtig Digitalisierung orientieren sollen. Wichtigste Antwort: an den Business-Zielen des Unternehmen.

Darüber hinaus soll die IT-Organisation über Chance Management-Skills verfügen, flexibel sein und mit agilen Methoden arbeiten. Letzteres fordern vor allem Befragte aus Unternehmen ab 5.000 Mitarbeitern.

Sorgenkind Security: Nur 43,2 Prozent aller Unternehmen verfügen beim Thema Digitalisierung über eine ausgearbeitete Sicherheitsstrategie.
Foto: Oliver Wyman

Die Methoden

Beim Blick auf die für eine erfolgreiche Digitalisierung notwendigen Methoden ist agiles Entwickeln der wichtigste Punkt, 42 Prozent der Befragten bedienen sich dieses Instruments. Ein Viertel setzt auf Job-Rotation, um die Mitarbeiter besser auf unterschiedliche Jobs vorzubereiten. Weitere wichtige Methoden sind Trendscouting, Design Thinking oder DevOps.

Die richtigen Skills

Insgesamt 36 Prozent der im Rahmen der Untersuchung befragten Unternehmen suchen aktuell händeringend Security-Spezialisten, wobei der Bedarf bei den Großen besonders hoch ist. Ebenfalls gefragt sind IT-Architekten und IT-Berater. Webdesigner (19 Prozent) und Software Engineering Specialists (18 Prozent) befinden sich ebenfalls unter den Top Ten der wichtigsten Berufsbilder der Digitalisierung.

Da stellt sich die Frage, wie sich all diese Leute finden lassen. Jobportale im Internet sind - so die Antwort - der wichtigste Rekrutierungskanal, 63 Prozent der Unternehmen suchen dort nach neuen Mitarbeitern.

Insgesamt 46 Prozent bevorzugen dagegen eigene Kanäle wie ihre Webseite, oder sie sind auf Messen und an Hochschulen aktiv. Auf externe Hilfe, zum Beispiel durch Headhunter, greifen 41 Prozent zurück, ein Fünftel setzt bei der Suche nach neuem Personal auf Kontakte der eigenen Mitarbeiter.

Am Ende fasst Kai Bender von Oliver Wyman die wichtigsten Erkenntnisse aus der Befragung noch einmal zusammen. Drei dieser Erkenntnisse sind zentral.

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