Strategien


Interdisziplinäre Chancen

Innovieren mit IoT

20.05.2016
Von Martin Pietzonka, Liz Priewisch und Jakob Schofer
Unternehmen wie die Allianz und die Deutsche Telekom gehen branchenübergreifende Partnerschaften ein, um das Potenzial des Internet of Things (IoT) für sich zu nutzen und innovative Angebote zu schaffen.

Wenn Unternehmen heute ihre Zukunft planen, denken sie immer öfter über Branchengrenzen hinaus. Vor allem das Internet of Things (IoT) eröffnet Chancen für neue Geschäftsmodelle. Sie entstehen durch die intelligente Koppelung von smarten Produkten mit einem neuen Typ von Services.

Für Konsumenten eröffnen sich so im besten Fall neue Dimensionen von Komfort, Mobilität und Sicherheit. Wer nun glaubt, die ent­sprechenden Geschäftsmodelle lägen noch in weiter Ferne, der irrt. Viele sind schon Realität. Hier ein paar Beispiele: Fast jeder zweite Deutsche macht sich laut einer repräsentativen TNS-Infratest-Umfrage Sorgen, dass bei ihm zu Hause eingebrochen werden könnte, wenn er nicht daheim ist.

Rund 90 Prozent davon würden sich sicherer fühlen, wenn sie auf ihrem Smartphone über Vorkommnisse im Haus informiert und zudem bei der Einleitung weiterer Schritte, etwa einem Notruf, unterstützt würden. An diesem Punkt setzt eine branchenübergreifende Partnerschaft an, die das Smart-Home-Überwachungs- und -Kontrollsystem von Panasonic mit den Schutzleistungen für Wohnung und Haus im 24/7-Notfallservice der Allianz Global Assistance verbindet.

Sobald ein Smart-Home-Sensor unerwartete Vorkommnisse wie etwa zerbrochene Fensterscheiben, gewaltsame Tür- und Fensteröffnungen oder ungewöhnliche Bewegungen registriert, wird zur Abschreckung eines möglichen Einbrechers eine lautstarke Sirene im Innenraum ausgelöst. Gleichzeitig bekommt der Bewohner eine Meldung auf sein Smartphone.

Damit wird er aber nicht alleine gelassen. Über die Allianz Global Assistance wird automatisch ein 24/7-Notfallservice informiert. Zudem werden zusätzlich notwendige Schritte eingeleitet, um Schäden zu verhindern. So kann eine zuvor festgelegte Kontaktperson benachrichtigt oder der Sicherheitsdienst informiert werden.

Die digitalisierte Küche

Ein weiteres Beispiel ist der Küchenhersteller Tielsa, der mit seiner Produktreihe "Tielsa:connect" ein Küchenkonzept für smartes Wohnen auf den Markt gebracht hat. Das System bietet eine Vielzahl an Funktionen und kann vom Nutzer in bestehende Smart-Home-Lösungen integriert werden. Tielsa verbindet seine intelligente Küche mit Smart-Home-Anwendungen und bietet Lösungen in den Bereichen Komfort, Ergonomie, Sicherheit sowie altersgerechte Ambient-Assisted-Living-(AAL-)Anwendungen. Eine Besonderheit der Tielsa-Küchen sind die beweglichen Hubmodule: Mit diesen lassen sich per App oder Sprachbefehl die Arbeitsplatten sowie die Koch- und Spülmodule automatisch auf für den jeweiligen Benutzer passende Arbeitshöhen einstellen.

Tielsa Küche
Tielsa Küche
Foto: Tielsa

Die AAL-Lösungen integriert Tielsa in sein Küchenkonzept: Wird etwa einem betagten Nutzer beim Kochen schwindelig und er stürzt, erkennt der mit Sen­soren präparierte Fußboden den Zwischenfall und alarmiert die Notrufzentrale oder den Rettungsdienst, die ohne viel Zeitverzug die Haustür automatisch öffnen können. Auch sehr angenehm: Mit dem Sprachbefehl "Tielsa, bitte bereite die Küche auf das Frühstück vor", werden persönliche Prozesse in der smarten Küche ausgelöst: Automatisch stellt sich ein individuelles Lichtszenario ein, die Soundanlage spielt die Lieblingslieder ab, der Wasserkocher erhitzt das Wasser für den Morgentee, und die Essbar stellt sich auf die Wunschsitzhöhe des Nutzers ein.

