Gernot Fels über das RZ der Zukunft

„Ich will dem Kunden eine IT bieten, die mit seinen Geschäftszielen und Prozessen konform ist“

19.02.2019
Anzeige  Verteilt über zahllose Endpoints im Internet of Things (IoT) und ganze Kontinente umspannend – das ist das Rechenzentrum der Zukunft. Im Zentrum aber steht immer die Frage, was das Unternehmen braucht und wie es schnell auf die Veränderungen des Marktes reagieren kann. Gernot Fels, Head of Integrated Systems, International Product Marketing bei Fujitsu, skizziert das Data Center des 21. Jahrhunderts.

Die Aufregung war groß, als Google vor rund zehn Jahren erstmals ein Video aus dem Inneren seines Allerheiligsten - seines Rechenzentrums - zeigte. Google "lüpfe sein Röckchen", kommentierte ein Fachblatt. Heute mag man darüber schmunzeln. Doch die Aktion stand für einen Bewusstseinswandel: das Data Center rückte in den Fokus. Dort gehört es auch hin, erklärt Gernot Fels, Head of Integrated Systems, International Product Marketing bei Fujitsu. Fels begleitet Unternehmen auf die Reise ins Data Center des 21. Jahrhunderts.

Dieses Data Center ist vor allem eines: Business Centric - soll heißen, Technologie und Business gehören zusammen. "Dieser Gedanke ist fest verankert in den Köpfen all derer, die sich in den Kunden hineinversetzen", sagt Fels. "Für uns hat IT nicht nur die Funktion, das Business zu unterstützen, sondern, es auch schneller und agiler zu machen."

Für Fujitsu geht jedes Rechenzentrumskonzept über die Technologie hinaus und bezieht Betriebsmodelle mit ein. Das heißt konkret: die Range reicht von Converged über Hyper-converged Infrastructure bis zum Software Defined Data Center (SDDC) und von der Private über die Public Cloud bis zu hybriden Modellen und der Multi-Cloud. "Dabei arbeiten wir ohne 'hidden' Agenda", erklärt Fels. "Die meisten Kunden brauchen einen Mix aus on-prem und Public Cloud, der auch mehrere Public Clouds, beispielsweise Microsoft, VMware oder AWS einschließen kann. Das bieten wir."

Ein Proof of Concept reicht nicht - es muss auch ein Proof of Value sein

Doch am Anfang der Reise steht der Schmerz des Kunden. Welchen Herausforderungen hat er sich zu stellen? Wo kann er neue Chancen erschließen? Welche Use Cases leiten sich aus seiner aktuellen und künftigen Situation ab? Weil Fels nicht nur Diplom- Informatiker (Universität Karlsruhe TH) ist, sondern auch Marketier, gibt er sich mit einem Proof of Concept nicht zufrieden. Er erwartet nicht weniger als einen Proof of Value.

Die Antwort auf die Frage, was genau der individuelle Kunde braucht, liefert Co-Creation. "Wir setzen uns mit dem Kunden von Anfang an in Assessments und Workshops zusammen", berichtet Fels. Geht es nach ihm, schickt der Kunde sowohl IT- als auch Fachbereichsvertreter. Nur so bekommen alle Stakeholder eine ganzheitliche Sicht auf die Unternehmenssituation. Sein eigenes Ziel formuliert Fels so: "Ich will dem Kunden eine IT bieten, die mit seinen Geschäftszielen und Prozessen konform ist. Und deren Kosten und Service-Levels zu den Geschäftsfeldern passen."

Data und Data Center müssen zentral gemanagt werden

Als Stolpersteine auf diesem Weg nennt der Fujitsu-Manager Silo-Denken oder das Festhalten an Gewohntem. Insofern versteht er seine Rolle auch als die eines Change-Managers. Im Lauf seiner Karriere hat Fels unter anderem als Trainer und Consultant gearbeitet, und das kommt ihm und insbesondere den Fujitsu-Kunden jetzt zu Gute. Diese Erfahrung hilft, "den Leidensdruck des Kunden zu erfassen". Nicht zuletzt arbeitet die Zeit für ihn: "Immer mehr Unternehmen erkennen den Ernst der Lage", konstatiert Fels. Ein gutes Zeichen ist, dass IT-Investitionen nicht mehr nur mit Kostensenkungen verargumentiert werden, sondern zunehmend mit neuen Geschäftsmodellen, die sich aus diesen Investitionen ergeben.

Dabei will er die CIOs - den Chief Digital Officer oder auch den Chief Technology Officer, wie auch immer die Position bezeichnet sein mag - nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. "Daten und Data Center, das muss zentral gemanagt werden, schon im Hinblick auf die Governance", betont er. Wer sich diesen Hut aufsetzt, muss aktiv das Gespräch mit Business und Fachabteilungen suchen. Oberste IT-Entscheider müssen sich Business-Denke aneignen und sich als Enabler positionieren. Tun sie es nicht, droht ein Wildwuchs an Schatten-IT. Schatten-IT, für die der CIO verantwortlich gemacht werden wird. "Dass IT-Etats seit Jahren schrumpfen, die Technologie-Ausgaben der Fachabteilungen aber steigen, das sollte CIOs zu denken geben", kommentiert Fels.

Für den Enduser darf es keinen Unterschied machen, wo der Service herkommt

Eines steht jedenfalls fest: Das Rechenzentrum wird weiter an Bedeutung gewinnen - und es wird seine Struktur weiter verändern. "Wir dürfen uns das Data Center nicht mehr als eine Einheit in unseren eigenen vier Wänden vorstellen, auch nicht in den vier Wänden des Providers", sagt Fels. Denn mit dem Internet of Things wächst die Datenmenge rasant. Daten müssen an all den Punkten und Endpunkten verarbeitet werden, an denen sie entstehen. "Wir werden all diese Daten nicht über längere LAN-oder sogar WAN-Strecken in eine zentrale Einheit transportieren", stellt Fels klar. Das Stichwort Edge Computing umreißt, wie verteilt sich das "Data Center" künftig darstellen wird, gegebenenfalls über Kontinente hinweg.

Verteilt heißt meist auch hybrid. Und all die Daten sowie die darunterliegende Technologie von On-Prem- bis Cloud-Anwendungen müssen geordnet zusammenspielen können. Denn für den Endanwender darf es keinen Unterschied machen, aus welcher Cloud oder von welchem Server der Service kommt, den er beziehen will. Stichwort Enduser: die Zukunft liegt in transparenten und nutzerfreundlichen Self-Service-Portalen, dessen ist Fels sich sicher.

Doch bei allem Commitment: Naiv ist Fels nicht. "Die Reise zu Hybrid ist nicht so ganz einfach", sagt er offen. Aber angesichts volatiler Märkte und der Konkurrenz durch disruptive Startups haben Unternehmen jeder Größe gar keine andere Wahl, als ihre IT agiler, schneller und nutzerfreundlicher zu gestalten. Ein Vorhaben, das mit der Architektur von Storage und Data Center anfängt. Rund zehn Jahre ist er jetzt bei Fujitsu, vorherige Stationen des Informatikers sind Fujitsu Siemens Computers, Siemens Nixdorf, BiiN Information Systems und Siemens. Sein Fazit: "Data Center ist spannend. Weil es so viele unterschiedliche Facetten aufweist und weil es sich ständig weiterentwickelt!"

Zur Startseite