Umgangsformen

Vorsicht, Fettnapf!

11.06.2007
Von Helene Endres

Wie man es richtig macht, zeigte Bayer-Chef Werner Wenning. Während eines Treffens mit anderen Dax-CEOs und mit McKinsey-Chef Frank Mattern an einem Samstagnachmittag klingelte sein Handy. Schweigen. Alle schauten irritiert. Wenning holte sein Telefon aus der Tasche, blickte kurz drauf und sagte nur: "Bayern München gegen Wolfsburg 2:1." Und erntete schallendes Gelächter.

Heikel wird es, wenn jemand seinen Fauxpas gar nicht bemerkt. Darauf hinweisen sollte man den anderen nur, wenn der an seinem Ungeschick etwas ändern kann. Sprich: Mohn zwischen den Zähnen oder eine offene Hose darf man diskret erwähnen. Kann der Unglückliche aber selbst gar nichts mehr an seinem Versehen ändern, hilft nur eines: Komplett ignorieren. "Auf keinen Fall thematisieren oder, noch schlimmer, pädagogisch wirken wollen", so Managementcoach Risse. Selbst wenn der Gast soeben das Wasser aus der Handschale trinkt.

So reagierte eine Unternehmensberaterin in Hamburg auch völlig richtig, als sie zufällig ein pikantes Detail aus dem Liebesleben ihres Vorgesetzten mitbekam: Für eine Präsentation hatte der Chef seinen Laptop an ihren Bildschirm angeschlossen, das aber anschließend vergessen und seelenruhig seine E-Mails gelesen. Die Beraterin am Bildschirm gegenüber allerdings unfreiwillig auch und so in recht expliziten Worten erfahren, dass der Chef mit einer anderen Führungskraft ein Verhältnis hatte - beide waren übrigens verheiratet.

Die Mitarbeiterin blieb still. Nach etwa 30 Sekunden riss der Chef das Kabel aus dem Rechner. Beide arbeiteten schweigend weiter.

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