Strategien


Microsoft-Chef Illek

"Wir haben nicht erwartet, mit Lob überschüttet zu werden"

Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Surface und Surface Pro

Etwa mit einem Surface RT Tablet?

Ill ek: Nein, mit einem Samsung-Modell. Beim Surface warte ich auf die Pro-Version. Ich möchte beruflich die gesamte Breite der Windows Software- nutzen können.

Man findet Ihre eigenen Tablet-Modelle bislang nirgendwo im Handel, nur in Ihrem Online-Shop. Warum ist das so?

Illek: Das stimmt, derzeit ist es nur bei uns im Online-Store erwerbbar. Wir sind aber dabei, die Kanäle weltweit auszuweiten und die Reichweite zu vergrößern.

Als Sie Ihre Surface-Tablets angekündigt haben, hat es auch eine Rolle gespielt, dass Sie Ihren Hardwarepartnern Dampf machen und das Innovationstempo im Markt für Windows-Tablets erhöhen wollten. Wie ist der Status Quo heute?

Illek: Was treibt denn die Emotionalität beim Nutzer? Es ist das Endgerät! Ob Smartphone oder Tablet, die Leute wollen einfach ein Stück Hardware in der Hand haben, und sie identifizieren sich auch damit. Wir haben Surface parallel zu den Devices unserer OEM-Partner eingeführt, weil wir hier einen Benchmark setzen wollten. Ich erwarte, dass die Hardwarehersteller Tablets in vergleichbarer Qualität, vielleicht sogar besser, anbieten werden. Wettbewerb belebt das Geschäft. Trotzdem setzen wir weiterhin auf unsere Partner und umgekehrt. Das wollen wir auch nicht ändern.

Wir haben bisher 1700 Windows-8-Geräte zertifiziert. Das sind natürlich nicht alles Tablets, aber ein erheblicher Teil davon. Die Vielfalt an Hardware ist damit um den Faktor 1700 größer als bei unserem geschätzten Wettbewerber AppleApple, der in der 10-Zoll-Klasse gerade mal ein Gerät im Angebot hat. Die OEMs werden noch viel mehr und attraktivere Geräte bringen. Wir sehen ja, was da in der Pipeline ist. Die Windows-8-Plattform ist um Dimensionen vielfältiger als alle anderen. Alles zu Apple auf CIO.de

Ist Microsofts Weg, Windows 8 als einheitliche Plattform über alle Formfaktoren hinweg anzubieten, der richtige? Müssen Sie am Ende nicht zu viele Kompromisse machen und haben dann nur die zweitbeste Lösung auf jedem Endgerät?

Illek: Es ist definitiv der richtige Weg. Dass sich die Endgerätewelt perspektivisch in Richtung Touch bewegt, ist unstrittig. Man muss sich nur die Marktzahlen anschauen, wo das Wachstum herkommt: von SmartphonesSmartphones und Tablets. Insofern werden wir noch deutlich mehr Touch-fähige Geräte sehen als heute. Wenn wir also nicht nur auf dem PC, sondern auch auf Tablets und Smartphones wettbewerbsfähig sein wollen, dann müssen wir entsprechende Angebote haben. Alles zu Smartphones auf CIO.de

Dennoch glaube ich aber, es gibt auch noch eine Welt nach Touch. Ob Gesten- oder Sprachsteuerung oder sonst was kommt - Touch ist nicht das Ende. Touch wird nicht die allein seligmachende Lösung für alle Anwendungsszenarien sein. Zum Beispiel im kommerziellen Umfeld: Ein Excel-Spreadsheet bearbeitet man nur vernünftig mit Maus und Tastatur. Und wenn Sie ein Word-Dokument bearbeiten und die Wahl zwischen Tastatur und Touch haben - wofür würden Sie sich wohl entscheiden?

Kurzum: Der Anwender kann abhängig von seinem Nutzungsszenario entscheiden, ob er Tastatur, Maus, Stift, Touch oder auch Sprache für die Eingabe verwenden will. Deshalb sind wir von unserem Endgeräte- und Formfaktor-übergreifenden Ansatz überzeugt. Wir lassen den Anwendern Wahlmöglichkeiten beim Eingabemodus. Ist das sofort intuitiv für jeden, der nur eine Desktop-Oberfläche gewohnt ist? Nein. Aber die Umgewöhnungszeit ist sehr kurz.

Sie haben den Stift mehrfach hervorgehoben. Hat das einen bestimmten Hintergrund?

Illek: Ich habe hier nach meiner Einführung als Microsoft-Geschäftsführer relativ viele Board-Meetings in Deutschland, darin spielt die Stifteingabe eine bedeutende Rolle. In Collaboration-Szenarien ist es wichtig, Effizienz in den administrativen Bereich zu bringen. Wir teilen zum Beispiel Präsentationen über Lync und editieren sie über mehrere Standorte hinweg mit dem Stift - parallel -zu einer Telefonkonferenz. Solche Produktivszenarien finden einen Widerhall, insbesondere auch, wenn wir mit Unternehmenskunden reden.

Collaboration-Szenarien sind das eine, aber der Einfluss von Tablets in Kombination mit geeigneten Apps reicht noch viel weiter. Entwickeln Sie solche Szenarien für Ihre Kunden? Oder endet Ihr Engagement beim Verkauf der Softwarelizenzen?

Illek: Unser Adressatenkreis ist der CIO und der BDM, wie wir ihn nennen, der Business Decision Maker. Das kann ein CFO sein, ein Marketing- oder Sales-Manager. Perspektivisch wird in diesem Bereich stärker ausgeschrieben als in der Vergangenheit. Infolge dessen muss man sich auch mehr mit den Unternehmensfragestellungen dieser Klientel auseinandersetzen. Es geht nicht mehr darum zu sagen, wir wollen hier einen Desktop-Rollout umsetzen. Der Kunde möchte zum Beispiel Social-Szenarien im Marketing-Umfeld einführen und will von uns Hilfe. Der Adressatenkreis auf der Kundenseite wird damit deutlich größer.

Sie haben vorhin das Thema Collaboration anklingen lassen. Wenn man sich Ihr Portfolio ansieht, dann kann man zwischen Produkten wie Sharepoint, Lync oder Yammer schon mal die Orientierung verlieren. Ihr Produktportfolio wirkt hier wenig trennscharf.

Illek: Grundsätzlich stimme ich ihnen zu, einige Produkte überlappen sich. Das ist aber erkannt. Wir werden diese Welten zusammen führen. Yammer ist im Prinzip das Facebook für Unternehmen, und die Integration in andere Microsoft-Produkte wird kommen. Wann und in welcher Ausprägung, kann ich heute noch nicht sagen. Darüber hinaus werden wir Ende Februar unsere neuen Office-Services für Unternehmen vorstellen.

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