Finance IT


200 Millionen Euro

Riesenprojekt: Talanx führt SAP ein

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.

Fachkräftemangel als Bremsklotz

Der vorläufige Höhepunkt des Mega-Projektes ist für Noth und sein Team der September 2011: Für die große Sparte Haftpflicht und die kleinere Sparte Hausrat - diese wurde gleich mitgenommen - konnte er das neue Bestandssystem SAP Policy Management live schalten.

Im selben Jahr löste er wie geplant auch das alte Inkassosystem ab und führte das neue Arbeits-Management ein. Damit die Endanwender mitmachen, hat Talanx Multiplikatoren geschult und Videoclips ins Intranet gestellt. "Wir wollten jeden Anschein vermeiden, dass die IT den Fachabteilungen etwas aufdrückt", betont Noth. "Das Projekt sollte von Anfang an als etwas gemeinsames Neues positioniert sein." Läuft alles nach Plan, migrieren IT und Fachbereiche die anderen Sachversicherungssparten in den kommenden anderthalb Jahren.

Noth sieht Accenture in erster Linie als Partner für Systemintegration, SAP liefert seine Produkte und das Consulting dazu. Die Kooperation mit den Walldorfern sei durch Vorstandssprecher Jim Hagemann Snabe (in einer Doppelspitze mit Bill McDermott) positiv geprägt, so der Talanx-IT-Vorstand. Snabe habe sich mehrmals persönlich zu dem Projekt bekannt und für Commitment aus der SAP-Spitze gesorgt. Nach wie vor sind die Mitarbeiter von SAP im Haus. Noths Zwischenfazit aus der bisherigen Zusammenarbeit: "In dem Projekt treffen mit Talanx und SAP zwei kulturell unterschiedliche Großkonzerne aufeinander. Schnell haben wir jedoch gemeinsam eine dem Anspruch des Vorhabens angemessene, sehr gute partnerschaftliche Zusammenarbeit etabliert - und zwar auf allen Ebenen: von den Projektmitarbeitern bis zu den beteiligten Vorständen."

Ein Bremsklotz bei dem Großprojekt war der Mangel an Mitfahrern - von der IT-Seite her. Im Rückblick sagt Noth, man habe 2008 schlicht und einfach nicht genug passendes Personal gehabt. Es mussten also zunächst einmal einige Schlüsselpositionen neu besetzt werden. Hier kam dem IT-Vorstand sein persönliches Netzwerk zugute: vor seinem Einstieg bei der Hannoveraner Versicherung Anfang 2008 war der promovierte 51-jährige Betriebswirt unter anderem sechs Jahre lang für die Finanz-IT (heute: Finanz Informatik) verantwortlich, einen IT-Dienstleister der Sparkassengruppe. Nach seinem Weggang folgten ihm einige Manager zu Talanx nach.

"Wenn man alle Internen und Externen zusammenrechnet, waren in Spitzenzeiten rund 400 Mitarbeiter am Werk", sagt der IT-Vorstand. Heute ist er zuversichtlich, das gesamte Projekt Zielbebauung erfolgreich abschließen zu können. Terminlich und von den Kosten her liegt er im Plan, so Noth. Mehr als 200 Millionen Euro gibt die Talanx für das Gesamtvorhaben aus. Dabei werden neben der SAP-Einführung auch für sämtliche anderen Systeme des Bereichs Sachversicherungen und für Querschnittsfunktionen Ziellösungen auf Basis bestehender Anwendungen, Kaufsoftware oder neuer Eigenentwicklungen eingeführt.

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