Kryptowährungen & Hacktivismus

Digitaler Widerstand gegen Putins Invasion

04.03.2022
Von Redaktion Computerwoche und Redaktion CIO
Kryptowährungen und Hacktivismus spielen hinter den hässlichen Kulissen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine eine tragende Rolle.
Kryptowährungen wie Bitcoin unterstützen die ukrainische Regierung im Kampf gegen die russische Invasion.
Kryptowährungen wie Bitcoin unterstützen die ukrainische Regierung im Kampf gegen die russische Invasion.
Foto: Ink Drop - shutterstock.com

Laut dem "Global Crypto Adoption Index 2021" von Chainalysis liegt die Ukraine im Ranking der Top-20-Länder auf Rang vier hinter Vietnam, Indien und Pakistan. Darum verstärkten ukrainische NGOs bereits vor der Invasion ihre Crowdfunding-Aktivitäten, um einen möglichen Krieg mit Hilfe von Kryptowährungen zu finanzieren. Wie Daten der Blockchain-Spezialisten von Elliptic zeigen, wurden im Jahr 2021 bereits 550.000 Dollar in Bitcoin, Ether und Co. zusammengetragen, um sich russischer Aggressionen zu erwehren.

Kryptogeld für die Ukraine

Seit dem tatsächlichen Beginn von Putins Angriffskrieg am 24. Februar 2022 wurden inzwischen weitere 35 Millionen Dollar in Krypto-Assets gesammelt. Darunter laut Elliptic auch eine Millionenspende von Polkadot-Gründer Gavin Wood und ein CryptoPunk NFT im Wert von mehr als 200.000 Dollar. Auch Mykhailo Fedorov, Minister für digitale Transformation, sowie der offizielle Twitter-Kanal der Ukraine riefen dazu auf, Kryptowährungen zu spenden:

Das NGO Come Back Alive engagiert sich bereits seit 2018 im Bereich Kryptowährungen und akzeptiert ebenfalls Spenden. Darüber hinaus gibt es im Netz unzählige Aktionen von Künstlern, Prominenten und Privatpersonen, die zum Ziel haben, Kryptowährungen zur Unterstützung der Ukraine zu sammeln. Die Ukraine DAO (Decentralized Autonomous Organization) etwa hat mit Unterstützung von Pussy Riot bislang mehr als drei Millionen Dollar in Ether zusammengetragen.

Dem bislang eher belächelten NFT-Sektor kommt plötzlich eine völlig neue Bedeutung im Bereich Crowdfunding zu, nachdem ein Enthusiast neue Möglichkeiten suchte, dem ukrainischen Volk digitale Unterstützung zukommen zu lassen:

Aus diesem Tweet entstand innerhalb kürzester Zeit die Gruppe Reli3f - ein Zusammenschluss von Entwicklern und Künstlern aus dem Web3-Bereich, die Non-Fungible-Token-Kunst für den guten Zweck organisieren und stiften wollen. Mit Erfolg:

Initiativen wie diese werfen ein Schlaglicht auf die Vorteile von Kryptowährungen, die es ermöglichen, auch sehr große Geldbeträge schnell und unkompliziert zu bewegen. Diese Eigenschaft machen sie allerdings zum zweischneidigen Schwert: Auch Russlands Diktator Putin könnte künftig verstärkt auf Bitcoin, Ether und Co. setzen, um die massiven wirtschaftlichen Sanktionen der Weltgemeinschaft zu umgehen, wie ein Wissenschaftler in einem lesenswerten Blogbeitrag zum Thema nahelegt und dabei unter anderem Nordkorea und Venezuela als Negativbeispiele anführt.

Zudem verdeutlicht ein warnender Tweet, dass Scams im Umfeld von Kryptowährungen weiterhin ein großes Problem bleiben - auch weil viele Betrüger sich für nichts zu schade sind, wenn Profit winkt:

Hacking-Initiativen gegen Putin

Schon lange vor der von Russlands Präsident Putin befohlenen Invasion in die Ukraine spielten Cyberangriffe in der Beziehung der beiden Nachbarstaaten eine wichtige Rolle. Angesichts des laufenden Angriffskriegs auf die Ukraine formieren sich längst auch im Cyberraum die Fronten. Diverse Aktionen wurden bislang gegen Putins Russland initiiert:

Die IT-Armee der Ukraine

Schon mehr als 260.000 Mitglieder zählt die Telegram-Gruppe "IT ARMY of Ukraine", für die der ukrainische Digitalminister Mykhailo Fedorov bereits per Twítter warb:

Die Gruppe soll bislang unter anderem Angriffe auf die russische Sberbank, sowie die Internetseiten der Regierung von Belarus gestartet haben.

Anonymous

Das Hacker-Kollektiv erklärte Putin bereits kurz nach Beginn der Invasion den Cyberkrieg:

Anonymous soll seitdem zahlreiche Cyberangriffe gegen Webseiten der russischen Regierung sowie den Staatssender RT gefahren haben. Zuletzt ließen die Hacktivisten verlauten, die Datenbank des russischen Wirtschaftsministeriums geleakt zu haben:

Cyber Partisans

Nicht nur in Russland, auch im verbündeten Belarus formiert sich Widerstand gegen den Kurs der Diktatoren. Wie Bloomberg berichtet, soll die Hacktivisten-Gruppe das Schienennetz in den Städten Minsk, Orsha und Osipovichi zeitweise lahmgelegt haben.

FCKPTN

Wie Bloomberg-Reporter Ryan Gallagher zuerst bemerkte, haben sich Hacktivisten auch an Putins Superyacht "Graceful" vergangen - zumindest digital:

Charge this

Wie das Vice-Magazin berichtet, konnten Hacktivisten diverse Ladestationen für Elektrofahrzeuge entlang einer russischen Autobahn lahmlegen. Die kompromittierten Geräte verweigerten den Ladevorgang und zeigten stattdessen Anti-Putin-Botschaften an.

Russland hält unterdessen mit seinen eigenen Cyberwaffen dagegen:

Mit Material unserer US-Schwesterpublikation CSO Online. (fm)

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