Aus dem Wipro Center for Business Resilience

8 Problemfelder in der digitalen Transformation

15.10.2014
Von Dr. Peter Kreutter und
Dr. Paul W.J. de Bijl ist Mitglied des neu gegründeten „Wipro Center for Business Resilience“ an der WHU – Otto Beisheim School of Management. Als Thinktank und offene Plattform fokussiert sich das Wipro Center for Business Resilience auf Forschungsfragen zur Sicherung des langfristigen Unternehmenserfolges und den Einfluss neuer Technologien auf die Industriestrukturen sowie Unternehmensstrategien. Einer der Schwerpunkte der Forschungs- und Transferarbeit ist, wie sich diese Veränderungen in Familienunternehmen vollziehen.

Problemfeld 3

Die Vision des Wandels fehlt beziehungsweise ist nicht operationalisierbar.

Es klang zu Beginn bereits an, dass digitaler Wandel nicht um des digitalen Wandels willen geschieht, sondern es einer Vision bedarf, die als Richtschnur skizziert, wohin die Reise für ein Unternehmen geht. "Wir werden zum GoogleGoogle der XY-Industrie" oder "Alle unsere Produkte werden zu Apps" als Vision zu formulieren mag bestenfalls noch den modischen Zeitgeist treffen. Es erfüllt aber nicht wichtige Kriterien, die eine Vision erfüllen soll. Sie soll vorstellbar, erstrebenswert, machbar, fokussiert, flexibel und vermittelbar sein. Unterzieht man Visionen von Unternehmen für deren digitale Zukunft diesem Lackmustest, scheitern viele vor allem an zwei Punkten. Erstens der Frage der Machbarkeit, das heißt, bietet die Vision tatsächlich erreichbare Ziele vor der Hintergrund des bestehenden Status quo des Unternehmens und des Umfeldes? Und zweitens: Ist die Vision fokussiert, also klar genug formuliert, um als Entscheidungshilfe im Transformationsprozess zu dienen? Hier muss sich der CIO mit seiner Technologieexpertise in die Visionsentwicklung einbringen und auch für einen Reality-Check sorgen dürfen, ohne gleich als Bremser gebrandmarkt zu werden. Alles zu Google auf CIO.de

Beispielhaft für die genannten Schwachstellen sei hier nur der Versuch des Ex-Siemens-CEOs Löscher genannt, unter der Vision der "Green City" seine Geschäftsfelder Gebäudetechnik, Mobilität und Stromverteilung zusammenzulegen und den großen Städten gebündelte Produkte mit einem digitalen Backbone anzubieten. So wurde der Aspekt der Machbarkeit von vielen Experten bereits vorab kritisch gesehen - aus ganz pragmatischen Gründen: Für ein entsprechendes "Produkt" gibt es bei vielen Kommunen einfach kein zuständiges Buying-Center. "Green City" bietet nicht ausreichend Fokus, was sich unter anderem darin äußert, dass der Versuch der Kommunikation dieser Vision schnell zum Spiel mit Worthülsen wurde.

Ein bekanntes, positives Beispiel für eine starke Vision kommt aus den frühen Tagen der IT-Industrie. Bill Gates und Paul Allen hatten bei der Gründung von MicrosoftMicrosoft die Vision "a computer on every desk and in every home" vor Augen. Mit dieser Vision schufen sie ein Bild der Zukunft, das intuitiv vorstellbar war, selbst in einer Zeit, in der Computer noch größer waren als Garagen. Als Leitlinie ermöglicht diese Vision, Zielgruppen abzuleiten (Desk = Büro und Home = Privater Bereich) und indirekt auch die Rahmenparameter festzulegen. Wie teuer darf ein Computer sein, dass ihn sich jeder leisten kann? Selbst wenn er günstig genug ist, wie leicht muss er für jedermann zu bedienen sein, und - der zentrale Aspekt - welchen Nutzen muss er für dessen Probleme bieten? Diese sind im Business natürlich andere wie zu Hause. Last but not least ist diese Vision extrem schnell und gut zu kommunizieren. Auch dies ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Alles zu Microsoft auf CIO.de

Zur Startseite