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Von den Hamburger IT-Strategietagen 2009

CIO der Münchener Rück: "Sie werden uns nie verstehen"

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.
Rainer Janßen ist genervt von IT-Management-Vorträgen: Immer diese Diskussion, ob IT dem Business folgt oder umgekehrt. Nach Ansicht des CIO der Münchener Rück dreht sich diese Diskussion ebenso im Kreis wie die seit Jahren wiederholte Frage: Wie sollen IT und Business miteinander reden und warum verstehen sie sich nicht?
Rainer Janßen, CIO der Münchener Rück.
Rainer Janßen, CIO der Münchener Rück.

"Warum diskutieren wir darüber", fragte Janßen, der 2008 zum CIO des Jahres gekürt wurde, auf den IT-Strategietagen. Und er dreht den Spieß um: Statt immer nur auf die IT zu schimpfen, sich in Selbstmitleid kleinzureden und für alle mitdenken zu wollen, liegt die Ursache für viele Fehlentwicklungen im Business. Warum die IT- der Geschäftsstrategie nicht folgen könne? Ganz klar: "Nur ganz wenige Unternehmen haben überhaupt eine Strategie", behauptet Janßen. Und zwar eine, die diesen Titel verdient und nicht nur aus der Aussage besteht, dass Umsatz und Gewinn steigen sollen.

Die Probleme in der IT scheinen unverändert, stellt Janßen fest. Seit Jahren werden dieselben Fragen diskutiert. Seiner Ansicht nach liegt die Krux nicht darin, dass keine Antworten gefunden werden, sondern dass die IT-Manager die falschen Fragen stellen. Etwa die Frage nach der richtigen Sprache. "Nur eine?", provoziert Janßen. "Meine IT versteht mindestens zehn Sprachen, die aus dem Marketing, dem Controlling, dem Vertrieb und und und." Es gibt nämlich nicht die Sprache des Business, sondern jeder Bereich beherrscht sein eigenes Vokabular. "Wir können sie alle", so Janßen und legt den Finger auf die richtige Wunde: "Das Problem ist nämlich, dass das Business nicht zuhört."

Das merkt man auch den gescheiterten IT-Projekten. Warum nur die IT dafür verantwortlich machen? "Wir richten den Fachabteilungen aus: schickt uns eure besten Leute", erzählt der studierte Mathematiker. Genau das Gegenteil geschehe. In den Projekten arbeiten dann auf einmal Leute mit, die man nicht mehr zum Kunden schicken will.

Ein anderes Beispiel ist die Nutzung von IT. Beispiel CRM: "Keiner nutzt es", weiß Janßen. Zu wichtig sind jedem einzelnen seine eingespielten Bearbeitungen, aber auch der Umstand einiges im eigenen Kopf zu behalten und nicht an ein firmenweites System abzugeben. Das ist nur menschlich, aber warum soll es ein Problem der IT sein? "Die, die das System geordert haben, können nicht durchsetzen, dass es genutzt wird", schließt Janßen. Das Problem liegt also auf deren Seite.

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