CIO Auf- und Aussteiger


Heinz Wings, Sparda Bank Hamburg

Der Visionär

08.11.2004
Von Marita Vogel

Visionen hat Wings genügend. Ob es sich um die "Stimm-DNA-Analyse" handelt, die den Kunden nach wenigen Sätzen erkennt, oder um den erwarteten Internet-Banking-Boom, wenn Bankgeschäfte per Digitalfernseher in fünf Jahren den Markt durchdringen sollen. Von einer weiteren Idee schwärmt der zweifache Vater: Videobanking. In ländlichen Regionen will er Bankräume einrichten, in denen Kunden über einen 42"-Monitor per Datenleitung mit Spezialisten in den Filialen konferieren. "Das ist vielleicht die SB-Geschäftsstelle der Zukunft", so Wings.

Das ist sein absolutes Lieblingsthema - IT-Visionen. Dafür macht er jährlich immerhin 30 Prozent seines IT-Etats locker. Zuständig für die Umsetzung dieser Ideen ist das RechenzentrumRechenzentrum des Sparda-Bank-Verbundes (Sparda Datenverarbeitung e G - SDV) in Nürnberg. Dort laufen die Daten der Sparda-Banken sowie Post-, Spar- und Darlehensvereinen (PSD) zusammen. Per Schnittstellen sind die Hanseaten mit der SDV verbunden. "In Hamburg läuft der dezentrale Workflow - all das, was für die Hamburger Sparda-Bank spezifisch ist und uns Geld bringen soll", erläutert Wings. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Das tut auch Michaela May, die Stimme hinter dem Telefonsprachcomputer der Genossenschaftsbank. Seit 2003 spricht Michaela monatlich mit 20 000 Kunden, nennt Kontostände oder verbindet mit dem zuständigen Sachbearbeiter. Diese Eigenentwicklung gehört zu den Features, die Wings meint, wenn er von "IT muss sich rechnen" spricht: Die Bank erwartet durch die freundliche Telefonstimme ein deutliches Einsparpotenzial bei den Call-Center-Kosten, das innerhalb eines Jahres die Investitionskosten vollständig deckt.

Wings plant Portal für Geschäftsprozesse

Eine ebenso interessante Kostenreduzierung erwartet der Sparda-Hamburg-Chef auch vom künftigen gruppenbezogenen Geschäftsprozessportal. Dabei werden Kundenbetreuer nur noch eine Maske für den jeweiligen Geschäftsfall aufrufen müssen. Dann führt das Portal den Mitarbeiter durch die einzelnen Schritte. Ein Fünftel der Hauptgeschäftsprozesse, die für 80 Prozent des Geschäftes stehen, soll so erfasst werden. Durch die damit verbundene StandardisierungStandardisierung und höhere Produktivität erwartet Wings um bis zu 60 Prozent geringere Kosten: "Vorsichtig geschätzt", sagt er. Alles zu Standardisierung auf CIO.de

Neugierig machen kann Wings gut. Ob er seine IT-Thesen in einem seiner etwa 250 Aufsätze vorstellt oder mit provozierenden Marketingideen an die Öffentlichkeit tritt - er fällt auf. Warum nicht auch Schuhe in der Bankfiliale verkaufen?, fragte er vor einiger Zeit. Es gehe doch darum, Kunden zu binden und profitabel zu arbeiten. Und dazu müsse man einfach mal querdenken. So passt auch die Kooperation mit E.ON ins Konzept: Beide Unternehmen verteilen Boni, wenn Kunden mit dem Kooperationspartner einen Vertrag abschließen. Demnächst soll ein ähnlicher Deal mit einem Mobilfunkbetreiber anlaufen.

Der Vertiefung der Kundenbindung dient auch "Bank-TV": Im Regionalsender Hamburg 1 präsentierte eine Sparda-Mitarbeiterin regelmäßig die neuen Entwicklungen der Bank. Dass künftig auch Vier-Minuten-Spots für interessante - auch ausländische - Zielgruppen ausgestrahlt werden, erscheint fast logisch - wenn Wings es erläutert. Immerhin steht er für die beste Bank der Welt.

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