Tielsa braucht viele Kooperationen

Um eine solch breite Palette an Diensten zu realisieren, kooperiert Tielsa mit folgenden Herstellern im Bereich Smart-Home-Technologien: PhilipsPhilips (Licht), OsramOsram (Licht), Sonos (Musik), WHD (Musik), Future Shape (intelligenter Fußboden) und MieleMiele (Haushaltsgeräte). Top-500-Firmenprofil für Miele Top-500-Firmenprofil für Osram Top-500-Firmenprofil für Philips

Zentrales Element des Systems ist der "Tielsa-Cube", der als Gateway die hersteller- und protokollübergreifende Integration von Geräten und Services ermöglicht. Durch diesen hohen Interoperabilitätsgrad können viele Smart-Home-Anwendungsfälle abge­bildet und branchenübergreifende Lösungen entwickelt werden.

Durch die offenen Systemschnittstellen ist Tielsa:connect erweiterbar und flexibel. Steuerbar ist das System durch die Tielsa-App, die dem Nutzer stetigen Gerätezugriff ermöglicht und ihn gegebenenfalls in Gefahrensituationen warnt.

Mit seinem System konnte Tielsa den ersten jährlichen Smart-Kitchen-Startup-Cook­off gewinnen und sich dabei gegen mehr als 80 Kontrahenten aus aller Welt durchsetzen. Ausgezeichnet wurde die intelligente Küche nicht nur wegen ihrer visionären Ansätze und deren Einfluss auf unsere zukünftige Lebensweise, sondern auch wegen des überzeugenden Designs und der einzigartigen Nutzererfahrung.

Eingebauter Diebstahlschutz

Das dritte Beispiel betrifft die Deutsche TelekomDeutsche Telekom, die als TK-Dienstleister mit dem Fahrradhersteller ZEG (Bulls) und dem E-Bike-Systemhersteller BroseBrose einen Schritt in die Zukunft der Elektromobilität geht. Gemeinsam mit den Partnern hat der Carrier das intelligente Elektrofahrrad "Bulls Sturmvogel E Evo" entwickelt, das im Jahr 2017 auf den Markt kommen soll. Top-500-Firmenprofil für Brose Top-500-Firmenprofil für Deutsche Telekom

Dank Chiptechnik und sensibler Sensorik in Verbindung mit einer App für die Benutzer wird eine neue Form des Diebstahlschutzes möglich, hinzu kommen das automatische Absetzen eines Notrufs im Fall eines Unfalls und ein proaktiver Service unter Einschluss von Ferndiagnosen. Mit Hilfe der App kann der Standort des E-Bikes jederzeit festgestellt und der Akkuzustand ermittelt werden.

Am Zielort angekommen, aktiviert der Fahrer über die App den Sicherungsmodus - das Connected Bike wird automatisch abgeschlossen. Erkennen die Sensoren eine dauerhafte Beschleunigung, verbunden mit einer Entfernung vom Standort, werden umgehend eine Nachricht sowie die Standortdaten an das verbundene Smartphone gesendet.

Durch Aktivierung des Diebstahlsmodus kann der Nutzer nun den Antrieb abschalten und die Position an die Polizei weitergeben. Doch nicht nur Diebstahl erkennt das E-Bike selbständig. Die aktuelle Fahrsituation wird konstant durch die Sensoren interpretiert. Wenn das Fahrrad ungewöhnlich schnell abgebremst wird und auf der Seite liegt, registriert das System einen möglichen Unfall. Reagiert der Fahrer auf die Nachricht eines bevorstehenden Notrufs nicht, schickt das Rad eine SMS mit Ortungsdaten an eine zuvor bestimmte Person.

Auch Fahrradpannen scheinen mit dem Sturmvogel E Evo der Vergangenheit anzugehören. Via Ferndiagnose können Verschleißanzeichen an Bremse, Antrieb und Akkus analysiert werden. Inspektionen können auf diese Weise rechtzeitig vorgenommen und Verschleißteile zum richtigen Zeitpunkt ausgetauscht werden.

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