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Emirates Airlines

IT-Chef setzt erstmals Standards für die Flotte durch

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Als Patrick Naef Anfang 2006 die Verantwortung für die IT der Emirates Airlines übernahm, stand ihm eine Mammutaufgabe bevor: Hunderte unterschiedlicher Applikationen, Netzwerkkomponenten, Rechner-, Betriebs- und Datenbanksysteme fügten sich zu einer fast chaotischen IT-Landschaft zusammen.
Patrick Naef: IT-Chef, Emirates, Dubai: "Ein Grund für das Chaos war, dass sich die IT als Dienstleister und nicht als Business-Partner verstand. Es fehlten eine zentrale Sicht auf die IT-Architektur und eine ordnende Hand."
Patrick Naef: IT-Chef, Emirates, Dubai: "Ein Grund für das Chaos war, dass sich die IT als Dienstleister und nicht als Business-Partner verstand. Es fehlten eine zentrale Sicht auf die IT-Architektur und eine ordnende Hand."

106 Unix-Systeme von vier verschiedenen Herstellern, 550 vollkommen einheitliche Netzwerkkomponenten, 650 Windows-Systeme mit 15 verschiedenen Betriebssystemvarianten, 447 Oracle-Datenbanken, 236 Middleware-Applications und 28 verschiedene Software-Development-Tools zählte der neue IT-Leiter der Emirates Patrick Naef nach seinem Einstieg in das Unternehmen. Kein Wunder, dass seinerzeit Betrieb und Wartung der Systemlandschaft an den Rand des Möglichen stießen. Dabei war die IT-Landschaft aus lauteren Motiven entstanden: Wann immer die Airline Bedarf an neuen IT-Services anmeldete, beantwortete die IT-Abteilung die Anfrage mit dem Aufbau eines neuen Systems, das dann via Middleware oder über selbst geschriebene Schnittstellen mit den vorhandenen Applikationen verknüpft wurde. "Ein wesentlicher Grund für das Chaos war, dass sich die IT als reiner Dienstleister und nicht als Business-Partner verstand. Aber es fehlten halt eine zentrale Sicht auf die gesamte IT-Architektur und vor allem eine ordnende Hand", beschreibt Naef die Vergangenheit.

Bei Bedarf gab es ein neues System

Der Wildwuchs von IT-Systemen ist jedoch nicht auf die Arabische Halbinsel beschränkt: Alle Unternehmen haben mit ihrer historisch gewachsenen Infrastruktur zu kämpfen. Doch gibt es in Dubai eine Reihe von Faktoren, die das Ausufern der Infrastruktur begünstigen: In der dynamisch wachsenden Region ist keiner der weltweit tätigen IT-Dienstleister vertreten - der Gedanke an OutsourcingOutsourcing kommt hier niemandem in den Sinn. Außerdem hat der Faktor Kostensenkung, ein wichtiges Motiv hierzulande für die Vergabe von IT-Dienstleistungen, in den Vereinigten Arabischen Emiraten keinen so hohen Stellenwert. Denn abgesehen davon, dass Kosten eine untergeordnete Rolle spielen, liegen die IT-Gehälter in Dubai in der Größenordnung des Offshore-Mekkas Indien. Mehr als 90 Prozent der 1.600 IT-Mitarbeiter bei Emirates sind Inder. Zudem unterhält die Airline mehrere Entwicklungszentren in Indien. Und es gibt einen weiteren Grund für den IT Wildwuchs: "Hier herrscht eine unglaubliche Aufbruchstimmung. Eine Facette davon ist der Grundsatz, möglichst alles selbst zu machen", hat Naef beobachtet. Alles zu Outsourcing auf CIO.de

Im September vorigen Jahres begann das Change-Projekt mit einer kompletten Neudefinition aller Kernprozesse. Die Ziele: die IT enger am Business ausrichten, End-to-End-Services für die Kunden schaffen, von den Geschäftszielen getriebene Governance-Regeln etablieren, IT- und Architekturstandards festlegen, ein verbindliches Sourcing-Modell etablieren und die Rolle der IT in der Emirates-Gruppe neu definieren.

Als wichtigstes Lenkungsinstrument gründete Naef das "IT-Steering Board" (ITSB), das für die Ausrichtung der IT an den Geschäftsanforderungen der Emirates Group zuständig ist. Unter seinem Vorsitz treffen sich jetzt regelmäßig die IT-Chefs mit Business-Managern der Unternehmen der Emirates Group. Wichtigste Aufgaben: die Formulierung der IT-Strategie der gesamten Unternehmensgruppe, die Definition von Prioritäten und das Abstecken des IT-Kostenrahmens.

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