Strategien


Microsoft-Chef Illek

"Wir haben nicht erwartet, mit Lob überschüttet zu werden"

Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Microsofts umstrittene Studie zum Münchner LiMux-Projekt war eines der Themen, die wir mit dem deutschen Geschäftsführer Christian Illek diskutiert haben. Außerdem ging es um Windows 8 und die Cloud-Strategie des weltgrößten Softwarehauses.

In den vergangenen Wochen herrschte in der deutschen IT-Landschaft einige Aufregung durch eine von Microsoft in Auftrag gegebene Studie über das städtische Linux-Projekt in München. Sie kommt zu dem Schluss, dass sich "LiMux" wirtschaftlich nicht gerechnet haben kann.

Er kam von der Deutschen Telekom und ist seit September 2012 als Microsofts Deutschland-Chef im Amt: Christian Illek.
Er kam von der Deutschen Telekom und ist seit September 2012 als Microsofts Deutschland-Chef im Amt: Christian Illek.
Foto: Joachim Wendler

Illek: Ursprünglich war sie als interne Studie für MicrosoftMicrosoft gedacht, erstellt von HP Consulting. Es ist keine wissenschaftliche Studie, und das ist auch nicht ihr Anspruch. Dass die Ergebnisse aber so falsch nicht sein können, sehen Sie daran, dass es in Freiburg eine ähnliche Diskussion gibt. Dort hat der Stadtrat eine Untersuchung selbst in Auftrag gegeben und ein vergleichbares Ergebnis herausgekommen. Es zeigt sich also immer wieder, dass sich die Anfangserwartung, man könnte durch den Einsatz von Open SourceOpen Source Software die IT-Kosten reduzieren, hinsichtlich der Gesamtkostenbetrachtung nicht erfüllt. Alles zu Microsoft auf CIO.de Alles zu Open Source auf CIO.de

Die Tatsache, dass Sie diese Studie angestoßen haben, lässt darauf schließen, dass Sie Sorge haben, Linux könnte sich in der öffentlichen Verwaltung in der Breite durchsetzen.

Illek: In Deutschland verfolgen meines Wissens vier Städte eine dedizierte Open-Source-Strategie. Breite kann ich da nicht erkennen. Wir haben aber grundsätzlich Interesse daran, über die Stärken und Schwächen der Wettbewerbsimplementierungen bestmöglich informiert zu sein. Wenn es da Vorteile für Wettbewerber gibt, werden wir uns selbstkritisch damit auseinandersetzen. Und wenn wir einen Vorteil haben, werden wir das entsprechend für uns nutzen.

Warum haben Sie ausgerechnet HP mit dieser Studie beauftragt?

Illek: Wenn ich McKinsey genommen hätte, würden Sie fragen: warum McKinsey.

Sie hätten aber einen klassischen Marktforscher oder ein Analystenhaus nehmen können.

Illek: Klassische Marktforscher oder Analystenhäuser haben nicht die Implementierungserfahrung einer HPHP. Und diese hat HP Consulting ohne Frage. Alles zu HP auf CIO.de

HP ist aber ein enger Microsoft-Partner. Hätten Sie Gartner oder Forrester genommen, wäre die Glaubwürdigkeit höher gewesen und Sie hätten sich Ärger ersparen können.

Illek: Hier ging es darum, ein spezifisches IT-Projekt zu beurteilen. Der Fokus und das Know-how von Analysten liegt anders. Und nochmals. Wir wollten aus der Studie lernen. Wenn es unsere Absicht gewesen wäre, damit in die Öffentlichkeit zu gehen, hätten wir es vielleicht anders gemacht.

Unterm Strich: Hat Ihnen "LiMux-Gate", wie es einige Medien genannt haben, eher genutzt oder geschadet?

Illek: Zumindest haben wir eine Diskussion in Gang gebracht. Dass nun kritisiert wird, kommt nicht überraschend. Wir haben nicht erwartet, mit Lob überschüttet zu werden.

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