Leistungssport als Managerschule

"Irgendwer ist immer besser als Du"

15.03.2010
Von Eva Buchhorn
Im Leistungssport lassen sich jeden außergewöhnlichen Anforderungen meistern, die auch der Managerjob mit sich bringt. Sport steigert Selbstbewusstsein, Disziplin und Durchhaltewillen. Selbst aus Niederlagen lernt man: Gelassenheit. Welche Lehren Top-Manager aus ihrem Sport ziehen.

Der absolute Nullpunkt, an dem der Kampf gegen den eigenen Körper unerträglich und der Drang zum Aufgeben übermächtig wird, fühlt sich jedes Mal anders an. Sicher ist nur: er kommt. Da war jener 24-Stunden-Lauf von Berlin-Bernau im Jahr 2008. Tribius' Magen spielte nicht mit, schließlich verzichtete er aufs Essen und nahm nur noch Wasser zu sich. Am Ende belegte er Platz vier - nach 202 gelaufenen Kilometern. Oder der 100-Kilometer-Lauf im Thüringer Wald 2006. 2500 Höhenmeter waren zu überwinden, immer wieder kam Tribius seinem Nullpunkt nahe. Der Körper konnte nicht mehr, der Geist wollte nicht mehr.

Doch er rannte weiter und kam nach 9,20 Stunden als Dritter ins Ziel. Thomas Tribius, 45 Jahre alt, ist promovierter Informatiker und Chief Informational Officer bei Otto. Er führt 800 Mitarbeiter und hat gerade eine Rundereneuerung der IT der gesamten Otto-Gruppe angeschoben. Das ist seine rationale Seite. Und Tribius ist Ultra-Marathon-Läufer. Er läuft 100 Kilometer, er läuft 200 Kilometer. Durch Wälder, über Asphalt, durch Stadtparks und die Alpen. Er bestreitet Wettkämpfe, wird mal Zweiter, mal Dritter, mal Fünfter. Immer auf der Suche nach dem "innersten Ich", der Instanz, die zum Weiterlaufen mahnt, gegen Schwächeanfälle, Schmerzen, Krämpfe, wenn alle rationalen Argumente versagen. Das ist seine leidenschaftliche Seite.

Tribius treibt Leistungssport in seiner extremsten Form. Das Laufen prägt seine Sicht auf die Welt - und auf den Job. Sein sportlicher Ehrgeiz und seine Passion für das Durchhalten stärken ihn auch als Manager, meint er: "Disziplin und eine Form freudigen, sportlichen Wollens sind wichtig - reine Verbissenheit führt nie ins Ziel." Im Beruf wie im Sport müsse Unmögliches versucht werden, um Mögliches zu erreichen, lautet Tribius' Credo.

Der Leistungssport als Managerschule - ist da etwas dran? Kann, wer sich irgendwann in seinem Leben körperlichen Herausforderungen auf Wettkampfniveau gestellt hat, auch in der Hochleistungsarena Topmanagement besser mithalten? Sind Sportskanonen am Ende gar die besseren Führungskräfte? Unter Managementberatern ist das Beschwören von Parallelen zwischen Leistungssport und KarriereKarriere derzeit geradezu in Mode. Coach Reinhard K. Sprenger widmet den Analogien zwischen Dribbelkönigen und Dax-Herrschern ein ganzes Buch und postuliert "Fußballstrategien für Manager". Alles zu Karriere auf CIO.de

Foto: manager-magazin.de

Gefunden im manager magazin

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