Wachsende Gesundheitsrisiken

Bald 50 Millionen Tonnen Elektroschrott pro Jahr

13.12.2017
In einer Tonne alter Handys stecken ungefähr 250 Gramm Gold. Doch nicht nur deshalb wäre eine funktionierende Wiederverwertung von Elektroschrott wichtig. Es bleibt viel zu tun - auch in Deutschland.
Elektromüll: Die Recycling-Quote liegt bei 20 Prozent.
Elektromüll: Die Recycling-Quote liegt bei 20 Prozent.
Foto: Eisenhans - Fotolia.com

Der Berg an Elektroschrott wird immer höher. Weltweit sind nach Einschätzung der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) im vergangenen Jahr 44,7 Millionen Tonnen angefallen, bis 2021 werden es 52,2 Millionen Tonnen sein. Damit verbunden seien wachsende Umwelt- und Gesundheitsrisiken wegen der oft fahrlässigen und falschen Deponierung, teilte die UN-Sonderorganisation am Mittwoch in Genf mit. Nur 20 Prozent des Abfalls aus ausrangierten Handys, Laptops, Fernsehern und Kühlschränken würden aktuell wiederverwertet. Dabei seien die Bestandteile der Elektronikgeräte äußerst wertvoll.

Der Wert von Gold, Silber, Kupfer, Platin und Palladium aus den Geräten summiert sich laut ITU schätzungsweise auf 55 Milliarden Dollar (46,8 Milliarden Euro). "Das ist mehr als das Bruttoinlandsprodukt der meisten Staaten der Welt." Immerhin gebe es Fortschritte bei der Gesetzgebung in Sachen Elektroschrott: 67 Staaten hätten nun Vorschriften zum Umgang mit dieser Art Müll. Das sei ein Plus von 44 Prozent gegenüber 2014.

Deutsche Umwelthilfe prangert Sammelquote an

Die Situation in Deutschland beurteilte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisch. Die EU-Vorgabe einer Sammelquote von 45 Prozent für 2016 werde nach vorläufigen Erkenntnissen mit 40 Prozent verfehlt, sagte der DUH-Experte für Kreislaufwirtschaft, Philipp Sommer. "Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die EU-Vorgabe von 65 Prozent für das Jahr 2019 erreicht wird." Es drohe ein Vertragsverletzungsverfahren der EU, das von der Umwelthilfe auch selbst angestrengt werden würde.

Deutschland habe die EU-Richtlinien nur halbherzig umgesetzt, sagte der Experte weiter. So seien nur große Elektronikgeschäfte zur Rücknahme von Altgeräten verpflichtet, aber nicht die Discounter, kritisierte Sommer. Auch werde von vielen Händlern nur sehr zurückhaltend darauf hingewiesen, dass Elektroschrott zurückgenommen werde. "Da gibt es dann ein postkartengroßes Schild mit kaum leserlichem grauem Text auf weißem Grund", meinte Sommer.

Verbraucherverhalten: Wegwerfen statt Reparieren

Insgesamt fallen allein in Deutschland pro Jahr nach Angaben der Umwelthilfe 1,6 bis 2 Millionen Tonnen Elektroschrott an. Laut Umweltbundesamt wurden 2015 rund 720.000 Tonnen Elektroaltgeräte gesammelt. Eine App ("eSchrott") liste die nächstgelegenen Sammelstellen auf.

Das Problem fange allerdings schon bei der Herstellung und beim Verhalten der Verbraucher an, meinte Sommer. Das Öko-Design gerade auch der Smartphones stimme nicht, da sie nicht auf Langlebigkeit ausgerichtet seien. Auch verzichteten viele Nutzer darauf, ein defektes Gerät reparieren zu lassen. Stattdessen lande es gleich im Müll. (dpa/rs)

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