IW

Wirtschaftsverbände rechnen überwiegend mit verhaltenem Wachstum

27.12.2016
Zum großen Sprung wird die deutsche Wirtschaft aus Sicht verschiedener Branchen auch im kommenden Jahr nicht ansetzen. Immerhin: Beschäftigung und Privatkonsum dürften nach einer Umfrage des Kölner Forschungsinstituts IW stabil bleiben - trotz der Terrorängste und anderer Unsicherheiten.

Deutsche Wirtschaftsverbände rechnen auch für das Jahr 2017 mit einem eher schwachen Konjunkturplus. 28 der 48 vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) befragten Verbände gehen zwar von einem Produktionsanstieg aus, doch nur drei erwarten eine wesentliche Steigerung. Acht Verbände rechnen mit einem schlechteren Ergebnis, wie das arbeitgebernahe IW am Dienstag mitteilte. Auch die Beschäftigung dürfte sich nur leicht ändern. Der private Konsum werde als Konjunkturstütze in Deutschland aus Sicht des IW stabil bleiben und nicht durch Terrorängste oder ähnliche Unsicherheiten abgewürgt werden.

Mit einem kräftigen Wirtschaftswachstum ist im nächsten Jahr eher nicht zu rechnen.
Mit einem kräftigen Wirtschaftswachstum ist im nächsten Jahr eher nicht zu rechnen.
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"Die deutsche Wirtschaft bewegt sich wie ein Tanker", sagte IW-Direktor Michael Hüther der Deutschen Presse-Agentur. "Es ist bereits das dritte Jahr in Folge, in dem im Grunde kein großer Dynamik-Gewinn hinzukommt, aber auch nicht großartig etwas verloren geht." Der private Konsum hänge in erheblichem Maße vom Arbeitsplatzrisiko ab. Aber auch im nächsten Jahr sei ein Beschäftigungsaufbau zu erwarten, die Reallöhne seien "gut in Gang gekommen", sagte Hüther. Von daher seien die Bedingungen für einen stabilen und starken Privatverbrauch gegeben - er glaube auch nicht, dass das "durch Unsicherheitsargumente, Terror und ähnliche Dinge" in Frage gestellt werde.

Nach der IW-Umfrage sind vor allem das Baugewerbe und verwandte Branchen für 2017 zuversichtlich. Einen Abwärtstrend fürchteten unter anderem die Automobilindustrie und die Finanzwirtschaft. Große weltwirtschaftliche Impulse sind nach Einschätzung des IW nicht zu erkennen. Mit Blick auf den Kurs des künftigen US-Präsidenten sagte der IW-Experte, es bleibe einfach eine Ungewissheit, "weil keiner so genau wissen kann, was Donald Trump und seine Administration wirklich machen und mit welcher ökonomischen Vernunft das ausgestattet sein wird".

Man muss aus Sicht des IW-Experten davon ausgehen, dass Trump das durchaus ernst meine, was er gesagt habe: "Das heißt, dass er den Worten Taten Folgen lassen wird, um einfach Signalpolitik zu betreiben." Auf der anderen Seite gelte, dass das, was die deutsche Industrie im Maschinen- und Anlagenbau zu bieten habe, in den USA alternativ nicht mehr vorhanden sei: "Insofern ist es nicht so, dass man amerikanische Arbeitsplätze sichern kann, wenn man deutsche Produkte draußen lässt."

Zur Entwicklung in China sagte Hüther, man habe sich daran gewöhnt, dass dort nicht mehr zweistellige Wachstumsraten zu erwarten seien, sondern ein Plus von 5 bis 6 Prozent. "Die deutsche Wirtschaft wird dort weiter gute Geschäfte machen, aber auch hier ist ein bisschen Obacht angebracht", sagte Hüther: "Das Exportieren nach China, aber auch das Investieren in China funktioniert nicht mehr so selbstverständlich. Denn das Wirtschaftsmodell steht ja ein bisschen auf dem Prüfstand."

Auf dem deutschen Arbeitsmarkt dürfte es den Angaben zufolge insgesamt nur geringe Veränderungen geben: 20 Verbände rechneten für 2017 mit einer gleichbleibenden Beschäftigung, 15 erwarteten einen Personalzuwachs, 12 einen Stellenabbau. Neben baunahen Branchen wollten viele Dienstleister Mitarbeiter einstellen. Dagegen werde unter anderem die Finanz- und Versicherungswirtschaft weitere Stellen streichen.

Trotz der allgemeinen Verunsicherung gehen dem IW zufolge immerhin 18 der 48 Verbände davon aus, dass die Unternehmen ihrer Branche im kommenden Jahr mehr investieren als 2016 - vor allem der Dienstleistungssektor. Die Digitalisierung werde in vielen Branchen immer bedeutsamer. Das treibe die Unternehmen zum Investieren an. Lediglich die Chemieindustrie, der Luft- und Raumfahrzeugbau sowie die Kunststoffverarbeitung werden dem IW zufolge ihre Investitionen wohl zurückfahren. (dpa/ad)

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