IT-Recht in Corona-Zeiten

Sorgen Sie für einen IT-Vertrag auf Augenhöhe



Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Warum Outsourcing ein echter Krisengewinner ist und warum sich hinter juristischen Vertragsklauseln bares Geld versteckt, erläutert IT-Jurist Ulrich Bäumer.

Ulrich BäumerUlrich Bäumer ist Experte für IT-Recht und Partner in der Internationalen Wirtschaftskanzlei OsborneClarke tätig. Besonders häufig hat er mit Outsourcing-Verträgen im Umfeld indischer IT-Dienstleister sowie mit SAP-Einführungen und -Umstellungen zu tun. Profil von Ulrich Bäumer im CIO-Netzwerk

Im Rahmen des diesjährigen "Leadership Excellence Program" von CIO, WHU - Otto Beisheim School of Management und Förderer DXC Technology führt er die Teilnehmer an die rechtlichen Stolperfallen in IT-Verträgen heran. CIO hat mit ihm, selbst LEP-Alumnus, im Vorfeld des nächsten Programmdurchlaufs unter anderem über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf seine tägliche Arbeit gesprochen.

Ulrich Bäumer ist als Partner in der Internationalen Wirtschaftskanzlei OsborneClarke spezialisiert auf IT- und Outsourcing-Verträge.
Ulrich Bäumer ist als Partner in der Internationalen Wirtschaftskanzlei OsborneClarke spezialisiert auf IT- und Outsourcing-Verträge.
Foto: OsborneClarke

Wie beeinflusst die Covid-19-Pandemie Ihr Alltagsgeschäft als IT-Jurist? Gibt es ein konkretes Beispiel, an dem Sie das deutlich machen können?

Ulrich Bäumer: Wie alle lernen wir IT-Juristen jetzt vor allem wegen der COVID-19-Pandemie Flexibilität. Termine werden kurzfristiger vereinbart, neue IT-Projekte starten rascher und werden auch schneller wieder beendet. AgileAgile Projekte sind das "neue Normal", was rechtlich gesehen wegen der Problematik 'Arbeitnehmerüberlassung' eine echte Herausforderung ist. Alles zu Agile auf CIO.de

Auch kamen und kommen viele Verträge auf den Prüfstand - es geht oft um die Anpassung von Konditionen und Laufzeiten oder um Teilkündigungsrechte seitens der Kunden. Bei neuen Verträgen ist es den Kunden jetzt sehr wichtig, dass man kurzfristig auf Veränderungen reagieren kann.

Sie haben täglich mit Outsourcing-Projekten zu tun - Inwiefern beeinflusst die Pandemie dieses Geschäftsfeld? Sind Anwender derzeit bereit, ihr knapper werdendes Geld dafür auszugeben?

Ulrich Bäumer: Outsourcing ist nach meiner Wahrnehmung ein echter Krisengewinner. Zuerst muss man feststellen, dass alle IT-Dienstleister trotz der Coronakrise die vereinbarten Leistungen fristgerecht geliefert haben - trotz Homeoffice und Reisebeschränkungen. Als sich diese Erkenntnis durchgesetzt hat, wurde aus meiner Sicht das Geschäft noch einmal ordentlich angekurbelt.

Neben der Möglichkeit, in der Krise durch Outsourcing Geld zu sparen - Stichwort "run my mess for less" - erkannten die Einkäufer und IT-Verantwortlichen auch, dass man durch OutsourcingOutsourcing weitere Ressourcen finden und Veränderungen gestalten kann. Ob der eigene Mitarbeiter im Homeoffice arbeitet oder der Mitarbeiter des Dienstleisters sich über dieselbe Leitung aus Bangalore einwählt, ist am Ende auf die Projektumsetzung bezogen gleich. Alles zu Outsourcing auf CIO.de

Je agiler die Arbeitswelt, desto "atmender" müssen auch die IT-Verträge werden.
Je agiler die Arbeitswelt, desto "atmender" müssen auch die IT-Verträge werden.
Foto: NothingIsEverything - shutterstock.com

In diesen Klauseln steckt bares Geld

Im Rahmen des Leadership Excellence Program erklären Sie IT- und Digitalisierungsentscheidern rechtliche Stolpersteine in IT-Verträgen. Warum ist dieses Thema gleichermaßen wichtig wie spannend?

Ulrich Bäumer: Weil sich hinter den juristischen Klauseln bares Geld versteckt. Erstes Beispiel: Wenn Sie sich als Kunde in ihrem IT-Vertag ein ordentliches, auch teilweises, Kündigungsrecht mit 'nur' 30 Tagen Kündigungsfrist haben einräumen lassen, können Sie bei einer heraufziehenden Pandemie natürlich immer flexibel reagieren. Sie müssen sich nicht auf einen Rechtsstreit über die Auslegung des Begriffs 'höhere Gewalt' einlassen, um aus einer vertraglichen Pflicht entlassen zu werden.

Zweites Beispiel: Wenn Sie die Kosten eines möglichen Change Requests im IT-Vertrag dem Dienstleister zugewiesen haben, können Sie gesetzlichen Änderungen relativ gelassen entgegensehen.

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