Energy from Waste

EEW macht jetzt gemeinsam mit Chinesen Müll zu Geld

02.04.2017
Angst vor Firmenjägern aus Fernost? Die starke deutsche Industrie weckt Begehrlichkeiten im Reich der Mitte, vor dem Ausverkauf von Spitzentechnologie wird gewarnt. Doch manchmal freuen sich auch beide Seiten über eine Fusion, wie ein Beispiel aus Niedersachsen zeigt.
Energy from Waste Müllverbrennungsanlage Neunkirchen in Saarbrücken
Energy from Waste Müllverbrennungsanlage Neunkirchen in Saarbrücken
Foto: EEW Energy from Waste

Sorgen? Wieso sollte er sich Sorgen machen? Während Deutschland, Frankreich und Italien strengere EU-Regeln fordern, um den Ausverkauf von Hightech-Firmen nach Fernost zu verhindern, bleibt Bernard Kemper, Chef des Müllverbrenners EEW Energy from Waste aus Helmstedt, gelassen. Vor gut einem Jahr wurde EEW von der chinesischen Holding Beijing Enterprises übernommen - für 1,438 Milliarden Euro. Kempers Fazit: Die Übernahme sei "ausgesprochen positiv, und zwar für alle Beteiligten". Der EEW bescheinigt er enorme Aussichten, neue Märkte in Asien seien in Reichweite und neue Mitarbeiter würden gebraucht.

Kemper schränkt aber ein: "Wir sind kein Hochtechnologie-Unternehmen im Sinne eines Roboterherstellers." Damit spielt er auf die Übernahme des Roboterbauers Kuka durch den chinesischen Hausgerätehersteller Midea an. Aber die Kritiker sind weitgehend verstummt - jetzt rechnet sich Kuka mit seinem neuen Eigentümer große Wachstumschancen in China aus. "Wir wollen Nummer eins auf dem chinesischen Markt für Robotik werden", sagte Kuka-Chef Till Reuter erst kürzlich.

Wie passt das zu den Befürchtungen eines Ausverkaufs? Im Fall der EEW-Übernahme gehe es um Markt- oder Techniksynergien, das sei nicht zu vergleichen mit anderen Zukäufen, wo sensibles Know-how abgezogen werden könnte, erklärt Kemper. Und: "Wir haben wieder einen strategischen Investor, strategische Investoren sind immer auf Langfristigkeit bedacht." Das sei auch für die Sicherheit der Arbeitsplätze entscheidend.

Der Müllverbrenner beschäftigt mehr als 1000 Mitarbeiter, in der Zentrale und in den Anlagen seien 40 bis 50 Stellen hinzugekommen, sagt EEW-Betriebsratschef Reinhard Lehniger. Er räumt ein: "Wir hatten am Anfang Sorgen, aber das hat sich jetzt alles in Luft aufgelöst. Die Chinesen mischen sich nicht ins operative Geschäft ein, es herrscht Ruhe." Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes habe es sicher gegeben, aber die "ist jetzt weg". Jörg Liebermann, Leiter des Bezirks Wolfenbüttel der Gewerkschaft IG BCE, bestätigt: "Damit sind die Arbeitsplätze sicher."

Der Müllverbrenner hat bewegte Jahre hinter sich: Der schwedische Investor EQT übernahm die einstige Tochter des Energieriesen Eon 2012 mit knapper Mehrheit, 2015 dann ganz. Schließlich verkaufte EQT die Firma an die Chinesen.

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