Klimaschutz bei der Luftwaffe

Airbus A400M fliegt mit Frittenfett

23.06.2022
Das Militär soll einen Beitrag gegen die Klima-Erwärmung leisten. Doch wie die Zukunft aussehen kann, zeigt sich auf der Luftfahrtmesse ILA.
Airbus A400M: Flugfähig mit einem Stoff aus Frittenfett.
Airbus A400M: Flugfähig mit einem Stoff aus Frittenfett.
Foto: Oliver Hitchen - shutterstock.com

Als Beitrag zum Klimaschutz setzt die Luftwaffe auch auf einen Einsatz von nachhaltigem synthetischem Kraftstoff. Die Regierungsflieger der "weißen Flotte" sind schon für einen Betrieb mit dem Kerosinersatz (Sustainable Aviation Fuel/SAF) zertifiziert, der aus Abfällen oder benutztem Speiseöl gewonnen werden kann. Auf der Luftfahrtschau ILA am Rande von Berlin zeigt nun auch der von AirbusAirbus gebaute Militärtransporter A400M den Aufkleber: Einsatzbereit. Weltweit. Nachhaltig. SAF Ready. Top-500-Firmenprofil für Airbus

Die Technik ist da und einsatzreif. Was noch vor einiger Zeit ein Schmunzelthema war, nimmt Gestalt an. Schon jetzt wäre es theoretisch möglich, dass ein Mitglied der Bundesregierung zu einem Klimagipfel CO2-neutral fliegt - angetrieben mit einem Stoff aus Frittenfett. Allerdings fehlt die verlässliche Infrastruktur für das Betanken und auch die Entleerung von Flugzeugen, denn Vorschriften sehen vor, dass "SAF" und Kerosin getrennt zu halten sind.

Klimaneutrale Treibstoffe

"Wir sind verpflichtet, uns diesem Thema zu stellen, gesamtstaatlich und auch in den Streitkräften, dass wir den CO2-Fußabdruck so weit reduzieren, wie es eben möglich ist", sagte Luftwaffen-Inspekteur Ingo Gerharz am Mittwoch auf der ILA in einer "strategischen Betrachtung". Zwar sei der Kernauftrag die Verteidigung. Jedoch habe der klimaneutrale Treibstoff im Werben um junge Leute einen zweiten Aspekt. "Wenn wir von den Streitkräften nicht zeigen, dass wir dieses Thema für uns angenommen haben, werden junge Generationen uns meiden, dann werden sie nicht zu uns kommen. Das ist ganz wichtig", sagte der General.

Im Juli wollen sich in Großbritannien auf Einladung der Briten Vertreter und Luftwaffenchefs von 40 Staaten treffen ("Global Air Forces Climate Change Collaboration"), um zu besprechen, wie sich Luftstreitkräfte dem Thema Klimawandel stellen werden. Die Luftwaffe wird dieser Initiative zur Reduzierung von Energie- und Treibstoffimmissionen beitreten. Flughafenbetreiber sind nun gefordert, um den entsprechenden Kraftstoff auch in den nötigen Mengen bereitzustellen. Dass Kampfflugzeuge mit dem Stoff fliegen, wird als technisch möglich bezeichnet, steht aber nicht auf der Tagesordnung.

Alternative Wasserstoff

Es geht um den Einstieg in eine Technologie, von der noch nicht klar ist, ob sie die Lösung sein wird und welche Mengen künftig vorhanden sein werden. Auch auf Wasserstoff wird gesetzt, wie auf der ILA deutlich wird. Immerhin: In der Folge des Ukraine-Kriegs und der dramatisch gestiegenen Preise für Gas ist grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energien - nach Berichten der letzten Wochen - rechnerisch erstmals billiger als der mit Gas erzeugte sogenannte graue Wasserstoff.

Wie die Zukunft der Luftfahrt aussehen kann, zeigen auf der Messe zahlreiche große und kleine Hersteller. Ein Beispiel: Das Projekt des mit Wasserstoff und einer Brennstoffzelle betriebenen zweimotorigen Flugzeugs Apus i-2, das gerade in Strausberg am Rande von Berlin entwickelt und zu dem die Fraunhofer-Gesellschaft einen Entwicklungsbeitrag leistet. Jeweils vier druckstabile Tanks sind in die Struktur der Flügel integriert und halten Wasserstoff mit 300 Bar für eine Brennstoffzelle bereit. Für die nötige Leistungsspitze beim Start wird Strom aus einer Batterie bereitgestellt. "Der Erstflug ist für 2023 geplant und wir bauen schon", sagt Julia Sagel, Ingenieurin und Projektmanagerin. 400 Kilogramm Nutzlast sind vorgesehen. Ein größerer Transporter soll schon 1,77 Tonnen Nutzlast tragen können.

Hans-Peter Bartels, früherer Wehrbeauftragter und nun Präsident der Gesellschaft für Sicherheitspolitik, forderte auf der Messe mehr und konkurrierende Lösungsansätze. "Das wird nichts billiger machen, aber wer sollte vorangehen, wenn nicht wir Deutschen, wir Europäer, wir westliche Demokratien", sagte er - und wies auch auf die sicherheitspolitische Dimension hin. Der Klimawandel übe Migrationsdruck auf Milliarden Menschen aus und destabilisiere Staaten. Deutschland stehe in besonderer Verantwortung auf der Suche nach Klimaneutralität. Bartels: "Wer, wenn nicht wir, hat das Potenzial. Wir können das!" (dpa/rs)

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