Know-how in SAP zahlt sich aus

SAP-Experten wollen mehr Weiterbildung und Geld

Sibylle Hofmeyer ist freie Journalistin in Heidelberg.
Fortbildung, mehr Gehalt und die Karriere stehen bei SAP-Spezialisten ganz oben auf der Wunschliste. Arbeitgeber können darüber hinaus mit Home Office, Teilzeitarbeit und Sabbaticals im Wettstreit um SAP-Profis punkten.
  • SAP-Spezialisten glauben nicht an sichere Arbeitsplätze.
  • Arbeitgeber müssen neben dem Gehalt andere Anreize bieten.
  • Lernziele sollten durch individuelles Coaching optimiert werden.

SAP-Spezialisten wünschen sich von ihren Arbeitgebern Weiterbildung, insbesondere gezielte. Dies ergab eine Umfrage der SAP-Personalberatung Hype unter 288 Fach- und Führungskräften in SAP-Partner- und -Anwenderunternehmen in Deutschland. 91 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie großen Wert auf regelmäßige interne und externe Fortbildung legen. Zum einen, um fachlich auf dem neuesten Stand zu bleiben, zum anderen, um Aufstiegschancen besser nutzen zu können.

Auf Rang zwei der Wunschliste rangiert mit 80,5 Prozent der Nennungen eine deutliche Gehaltssteigerung. Dazu passt, dass gut zwei Drittel der Befragten beklagen, regelmäßig Überstunden leisten zu müssen, ohne dafür bezahlt zu werden. Auf Platz drei folgt die Erwartung der SAP-Experten, dass ihr Arbeitgeber als Unternehmen einen guten Ruf genießt sowie effektive und transparente Arbeitsbedingungen, finanzielle Anreize, wirtschaftliche Stabilität und attraktive Aufstiegsmöglichkeiten bietet (59,2 Prozent).

Wer SAP-Spezialisten binden will, muss sich als attraktiver Arbeitgeber im Arbeitsmarkt positionieren.
Wer SAP-Spezialisten binden will, muss sich als attraktiver Arbeitgeber im Arbeitsmarkt positionieren.
Foto: Profit_Image-shutterstock.com

Karriere und Familie stehen hoch im Kurs

Trotz der deutlichen Karriereausrichtung legen 57,7 Prozent aller Teilnehmer großen Wert auf eine familienorientierte Personalpolitik. Diese sollte in erster Linie durch die Möglichkeit zum Home Office, zu flexiblen Arbeitszeiten und durch Sabbaticals, also Arbeitszeitmodelle für einen längeren Sonderurlaub, umgesetzt werden. Daneben werden temporäre Teilzeitmodelle, Reduktion der Arbeitszeit bei gleichem GehaltGehalt und die Ausarbeitung von Interimsprozessen für Ersatzmitarbeiter genannt, womit zum Beispiel Auszeiten für die Familienplanung überbrückt werden können. Alles zu Gehalt auf CIO.de

Erwartungen werden nicht immer erfüllt

Die Erhebung zeigt jedoch, dass die Arbeitgeber den Erwartungen offenbar nur sehr unterschiedlich gerecht werden. Nahezu 70 Prozent der SAP-Experten räumten zwar ein, von ihrem Management über Strategien, Visionen und Ziele ihres Unternehmens sowie über die Rolle, die sie bei der Umsetzung spielen sollen, informiert zu werden, dennoch gibt es Klagen. Über die Hälfte der SAP-Fach- und Führungskräfte monieren, tatsächlich in nur geringem Umfang an betrieblichen Entscheidungen beteiligt zu werden.

Die Tendenz zu übermäßigen Hierarchien wird auch dadurch bestätigt, dass 50,7 Prozent der Befragten ihren Arbeitgeber als wenig aufgeschlossen gegenüber neuen Arbeitsmodellen ansehen, wie zum Beispiel dem rollierenden Führungsprinzip, das mit mehr Mitbestimmung verbunden ist. Als weiteres Manko wird die fehlende Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes genannt. So hegen fast drei Fünftel der Studienteilnehmer Zweifel, dass ihr Arbeitsverhältnis von längerer Dauer sein wird. Insofern überrascht es nicht, dass über 85 Prozent der Befragten bei einem besseren Angebot den Arbeitgeber wechseln würden.

Unternehmen verschulden IT-Fachkräftemangel oft selbst

"Die Ergebnisse zeigen, dass die SAP-Partner- und -Anwenderunternehmen noch erhebliches Verbesserungspotenzial haben, um qualifizierte IT-Fachkräfte zu rekrutieren und dauerhaft an sich zu binden", kommentiert Frank Rechsteiner, Geschäftsführer der Personalberatung Hype, die Studienergebnisse. "Daher empfiehlt es sich für sie, nach dem Vorbild des Vertriebs einen Value-Selling-Ansatz zu entwickeln, mit dem sie den Mehrwert identifizieren und formulieren, den sie im Vergleich zu anderen Arbeitgebern bieten können."

Aus langjähriger Berufserfahrung ist Rechsteiner überzeugt, dass der IT-Fachkräftemangel das Ergebnis und nicht die Ursache für die Probleme eines Unternehmens ist: "Nur wer klare Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen SAP-Partner- oder -Anwenderunternehmen vorweisen kann, wird als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen, zu dem man gerne wechselt und den man ungern wieder verlässt."

Tipps für Arbeitgeber im Themendossier

Die einzelnen Umfrageergebnisse hat Rechsteiner in dem Themendossier "Was erwarten SAP-Experten von ihrem Arbeitgeber heute und in fünf Jahren?" zusammengefasst und um konkrete Handlungsempfehlungen für die Arbeitgeber ergänzt. Zum vielgeäußerten Wunsch der SAP-Experten nach Weiterbildung beispielsweise erhalten die HR- und Fach-Verantwortlichen folgenden Rat: Sie dürfen keinesfalls auf das Gießkannenprinzip setzen, sondern sollten individuelle Coachings anbieten, die auf die Lernmethoden und -ziele der einzelnen Mitarbeiter zugeschnitten sind.

Frank Rechsteiner: Arbeitgeber können SAP-Experten durch die Entwicklung langfristiger Karrierepläne binden.
Frank Rechsteiner: Arbeitgeber können SAP-Experten durch die Entwicklung langfristiger Karrierepläne binden.
Foto: HYPE - Group

Konkrete Tipps gibt das Themendossier auch zum Wunsch nach einer deutlichen Gehaltserhöhung: "Bei SAP-Spezialisten sollten die Arbeitgeber ruhig etwas mehr Gehalt bieten als die Konkurrenz und selbst bei ihren Beratern auf Fixgehälter setzen." Allerdings dürfen sich Unternehmen nicht auf das Gehalt beschränken, um SAP-Spezialisten zu halten. Sie sollten vielmehr weitere wichtige Maßnahmen nutzen, wie zum Beispiel

  • die Entwicklung langfristiger Karrierepläne,

  • an die Lebenssituation ihrer Mitarbeiter angepasste Zeit- und Arbeitsmodelle oder

  • wechselnde Führungsaufgaben.

Das Themendossier steht als PDF zum kostenlosen Download bereit.

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